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Neoliberales Lob

USA Der New Yorker Ökonom Jeffrey Sachs findet die Energiewende toll und warnt vor einer Gasblase

BERLIN taz | Der Energiewende ging es schon mal besser. In Deutschland ist sie zunehmend schlecht beleumundet, die EU-Kommission zieht gegen Subventionen zu Felde, und Unternehmen preisen den niedrigen Gaspreis in den USA.

Scheitert das Projekt umweltfreundliche Energieversorgung, weil es gegenüber dem fossilen System nicht konkurrenzfähig ist? Dieses ganze „Bündel von Lügen“ solle man bloß nicht glauben, warnt jetzt US-Ökonom Jeffrey Sachs, der das Netzwerk der Vereinten Nationen für Nachhaltige Entwicklung (SDSN) leitet und am Mittwoch in Berlin weilte. „Deutschland geht in die richtige Richtung, die anderen Länder sollten ihm folgen. Jeder Staat braucht eine Energiewende“, sagte Sachs.

Wer ist dieser Mann? Er arbeitet als Professor an der Columbia-Universität in New York. Zu Beginn der 1990er Jahre war er einer der Berater, die unter anderem Jugoslawien und Russland die schockartige Liberalisierung empfahlen – mit teils fatalen Folgen. Daraus scheint er gelernt zu haben. Mitte der 2000er Jahre entwarf er im Auftrag der Vereinten Nationen (UN) einen Plan für die schnelle Verringerung der globalen Armut. Nun wirkt Sachs daran mit, dass die UN globale Ziele für eine nachhaltige Entwicklung formulieren.

In Berlin forderte er vehement, den Klimawandel ernst zu nehmen und den Ausstoß von Kohlendioxid bis 2050 um mindestens die Hälfte zu senken. Fracking und stärkerer Gaskonsum seien jedoch „nicht ausreichend“, um die „Dekarbonisierung“ der Weltökonomie zu erreichen.

Obwohl der Gaspreis in den USA massiv gesunken ist, äußerte Sachs Zweifel an den optimistischen Prognosen: „Die USA sind das Land der Übertreibung.“ Möglicherweise würden die Lagerstätten von Schieferöl und -gas viel schneller leergepumpt als geplant. So prognostizierte Sachs einen baldigen Anstieg des Gaspreises, der den vorübergehenden Vorteil im Vergleich zu den erneuerbaren Energien zunichtemache.

Deutschland solle deshalb unbedingt an seiner Strategie festhalten. Wobei Sachs das deutsche Modell als „Vorbild“, nicht aber als „Blaupause“ bezeichnete. Auch „andere nationale Wege“ zu einer anderen Energiewirtschaft seien möglich. Atomkraft und die CCS-Technologie zum Deponieren von Kohlendioxid aus Kohlekraftwerken seien Optionen, die man mit erneuerbaren Ressourcen kombinieren könne.

HANNES KOCH

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