: Neuer Chef der Labour-Partei
Er ist zum ersten Mal aus dem Schatten seines Bruders herausgetreten. Bisher verlief das Leben der Miliband-Brüder David und Ed recht geordnet: Beide wuchsen in Londons Reichenviertel Primrose Hill auf. David besuchte die Haverstock-Gesamtschule in Nordlondon, Ed folgte ihm. David studierte Philosophie, Politik und Wirtschaft in Oxford, Ed folgte ihm und wählte dieselben Studienfächer.
David wurde 2001 ins Unterhaus gewählt, Ed vier Jahre später. David wurde 2007 unter Gordon Brown Außenminister, Ed übernahm das Ministerium für Energie und Klimawandel. Und zunächst sah es aus, als ob David Miliband das Rennen um die Parteiführung machen würde und sein Bruder auf eine neue Gelegenheit warten müsste. Doch diesmal lag Ed vorne, wenn auch nur um 1,3 Prozent. Manche Parteimitglieder befürchteten einen ähnlichen Krieg zwischen den Milibands, wie er zwischen Blair und Brown geherrscht hatte, aber die Brüder hielten sich im internen Labour-Wahlkampf an die Spielregeln.
Ed wurde am Heiligabend 1969 geboren. Er arbeitete nach dem Studium für kurze Zeit beim Fernsehen, bevor er für ein Jahr als Dozent an die Harvard-Universität in den USA ging. Nach seiner Rückkehr wurde er Mitarbeiter von Harriet Harman, die seit 2007 Parteivorsitzende ist und nach Browns Rücktritt im Mai kommissarisch auch die Parteiführung übernahm.
Der verstorbene Vater der Brüder, Ralph Miliband, war ein bekannter marxistischer Theoretiker. Dessen Eltern, polnische Juden, waren vor den Nazis aus dem Warschauer Ghetto geflohen und entkamen mit dem letzten Schiff aus Belgien nach England. Die Mutter von Ed und David Miliband, Marion Kozak, ist eine linke Intellektuelle. Sie war sehr unglücklich über den Konkurrenzkampf ihrer Söhne um die Labour-Führung. Bis vor kurzem hatten sich die Brüder mit ihren Partnerinnen sogar ein Haus geteilt, inzwischen soll die Atmosphäre eher frostig sein. Zu Ed Milibands Sieg hat sich die Mutter nicht geäußert.
David Milibands politische Ambitionen sind hingegen beendet. Er wird niemals Premierminister, ja nicht einmal Parteichef werden. Selbst wenn sein Bruder bei den nächsten Wahlen scheitert und zurücktritt, wird sich die Partei nicht noch einen Miliband leisten. RALF SOTSCHECK