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Archiv-Artikel

Die Tropen im Zimmer

Ulla und Dietrich Christoph wollen sich mit dem Malen von Wandbildern selbstständig machen. Beide hoffen, sich durch die kreative Arbeit einen Ausgleich für ihren derzeitigen Berufsalltag in Sozialarbeit und Handwerk zu schaffen. Im Oktober soll es mit dem Nebenerwerb richtig losgehen

Von Philipp Ratfisch

In Grün- und Blautönen ragt aus dem Hintergrund ein üppiger Urwald hervor. Vorne lugt gerade noch der Rand eines gelben Fliesenbodens ins Blickfeld, von oben schlängelt sich eine orangefarbene Blume hinunter. „Wenn man auf dem Bett sitzt, sieht es so aus, als sei man auf der Terrasse“, sagt Ulla Christoph, sichtlich zufrieden mit ihrem Werk. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Dietrich hat sie eine Wand ihres Schlafzimmers mit einer großen Malerei versehen. Ein erster Test, denn die beiden Eheleute hatten vor kurzem eine Idee: Sie wollen sich mit dem Malen von Wandbildern selbstständig machen.

„Das zweite Bild ist schon in Arbeit“, sagt Dietrich Christoph. Es wird ein zusätzliches Fenster in einem Zimmer vortäuschen, das eigentlich nur eines hat. Darin soll eine Küstenlandschaft zu sehen sein, über der einige Vögel kreisen. „Wir wollen aber auch Möwen malen, die im Zimmer herum sitzen“, erklärt Dietrich. „Illusionsmalerei“ nenne man diese Art der Gestaltung, fügt seine Frau Ulla hinzu.

Wie sie auf die Idee gekommen seien, sich mit dem Malen selbstständig zu machen, wissen sie nicht mehr so genau. Nur eines steht fest: Es war schon immer das Hobby der beiden. Vor allem eines, das einen Ausgleich schafft zum stressigen Berufsleben. „Malen ist ein guter Gegenpol“, sagt Ulla. Denn eigentlich arbeitet die 45-Jährige in einem Kinder- und Jugendzentrum in Hamburg als Sozialarbeiterin. Der Job belaste sie zunehmend, auch wenn er Spaß mache, wie sie versichert. „Da die Leute immer ärmer werden, wird die Arbeit immer härter“, sagt sie. Einen Tag in der Woche will sie sich daher freinehmen, um ihre künstlerische Seite ein wenig auszuleben. „Vier Tage gegen diese Sachen ankämpfen und am fünften Tag etwas Nettes machen“, beschreibt sie ihren Traum. Auch für Dietrich Christoph bedeutet das Vorhaben mehr als eine weitere Einnahmequelle. „Ich habe als Kind immer schon gemalt“, erzählt der 47-Jährige. „Das entspannt und macht Spaß.“ Hauptberuflich arbeitet er als selbstständiger Handwerker. Von Fliesenverlegen über den Ein- und Ausbau von Küchen bis zu Malerarbeiten reicht das Spektrum seines Angebotes. Da scheint es günstig, einfach noch die Wandmalerei hinzuzufügen.

Im Oktober soll es losgehen. Einige Anfragen haben sie bereits erhalten – bisher noch von Freunden und Bekannten. „Wir haben aber im Prinzip noch gar keine Werbung gemacht“, sagt Ulla.

Bei der Wahl der Motive legen sich die beiden nicht fest. „Wir würden alles malen“, so Dietrich Christoph. „Manche haben konkrete Vorschläge, andere nicht, da würden wir dann überlegen, was wir machen.“ Eine von Ullas Kolleginnen bestellte ein Detail aus Raffaels Gemälde „Verklärung Christi“. „Dann kamen gleich alle anderen an und wollten auch“, sagt Ulla mit einem Lachen. Auch ein Kinderzimmer sollen die beiden gestalten. Doch nicht nur Anfragen von Privatpersonen kommen in Frage. „Wir übernehmen gerne auch Aufträge im öffentlichen Raum“, sagt sie. Zwischen zwei Tagen und einer Woche benötigen die Christophs um ein Wandbild fertig zu stellen. „Das hängt natürlich von der Größe des Motivs ab“, sagt Ulla. Der Preis sei Verhandlungssache. „Wir sind am Anfang aber noch recht günstig“, versichert sie.

Am besten sei es, vor dem Malen von der ausgewählten Wand die Tapete abzunehmen, erklärt Dietrich. „So bekommt man eine ebene Fläche.“ Diese Arbeit übernehmen die beiden ebenfalls. Doch sei es auch möglich, eine Raufasertapete zu verzieren, wenn das jemand wünsche. Das ausgewählte Motiv wird an die Wand projiziert und dann mit Acrylfarbe nachgezeichnet. „Diese Farbe hat den Vorteil, dass sie sehr schnell trocknet“, erläutert Dietrich. „Man kann durch Wandbilder sehr viel Weite in die Räume bringen“, fasst Ulla zusammen. Gemeinsam mit ihrem Mann wartet sie nun auf weitere Anfragen. „Das ist so eine schöne Vorstellung“, sagt sie, „dass man auch noch von einer Sache lebt, die einen erfüllt.“

Erreichen kann man die Christophs unter ☎ 0179 / 892 86 03