Wissenschaftler fordern Planetenstatus für Pluto

Vor zwei Wochen beschloss die Astronomische Union, dass Pluto kein Planet mehr sein darf. Doch nicht alle Forscher sind damit einverstanden

Die meisten Menschen haben ihn noch nie gesehen. Selbst durch ein Profi-Teleskop erscheint Pluto nur als stecknadelkopfgroßer, weißer Punkt. Doch seine Degradierung vom Planeten zum Zwergplaneten erregt die Gemüter. Eine Petition im Internet ruft zur „Rettung des Planeten Pluto“ auf und fordert seinen Planetenstatus zurück. Sogar Aufkleber mit der Aufschrift „Ich vermisse Pluto“ kann man sich bestellen. Und in New Mexico gehen Studenten und Wissenschaftler auf die Straße, um Plutos Status als Planet zu erhalten.

Anlass ist die jüngst auf der Generalversammlung der IAU (Internationale Astronomische Union) verabschiedete Neudefinition von Planeten. Demnach muss ein Plantet ab sofort drei Bedingungen erfüllen. Erstens: Er umkreist die Sonne. Zweitens: Seine Gravitation ist so groß, dass sie ihn in einer nahezu runden Form zusammenhält. Drittens: Er hat die Gegend um seine Umlaufbahn gesäubert. Gesäubert bedeutet, dass sich in der Umlaufbahn des Planeten keine anderen Objekte mehr befinden, die ihn durch ihre Gravitation beeinflussen könnten.

Hier fängt die Diskussion an: Pluto erfüllt die dritte Bedingung nicht. Er befindet sich mitten im sogenannten Edgeworth-Kuiper-Gürtel, einer Ansammlung aus über 70.000 Gesteinsbrocken. Nach der neuen Definition gehört Pluto damit zu den Zwergplaneten, die trotz ihres Namens nicht zu den Planeten gehören.

„Diese Definition ist klug, weitsichtig und physikalisch sinnvoll“, findet Jakob Staude, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Max-Plack-Instituts für Astronomie. Er ist froh, dass es endlich eine klare Definition gibt. „Das wird uns auch bei der Klassifizierung von Planeten außerhalb unseres Sonnensystems helfen.“

Genau da aber sieht Ralf Jaumann, Leiter der Abteilung für Planetengeologie des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums (DLR), den Knackpunkt: „Mir wäre eine einheitliche Definition für alle Planeten, also auch die außerhalb unseres Sonnensystems, lieber gewesen.“ Bis jetzt beschränkt sich die Definition noch auf das Planetensystem unserer Sonne. Für Jaumann ist deshalb das letzte Wort in Sachen Planetendefinition noch nicht gesprochen.

Das sehen auch die Unterzeichner der Petition „Protest gegen die IAU-Planetendefinition“ so. Darunter befinden sich viele Wissenschaftler namhafter, überwiegend US-amerikanischer Institute. Jedoch wird in der näheren Erläuterung kein konkreter wissenschaftlicher Grund für die Ablehnung genannt. Vielmehr wird kritisiert, dass bei der Abstimmung vor zwei Wochen in Prag nur 428 von insgesamt über 10.000 Mitgliedern der IAU beteiligt gewesen seien.

Auch in Deutschland wurde unter www.save-pluto.de zur „Rettung Plutos“ aufgerufen. Wie in den USA wird die Abstimmungspolitik der IAU kritisiert. Die meisten Argumente scheinen hier aber eher nostalgische Motive zu haben. „Menschen in der ganzen Welt lieben Pluto als Planet“, heißt eines der Argumente. „Unsere Kinder haben es so gelernt“, ein anderes.

Als letztes Argument wird darauf verwiesen, dass auch Alan Stern der neuen Definition gegenüber skeptisch sei. Alan Stern ist Leiter der Mission „New Horizons“, der ersten Raumsonde, die zu Pluto unterwegs ist. Dass er seine Sonde lieber zu einem Planeten als zu einem Zwergplaneten fliegen lässt, erscheint nicht weiter verwunderlich. Erstaunlich ist dagegen, dass das Bild auf der Rettet-Pluto-Website den Planeten Jupiter zeigt.

ULRIKE SINZEL