: Betr.: kinotaz nord
A
Adèle und das Geheimnis des Pharaos Frankreich 2009, R: Luc Besson, D: Louise Bourgoin, Mathieu Amalric
„Ägypten im Jahr 1912: Gegen diverse Widerstände gelingt es der wagemutigen Journalistin Adèle Blanc-Sec, die Mumie des Leibarztes von Ramses II. aufzustöbern und nach Paris zu verfrachten. “Adèle und das Geheimnis des Pharaos“ basiert auf zwei Bänden einer von Jacques Tardi in den 70er-ahren kreierten Comicreihe, die mit ihrer überbordenden Fantastik wie geschaffen scheint für einen auf Schauwerte spezialisierten Regisseur. Tatsächlich brennt Luc Besson (“Das fünfte Element“) ein wahres Feuerwerk spektakulärer Trickeffekte und stylisher Kamerafahrten ab, das vor der atemberaubend rekonstruierten Historienkulisse des frühen 20. Jahrhunderts zusätzliche Faszination entfaltet.“ (Cinema) BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
Avatar - Aufbruch nach Pandora (Erweiterte Fassung) USA 2010, R: James Cameron, D: Sam Worthington, Sigourney Weaver
“James Camerons blaue Wesen kämpfen um den Erhalt ihres Heimatplaneten. Das 3-D-Spektakel kommt erneut ins Kino - und ist jetzt acht Minuten länger.“ (Cinema) BS, HH, LG
B
Babys Frankreich 2009, R: Thomas Balmès
„“Babys“ dokumentiert das erste Lebensjahr von vier Neugeborenen in Namibia, der Mongolei, den USA und Japan. Der Franzose Thomas Balmès präsentiert seinen Zuschauern ein Quartett der Niedlichkeiten, nur darauf angelegt, das Herz zu erwärmen. Kein Unglück geschieht den Kleinen, keinen Kratzer ziehen sie sich zu. Wenn die Mutter die Milch versehentlich neben den Mund spritzt, ist das schon die schlimmste aller Katastrophen. Mehr und mehr schlägt sich der Film auf die Seite der Naturvölker, wo die Kinder im Staub spielen und Wasser aus Flüssen trinken. Während in den USA der ängstliche Vater seiner Tochter panisch hinterherrennt, weil sie vom Dreirad zu kippen droht, spielt der Mongolenjunge Bayar allein inmitten einer Rinderherde, ohne dass ihm ein Haar gekrümmt wird. Entfremdet wirkt die Kindererziehung im Westen plötzlich, jeder Natürlichkeit beraubt. Doch man kann es auch zynisch nennen, wenn dieser Film ausgerechnet in Bildern vom afrikanischen Kontinent ein Inbild glücklicher Kindheit beschwört.“ (Der Spiegel) GÖ, H, HH, HL, KI
Bal – Honig Türkei/Deutschland 2009, R: Semih Kaplanoglu, D: Boras Altas, Erdal Besikçioglu
„„Bal - Honig“ entführt uns - fern im Nordosten der Türkei - in den tiefsten, dunkelsten, geheimnisvollsten Wald, den man sich denken kann. Der siebenjährige Yusuf, der mit Mutter und Vater, einem Imker, allein am Waldrand lebt, wird in der Dorfschule als heilloser Stotterer verlacht, doch wenn er für sich ist, fließen ihm die Worte ganz leicht über die Lippen: Koran-Texte oder ein Gedicht von Arthur Rimbaud, das er zufällig gehört hat. Und eines Tages bricht der kleine Träumer auf, um seinen verschwundenen Vater suchen zu gehen, tiefer und tiefer hinein in den Wald. Der Film von Semih Kaplano, 47, der im Februar in Berlin als Gewinner des Goldenen Bären gefeiert wurde, macht das Archaische nicht idyllisch; er ist herb, doch er verzaubert durch seine Kunst, mit den zartesten Mitteln Auge und Ohr für die Weltwahrnehmung eines Kindes zu öffnen.“ (Der Spiegel) BS, GÖ, H, HB, HH
