: Sieg für Hertha und Union
DERBY In der ausverkauften Alten Försterei trennen sich Union und Hertha 1:1. Entgegen der aufgeheizten Stimmung war das Spiel weitgehend fair. Unions Ausgleich in der 82. Minute
■ FC Union-Hertha BSC: 1:1
■ FC Union: Glinker - Madouni, Rauw (39. Göhlert), Kohlmann - Menz, Brunnemann, Peitz, Parensen (80. Savran) - Mattuschka (76. Kolk), Benyamina, Mosquera
■ Hertha BSC: Aerts - Lell, Hubnik, Mijatovic, Kobiashvili - Niemeyer, Domovchiyski (92. Djuricin), Raffael (64. Perdedaj), Rukavytsya (64. Schulz) - Ramos, Friend
■ Tore: 0:1 Niemeyer (2. Minute), 1:1 Kolk (82. Minute)
■ Zuschauer: 18.400 (ausverkauft)
VON JOHANNES KOPP
Am Ende kam es zumindest nicht zum befürchteten Gesichtsverlust für Hertha. „In diesem Spiel kann nur einer verlieren, und das sind wir“, hatte Manager Michael Preetz schon vorab auf den undankbaren Charakter des Stadtduells gegen Union Berlin hingewiesen. Der Bundesligaabstieger wurde am Freitagabend zwar seiner Favoritenstellung nicht gerecht. Doch zumindest bleibt man nach dem 1:1 Unentschieden weiterhin unbezwungen in dieser Zweitligasaison. Union hingegen erkämpfte sich mit viel Engagement seinen zweiten Punkt.
Viele der Zuschauer an der Alten Försterei hatten sich den Zutritt bereits vor Wochen mit einer durchwachten Nacht vor der Union-Geschäftsstelle erkämpft. Noch am Freitag selbst wechselten Eintrittskarten via Internet für das Fünffache des Verkaufswertes den Besitzer. Wer hätte gedacht, dass ein Zweitligaduell Berlin so elektrisieren könnte.
Beste Unterhaltung wurde am Freitagabend schon vor dem Spiel geboten. Die Union-Fans reichten auf ihrer Tribüne selbst gebastelte Papp-S-Bahnen vom Spandau-zum Köpenick-Schild weiter. Eine geradezu rührend anmutende Choreographie. Auf der anderen Seite des Stadions blühten bei den Hertha-Fans trotz Liga zwei wild die Großmachtphantasien. Auf einem Spruchband, das sie ausrollten, stand in Anlehnung an Ernst Reuter, den früheren Berliner Bürgermeister, geschrieben: „Völker dieser Welt, schaut auf diese Stadt und erkennt Berlins größten Reichtum.“
Die Phantasie der Union-Fans erhielt allerdings kurz nach dem Anpfiff einen Dämpfer. Bereits in der zweiten Minute ging Hertha in Führung. Peter Niemeyer köpfte eine Freistoßflanke ins Tor. Die mit Christoph Menz und Gerd Bernd Rauw neu formierte Union-Abwehr hatte den defensiven Mittelfeldmann offensichtlich nicht auf der Rechnung. Durch den frühen Gegentreffer konnte sich Union gegen den Favoriten gar nicht erst in Zurückhaltung üben.
Hertha-Fans auf einem Plakat
Nach anfänglicher Nervosität setzten sich Union dann auch durchaus gekonnt in der gegnerischen Hälfte fest. Die größte Chance zum Ausgleich hatte zunächst John Jairo Mosquera in der 12. Minute. Ein von Hertha-Torwart Maikel Aerts unglücklich abgewehrter Ball fiel ihm vor die Füße, doch der von einer Pechsträhne geplagte Stürmer konnte auch aus kürzester Distanz nicht einnetzen. Gute Distanzschüsse von Karim Benyamina und Dominic Peitz verfehlten ebenfalls nur knapp das Ziel. Hertha gelang es gegen das anstürmende rote Ensemble viel zu selten, Gegenstöße zu initiieren. Sichtlich zugute kam es Union, dass Trainer Uwe Neuhaus überraschenderweise den langzeitverletzten Michael Parensen aufbieten konnte, der aufgrund seiner Ballsicherheit und scharfen Hereingaben sehr vermisst worden war.
Je länger das Spiel andauerte, desto hitziger schien das Duell zu werden. Zu Beginn der zweiten Hälfte musste die Partie einstweilen unterbrochen werden, weil die Hertha-Fans das Spielfeld mit Rauchbomben vernebelten. Weitab vom Spielgeschehen lagen plötzlich sich windende Spieler am Boden. Doch auf dem Platz konnte Union nicht mehr an die gute Leistung der ersten Hälfte anknüpfen. Es gelang ihnen plötzlich nicht mehr, Einschussmöglichkeiten vor dem Tor von Aerts zu erspielen.
So deutete alles auf den erwarteten Favoritensieg hin. Aber völlig unvermutet tat sich dann in der 83. Minute doch noch ein Loch in der Hälfte von Hertha auf. Der eingewechselte Santi Kolk nutzte den Raum, zielte präzise und traf aus gut 20 Metern zum letztlich verdienten Ausgleichstreffer, der in der Alten Försterei enthusiastisch gefeiert wurde. Beinahe hätte der junge Christoph Menz dann noch in der Nachspielzeit wiederum durch einen Distanzschuss gar das 2:1 erzielt. Aber der Union-Anhang war auch schon so mehr als zufrieden.