: „Nicht im Abseits“
STERBEN Bei Kaffee und Kuchen wird über den Tod, eigene Ängste und Trauererfahrungen gesprochen
■ 34, ist interkulturelle Pädagogin. Ihr Unternehmen bietet Seminare und Fortbildungen an. Zudem begleitet sie Trauernde.
taz: Frau Reimann, ist die Schwelle, ins Café Mortel zu gehen, um mit Fremden über den Tod zu sprechen, nicht extrem hoch?
Ulrike Reimann: Wir haben eine entspannte, behutsame Atmosphäre. Niemand wird zu einem Gespräch gezwungen. Auf den Tischen liegen anregende Fragen, die Impulse geben. Bei uns zögert aber niemand, das Thema Sterben auf den Tisch zu bringen. Letztes Mal kamen einige BesucherInnen zufällig, die sich auch auf das Angebot eingelassen haben.
Die Café-Mortel-Bewegung ist weltweit verbreitet. Was bewegt Sie, sie jetzt nach Bremen zu bringen?
Ich habe davon gelesen und fand die Idee großartig. Ich verfolge die Bewegung und veranstalte das Café Mortel mit meinem Unternehmen „Emotionale Kulturentwicklung“ jetzt zum zweiten Mal.
Weshalb bieten Sie diese Non-Profit-Veranstaltung an?
Ich persönlich habe als Gastgeberin großes Interesse am Sterben und Trauern. Mein Ziel ist es, Trauer mehr in die Gesellschaft zu integrieren und dahin zurückzubringen, wo die Menschen sind. Man muss sein gewohntes Umfeld zum Traurigsein nicht verlassen.
Welche Menschen kommen ins Café Mortel?
Männer und Frauen, jung und alt. Wir erreichen viele Menschen, weil es keine eingeschränkte Zielgruppe gibt. Abschied nehmen und Sterben betrifft alle.
Was sind Ihre Ziele?
Trauern soll nicht im Abseits stattfinden. Die Café-Idee soll sich gerne in ganz Bremen streuen, damit Trauer nicht mehr in abgeschlossenen Räumen stattfindet.
Woher kommt Ihr Interesse für diese Thematik?
Mein Interesse ist beruflicher Art. Es gibt auch eine persönliche Betroffenheit. Ich habe meinen Bruder bei einem Unfall verloren. Ich wünsche mir jedoch, dass wir alle ExpertInnen des Trauerns werden, egal ob und in welcher Form wir betroffen sind. INTERVIEW: KORNELIUS FRIZ
17 bis 19 Uhr, Radieschen, Buntentorsteinweg 65