Claude-Oliver Rudolph, Intendanten-Bewerber
: Der Undurchschaubare

■ hat gerade seinen FC St. Pauli-Film „Gegengerade“ abgedreht. Die Schauspieler spielten ohne Honorar Foto: dpa

Seine Augen versteckt er gern hinter einer großen Sonnenbrille: Claude-Oliver Rudolph – Schauspieler und Fiesling vom Dienst. Im James-Bond-Film „Die Welt ist nicht genug“ hielt er als russischer Ex-Oberst sein narbiges Gesicht in die Kamera. Im wahren Leben möchte er nun Intendant am Hamburger Schauspielhaus werden.

„Remmidemmi“ will er machen, denn „eine solche Bude darf man nicht vor die Hunde gehen lassen“. Am Schauspielhaus schmunzelt man über diese Idee, die Hamburger Kulturbehörde will die Bewerbung prüfen „wie jede andere Bewerbung auch“ – als ginge es um den Posten des Abteilungsleiters einer x-beliebigen Behörde.

Die Stelle wurde frei, weil der alte Intendant Friedrich Schirmer hingeschmissen hat – er wollte den Sparkurs nicht mehr mittragen. Rudolph dagegen will sich offenbar mit den Kürzungen arrangieren: Man müsse den Gürtel enger schnallen, sagte er der Mopo und trumpfte mit seinen „Kumpels“ auf – Helge Schneider, Rammstein und Einstürzende Neubauten wolle er ins Schauspielhaus holen. In seiner Heimatstadt Bochum engagierte ihn der Groß-Regisseur Peter Zadek, da war Rudolph gerade mal 18. Später spielte er an der Freien Volksbühne Berlin und für Rainer Werner Fassbinder in München.

Rudolph hat Abitur und ein paar Semester Psychologie studiert. Dennoch mimt er nicht nur auf der Bühne den Rüpel – während der Präsentation seines Buches „Powerprogramm für echte Männer“ tönte der Schauspieler, der Münchner Dominik Brunner, der nach einer Auseinandersetzung mit Jugendlichen auf einem S-Bahnhof gestorben war, hätte seinen Tod selbst verschuldet. Einem „echten Mann“ würde so etwas nicht passieren, sagte Rudolph, der den schwarzen Gürtel im Judo hat.

Zwischen Spiel und Realität dürfe maximal „eine Oblate passen“, so Rudolph einmal in der Zeit. Er kriegt das jedenfalls hin: Erscheint er auf Bühne oder im Film, weiß der Zuschauer, dass jetzt Schluss ist mit lustig.

Wie ernst es Rudolph mit dem Schauspielhaus ist, lässt sich nicht sagen – seine Absichten sind hinter der Sonnenbrille schwer zu durchschauen. HEN