Banksy: Exit Through the Gift Shop Großbritannien 2010, R: Banksy
Bei „Exit Through The Gift Shop“ ist nicht einmal sicher, ob der Street-Art-Künstler Banksy wirklich, wie angegeben, sein Regisseur ist. Die Dokumentation über die Geschichte der illegalen Graffitikunst und die halsbrecherischen Aktionen, in denen die Künstler nachts ihre Werke an möglichst spektakuläre Orte malen, wird immer mehr zum Portrait des Dokumentierenden, eines besessenen Franzosen. Und nach einer irrwitzigen Wendung wird dieser schließlich zu einem kommerziell extrem erfolgreichen Instant-Künstler, der für alles steht, was seine Helden wie Banksy hassen. (hip) HB, HH
Beilight: Biss zum Abendbrot USA 2010, R: Aaron Seltzer, Jason Friedberg, D: Matt Lanter, Anneliese van der Pol
„Was soll bei einer Parodie der „Twilight“-Reihe schon schiefgehen? Aber da haben die „Twilight“-Hasser die Rechnung ohne das Unvermögen der Regisseure gemacht. Trotz der dankbaren Vorlage kommen Friedberg und Seltzer in „Beilight – Biss zum Abenbrot“ nicht über zwei bis drei annehmbare Pointen hinaus, weshalb bereits der Trailer, der noch die besten Szenen des Films in sich vereint, mit Gurken-Gags gespickt ist. Außerdem gibt es etliche Szenen, in denen einfach nur ein Moment aus der „Twilight“-Saga eins-zu-eins nachgespielt wird.“ (filmstarts.de) BHV, FL, GÖ, H, HB, HH, KI, LG, OL, OS, SN
Berlin Calling Deutschland 2008, R: Hannes Stöhr, D: Paul Kalkbrenner, Rita Lengyel
„Feines Porträt eines Technomusikers, gedreht an Original-Schauplätzen der Clubszene von Berlin. Drogen, Liebe, Wahnsinn - alles ist drin in dem dritten Film von Regisseur Hannes Stöhr (,Berlin is in Germany‘, ,One Day in Europe‘). Technomusiker Paul Kalkbrenner, der hier neben Filmgrößen wie Corinna Harfouch sein Schauspieldebüt gibt, spielt den Musiker Ickarus, der zwischen Albumproduktion und geschlossener Anstalt steht. Nicht nur ein Film für Clubgänger.“ (tip) HH
C
Cato Deutschland 2009, R: Dagmar Brendecke
„Porträt der NS-Widerstandskämpferin Cato Bontjes van Beek (1920-1943), die bei Bremen in einem liberalen Künstlerhaushalt aufwuchs. Nach Kriegsbeginn suchte sie Kontakt zur „Roten Kapelle“ und verfasste antifaschistische Flugblätter, wurde von der Gestapo verhaftet, zum Tode verurteilt und am 15.8. 1943 hingerichtet. Der chronologisch strukturierte Film verbindet Fotos, Interviews mit Zeitzeugen und Tagebuch-Aufzeichnungen der Ermordeten zum bewegenden Zeugnis über die Entwicklung eines lebenslustigen Mädchens zur mutigen Kämpferin, wobei der Inszenierung mehr Mut zu assoziativen Bildern gut getan hätte.“ (filmdienst) HB
Cats & Dogs - Die Rache der Kitty Kahlohr USA 2010, R: Brad Peyton, D: Chris O‘Donnell, Jack McBrayer
„Das ist nicht normal. Und doch hat man sich inzwischen fast daran gewöhnt, dass die Tiere auf der Leinwand sprechen können. Echte Tiere, echte Stimmen, zum Teil jedenfalls. Das ist halbwegs erträglich, wenn die Manipulation so perfekt ausfällt wie zuletzt in „Marmaduke“. In „Cats & Dogs 2“ allerdings sind die Unterschiede zwischen realen Tieren, animatronischen Puppen und Computeranimationen so offensichtlich, dass einem der Spaß schnell vergeht. Brad Peytons Regiedebüt ist eine tierische Parodie auf die Verschwörungsszenarien der 007-Abenteuer, doch auch aus mehreren anderen Filmen wird fleißig zitiert. All diese Filmzitate nimmt man eher ungerührt zur Kenntnis, denn mit Ausnahme des übermotivierten Schäferhundes Diggs gelingt es keinem der Vierbeiner, eine emotionale Bindung zum Zuschauer aufzubauen.“ (Cinema) HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS
