Schumi 3 bis unendlich

Nach dem Rücktritt des größten Formel-1-Fahrers aller Zeiten steht schon Ersatz bereit

Am 10. September 2006, 15.37 Uhr MEZ, hat sich die Welt grundlegend verändert, zu diesem Zeitpunkt hat Michael Schumacher seinen Rücktritt erklärt. Dennoch scheint Bernie Ecclestone, der Chef der Formel 1, gelassen zu sein. Auf dem Nürburgring aber denkt man an Konkurs. Nirgends ein Nachfolger in Sicht, schon gar nicht Ralf Schumacher. Wirklich nirgends?

Nein, Freunde des Motorsports: Rettung ist in Sicht! Bisher haben sie nur heimlich auf stillgelegten Pisten des Kerpener Kohlereviers geübt, aber jetzt kommen sie aus der Versenkung! Schon mal von Schumi 3 gehört? Eben nicht, den können Sie gar nicht kennen, der kommt erst nächstes Jahr auf den Markt. Sven heißt er. Sven Schumacher. Oder Schumi 3. Den hat die Familie auf Geheiß von Bernie Ecclestone jahrelang unter Verschluss gehalten. Der durfte höchstens mal in Japan Formel 3000 fahren unter anderem Namen. Das ist aber noch längst nicht alles!

Im Jahr 2009 ist mit Schumi 4 zu rechnen. Martin. Selbstverständlich reihen sich die beiden Neulinge erst einmal auf den hinteren Rängen ein. Schumi 2 fährt für Matchbox-Jordan. Schumi 3 für Ferrero-McLaren. Schumi 4 für Daffodil-Ligier und Schumi 5, von dem bisher nur Kenner der Boliden-Szene wissen, weil er noch so klein ist, für Kaba-Playmobil. Sascha heißt er. Frage: Kann die Formel 1 so viele Schumis verkraften? Keiner weiß es, aber sowieso sind das längst nicht alle!

Boris Schumacher kommt im Jahr 2011. Danach in rascher Folge Jan, Dirk, Jonas, Lars, komischerweise erst dann Günter und Rolfralf. Wenn Sie mitgezählt haben: Wir sind jetzt bei Schumi 12. Mädels waren in den Erbanlagen anscheinend nicht vorgesehen, weshalb Genforscher auf Anfrage vom so genanntem „Schuminismus“ sprechen, Kritiker allerdings eher von der „Kelly-Family des Motorsports“.

Im Jahre 2013 sind die ersten acht Startreihen einer ganzen Prinzengarde von Schumis vorbehalten, nur Schumi 2 hat in der Zwischenzeit aufgehört. Alle Schumis sind nur an ihren Einspritzpumpen zu unterscheiden. Das ist aber längst nicht alles, ein Triumph der Gentechnologie bahnt sich an, denn die nächsten 40 Schumis heißen der Einfachheit halber alle Oliver, kurz Olli genannt. Das provoziert Durcheinander: Nennen wir die jetzt Schumi 13 bis Schumi 52 oder Olli 1 bis 40? Der verantwortliche Verband FIA sieht sich außerstande, eine Entscheidung zu fällen. Der Weg vom Laufstall zum Rennstall wird immer kürzer. Der Sektenbeauftragte des Deutschen Bundestags vermutet in der elterlichen Go-Kart-Bahn im rheinischen Kerpen eine Turbo-Variante der chilenischen „Colonia Dignidad“. Keiner hört auf ihn. Dennoch gibt es eine dunkle Seite der Geschichte: Weil irgendwer aus der Sippe ständig auf dem Siegertreppchen steht, werden die Schumis schwerst champagnersüchtig. Und das ist noch längst nicht alles!

Im Jahr 2020 haben Schumis aller Art den gesamten Rennsport im Griff. Johannes Mario Simmel hat letztlich Recht behalten: Alle Menschen werden Brüder. Der Europarat strengt endlich eine Klage wegen des angeblichen Verstoßes gegen das Klonverbot an. Erst eine angedrohte Boliden-Sternfahrt von knapp 4.000 Schumis nach Straßburg lässt ihn zur Besinnung kommen. THOMAS C. BREUER