: Offshore statt Container-Riesen
WERFTENKRISE Trotz Anpassung an den Strukturwandel sind die deutschen Schiffbauer noch lange nicht in ruhigen Fahrwassern. Die IG Metall Küste kritisiert fehlende politische Unterstützung
■ Arbeitsplätze: Noch 16.760 Beschäftigte arbeiten bei den Werften – 2008 waren es noch über 20.000 gewesen.
■ Ranking: Der größte Werftenverbund ist noch immer die nach Abu Dhabi verkaufte Thyssen-Krupp Marine Systems-Gruppe (4.890 Beschäftigte) vor der Meyerwerft, den P+S Werften, der Lürssen- und der Sietas-Gruppe.
„Der Bau von Containerschiffen und Massengutfrachtern in Deutschland ist unwiederbringlich vorbei“ – so lautet eine der Kernaussagen der Studie. Im Auftrag der IG Metall Küste haben drei Mitarbeiter des Instituts für Arbeit und Wirtschaft (IAW) der Uni Bremen eine Studie über die aktuelle Situation und Perspektive des deutschen Schiffbaus erstellt. Das Ergebnis: Die Krise hält an und wird sich ohne eine Neuausrichtung der Branche weiter verschärfen.
Nach der auf Informationen von Betriebsräten aus 42 Werften fußenden Untersuchung geht die Zahl der Werftarbeiter noch immer zurück. Doch während zwischen September 2008 und September 2009 mehr als 3.000 Arbeitsplätze verloren gingen, kamen in den vergangenen zwölf Monaten „nur“ noch knapp 700 gestrichene Jobs dazu.
Ohne eine Ausweitung der Kurzarbeit, von der derzeit 3.000 Werftarbeiter betroffen sind, wäre diese Zahl allerdings wesentlich höher ausgefallen. Erstmals wurden in den vergangenen zwölf Monaten mehr als die Hälfte der wenigen Neueinstellungen befristet vorgenommen. Mehr Leiharbeiter und vermehrte Überstunden führen nach Auffassung der Autoren dazu, dass noch immer reguläre Arbeitsplätze abgebaut werden.
Auch die Auftragseingänge bewegen sich auf einem kritischen Niveau, Neubauaufträge wurden nur im Spezialschiffbau akquiriert. „Die Luft wird dünner für die Werften“, resümiert die Studie.
Die IG Metall Küste kritisiert als Auftraggeberin der Studie vor allem, dass „es von der Bundesregierung nur wenig konkrete Hilfe“ für die Werften gäbe. Andere europäische Schiffbaunationen würden „mit Sofortprogrammen für ihre Werften reagieren“, so die Bezirksleiterin der IG Metall Küste, Jutta Blankau. Chancen für die Betriebe sieht Blankau vor allem in neuen Auftragsfeldern, etwa in der Offshore-Windkraft oder dem Umweltschutz. MARCO CARINI