Innige Beziehung

COMICS Musik und Comics haben seit jeher eine intensive Liaison: Zum vierten Mal findet ab morgen das Comicfestival Hamburg statt – nun im Rahmen des Reeperbahn-Festivals

Am deutlichsten wird die Schnittstelle von Musik und Zeichnung bei Martina Lenzin

VON KERSTIN SCHROEDINGER

Wie findet der Ton zum Bild? Welchen Soundtrack hat eine „Graphic Novel“? Auffallend häufig sind die Wahlverwandtschaften zwischen Bildgeschichte und Populärmusik: comiczeichnende Rock’n’Roller wie Klaus Cornfield, Popliteraten mit grafischem Feinsinn wie Martin Büsser oder Konzertplakate und Albumcover im Panel-artigen Zeichenstil wie im Fall von Raymond Pettibon, Derek Hess oder Tara McPherson.

Als viel versprechende Ergänzung in beide Richtungen gibt sich auch die Kooperation des diesjährigen vierten Hamburger Comicfestivals mit dem Reeperbahnfestival: Der comiclesende Konzertgänger mag die entsprechende Begleitmusik entdecken und die musikinteressierte Comicliebhaberin ihre grafischen Vorlieben in Sounds übertragen finden. Für das Comicfestival bedeutet die Zusammenarbeit dabei, dass noch mehr Verlage und KünstlerInnen noch mehr Comics präsentieren können. Vor allem, damit sie ihre BesitzerInnen wechseln: Im Zentrum des Festivals steht eine Comicbörse in der Clemens-Schultz-Straße, bei der am Freitag und Samstag nicht nur flaniert und diskutiert, sondern auch gekauft werden soll.

Darüber hinaus gibt es aber auch ein erweitertes Programm, das die Comics ins Zentrum rückt. Am deutlichsten wird die Schnittstelle von Musik und Zeichenstift dabei in den Arbeiten von Martina Lenzin, die während ihrer Tresenschichten in der Astra-Stube grafische Live-Bandproträts skizziert. In einer gemeinsamen Ausstellung mit Carolin Walch präsentiert sie ihr Debüt-Album. Was beide Künstlerinnen verbindet, ist die Auseinandersetzung mit musikalischen Subkulturen. Während Carolin Walch das Leben junger Hipster seziert, widmet sich Martina Lenzin der DIY-Kultur des Postpunk. Nun präsentieren beide ihre fast fertiggestellten „Graphic Novels“ erstmals einem größeren Publikum und geben einen Einblick in die nächste Generation des deutschen Indie-Comics.

Ein weiteres Highlight des Festivals findet im erst vor wenigen Tagen eröffneten Comicladen Strips & Stories in der Seilerstraße statt – an der Route zwischen Reeperbahn und der Zentrale des Comicfestivals. Passend zum Fokus des Ladens, der sich vor allem auf „Graphic Novels“ spezialisiert hat und ein liebevoll ausgewähltes internationales Repertoire versammelt, präsentiert dort der Berliner Gregor Hinz aus seinem illustrierten Reisetagebuch „Es war, als würde ich nur kurz zum See fahren“: eine viermonatige, bebilderte Lese-Motorradreise von Berlin zum Nordkap und weiter Richtung Rumänien. Aber Vorsicht: Unterwegs gibt es jede Menge Mücken, Zecken, Vögel und unangenehme Entscheidungen.

■ Festivalzentrum: Fr, 24. 9., 13-20 Uhr und Sa, 25. 9., 11-20 Uhr, Clemens-Schultz-Straße 87 Eine bebilderte Lese-Motorradreise: Sa, 25. 9., 16 Uhr, Strips & Stories, Seilerstraße 40