: Eine Schifffahrt macht die Luft schlecht
UMWELT Wenn nichts passiert, steigt der Stickoxidausstoß der Schiffe auf der Nordsee bis 2030 um ein Viertel. Schon heute sind Schiffe für 20 bis 30 Prozent der Schadstoffe in der Nordseeluft verantwortlich
Die kommerzielle Schifffahrt könnte in 15 Jahren ein Viertel mehr gesundheitsschädliches Stickoxid in die Nordseeluft pusten als heute. Das hat Volker Matthias vom Helmholtz-Zentrum Geesthacht für den Fall ausgerechnet, dass sich die Antriebstechnik nicht verbessert und die gesetzlichen Vorschriften nicht verschärft werden. „Wir müssen damit rechnen, dass die von Schiffen transportierte Fracht auf der Nordsee jedes Jahr um zwei bis drei Prozent ansteigen wird“, sagt Matthias. Bisher gebe es noch keine internationalen Vereinbarungen, die die damit einhergehende Zunahme des Stickoxid-Ausstoßes bremsen würden.
Stickoxide gehören zu den größten Problemen, was die Luftbelastung in Europa angeht. Zwar sind Schiffe bezogen auf ihre Transportleistung der umweltfreundlichste Verkehrsträger. Die Dichte des Verkehrs und die schlechte Qualität des Treibstoffs, den sie verbrennen, macht sie aber zu einem großen Umweltverschmutzer. Nach Matthias’ Berechnungen sind zurzeit 20 bis 30 Prozent der Schwefel- und Stickoxidkonzentration in der Nordseeluft auf die Schifffahrt zurückzuführen.
Für seine Berechnungen hat Matthias jedes kommerziell genutzte Schiff erfasst, das im Jahr 2011 über die Nordsee geschippert ist. Aus dem Schiffstyp, der Technik und der Route errechnete er die Emissionen – und nach einem Modell des Helmholtz-Zentrums auch, wohin die Abgase driften würden. „Das Thema Luftverschmutzung betrifft nicht nur die direkte Küstenregion“, sagt Matthias. Die Schiffsabgase würden vom Wind über Land geweht, wo sie mit Gasen aus der Landwirtschaft, Industrie und dem Verkehr zu Partikeln reagierten, die dann noch 500 Kilometer landeinwärts zu finden seien.
Wegen des zu erwartenden Verkehrswachstums lasse sich schon der Status quo nur durch schärfere Vorschriften erhalten. Zwar gilt ab dem kommenden Jahr ein schärferer Grenzwert für den Schwefelgehalt des auf der Nord- und Ostsee verbrannten Treibstoffs. Über die Regulierung des Stickoxid-Ausstoßes ab 2016 verhandeln die Anrainerstaaten noch. KNÖ