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Archiv-Artikel

„Sie werden uns nicht entgehen“

Mit der Kirchentagsbüro-Eröffnung merzen Bremer Evangelische Kirche, Deutscher Evangelischer Kirchentag und Ex-Bürgermeister Scherf Zweifel aus: Das Glaubensfest kommt 2009 in die Stadt

von Benno Schirrmeister

Man kann es als Demonstration bezeichnen. Das Projektbüro für den Deutschen Evangelischen Kirchentag 2009 (DEK) ist gestern im Gemeindehaus am Dom offiziell eröffnet worden. Ein Großtransparent enthüllten gemeinsam mit Christiane Begerau vom DEK-Vorstand Ex-Bürgermeister Henning Scherf, Bürgerschaftspräsident Christian Weber (beide SPD) und der Schriftführer der Bremer evangelischen Kirche, Louis Ferdinand von Zobeltitz.

Letzterer bezeichnete das als „ein unübersehbares Zeichen“ und „eine Antwort auf merkwürdige Störfeuer“, die es in der Vorbereitung des Events bislang gegeben habe. Zumal der Vorstoß von Innensenator Thomas Röwekamp Anfang des Jahres, bei den Sparrunden auch über eine Absage des Glaubenstreffs zu erwägen, hatte für viel böses Blut gesorgt – und offensichtlich tiefe Wunden hinterlassen. „Ohne Wenn und Aber“ finde der DEK 2009 in Bremen statt, bestätigte nun Weber (SPD), das könne auch „keine Koalitionskrise“ mehr aufhalten.

Anschließend bezichtigte Scherf Kritiker der Massenveranstaltung des Pharisäertums. Alle hätten sich einzureihen und die Vorbereitungen für 2009 „mit Optimismus“ anzugehen, forderte Scherf. Namentlich denunzierte er den Pastor der Friedenskirchen-Gemeinde, der als Gegner des Kirchentags aufgetreten sei „und dann die Stadt mit seiner Zehn-Gebote-Sache überfordert“ habe. Der Ex-Bürgermeister spielte damit darauf an, dass der Geistliche 2004 der bundesweit beachteten Tanztheater-Produktion „Die zehn Gebote“ von Johann Kresnik in der Humboldtsraße Asyl gewährt hatte. Zuvor hatte die Domgemeinde aus Angst vor nackten Näherinnen und nach erheblichem Druck der Bildzeitung ihre Zusage, die Kirche als Bühne zur Verfügung zu stellen, zurückgezogen. Während der Aufführungen war es zu Anschlägen gekommen: Der Pastor war durch Briefe bedroht, die Pastorin mit einem Brandsatz angegriffen worden. Als Täter wurde später ein geistig verwirrter Nachbar dingfest gemacht.

Den Geist der für 2009 geplanten Veranstaltung skizzierte DEK-Referentin Begerau. Es würden viele aufgeschlossene und freundliche Menschen in die Stadt kommen: Mit diesen werde ganz Bremen nicht nur feiern können, sondern auch müssen: „Sie werden“, so Begerau, „dem Kirchentag nicht entgehen können“. Zobeltitz betonte vor diesem Hintergrund den Gedanken der Nachhaltigkeit. Das Glaubensfest dürfe „nicht Platzregen“ sein, sondern müsse „tief greifende Spuren hinterlassen“.

Noch ungeklärt sei, wie Bremerhaven ins Programm einbezogen wird. Er vermute, dass es „einen Schwerpunkttag“ in der Seestadt gebe, so Zobeltitz. Die Hauptsache sei, dass „viele Gäste dorthin kommen“. Stadt und Land Bremen werden sich an der Finanzierung des DEK mit 7,5 Millionen Euro beteiligen, die BEK will eine Million beisteuern. „Dieser Betrag steht“, so Zobeltitz, „in einem vernünftigen Verhältnis zu unserem Gesamthaushalt – das können wir verantworten.“ Die übrigen Gelder sollen ihm zufolge durch Kollekten in ganz Deutschland und von der Evangelischen Kirche Deutschlands aufgetrieben werden.