D
Dinner für Spinner USA 2010, R: Jay Roach, D: Steve Carell, Paul Rudd
„Ein Angestellter einer Private-Equity-Gesellschaft soll zu einem Geschäftsessen einen trotteligen Gast mitbringen, über den sich dann die Runde lustig machen kann. Das US-Remake einer französischen Komödie von Francis Veber (1997) , die eine Reihe von abstrusen Sonderlingen auffährt, ohne dass das doppelte Spiel mit dem Lächerlichen überzeugend aufginge, da die Zyniker am Ende doch am längeren Hebel sitzen.“ (filmdienst) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, KI, OL, OS
Dinosaurier - Gegen uns seht ihr alt aus! Deutschland 2009, R: Leander Haußmann, D: Eva-Maria Hagen, Ezard Haußmann
„Schwarzhumorige Gaunerkomödie über den Kampf einer Seniorentruppe gegen Banken und Immobilienspekulanten. Das großartig besetzte Remake des Bernhard-Sinkel-Klassikers „Lina Braake“ von 1975 verzettelt sich in Spaßigkeiten und kläfft letztlich nur, wo man ruhig mal hätte kräftig zubeißen können.“ (tip) HH
Duell der Magier USA 2010, R: Jon Turteltaub, D: Nicolas Cage, Jay Baruchel
„Plasmablitze aus dem Hause Disney. Im New York der Gegenwart, wo sich gute Merlinier und böse Morganier bekämpfen, wird ein tollpatschiger Physikstudent zum modernen Zauberlehrling wider Willen. Jay Baruchel als Supernerd next door, Nicolas Cage als spreizhändig gestikulierender Meistermagier und Monica Bellucci mit verspiegelten Kontaktlinsen sind kaum mehr als Komparsen in dieser mit Spezialeffekten überfrachteten Weltretter-Mär.“ (tip) BS, GÖ, H, HB, KI, LG, OL, OS
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Eat Pray Love USA 2010, R: Ryan Murphy, D: Julia Roberts, James Franco
„„Eat, Pray, Love“ lautet die Methode der New Yorker Journalistin Liz (Julia Roberts), um die Sinnkrise nach ihrer Scheidung zu überstehen. Je vier Monate verbringt sie als Luxus-Aussteigerin in Ländern, die mit dem Buchstaben „I“ beginnen, „I“ wie ich. In Italien isst sie gut, in Indien meditiert sie, auf der indonesischen Insel Bali verfällt sie Felipe, einem Brasilianer (Javier Bardem). Regisseur Ryan Murphy (“Glee“) hat für seinen Film fast alle selbstironischen Passagen aus dem autobiografischen Bestseller von Elizabeth Gilbert gestrichen. Übrig bleiben eine eher schlichte Glückskeks-Philosophie, wunderschön abgefilmte Nudelgerichte und das strahlende Lächeln von Julia Roberts.“ (Der Spiegel) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
Empire St. Pauli Deutschland 2009, R: Irene Bude & Olaf Sobczak
““Empire St. Pauli“ besteht aus über 50 Interviews, die die Regiesseure Irene Bude und Olaf Sobczak geführt haben. Zu Wort kommen Künstler, Gastwirte, Rechtsanwälte, Manager, Bauprojektentwickler, Investoren und immer wieder die Anwohner. Sie alle sprechen über die Entwicklung des ehemals armen Stadtteils hin zu einem Stadtteil für Besserverdienende. Neben den Mietpreisen und den Neubauten sind es die Events, die St. Pauli verändern. Solche wie Hafengeburtstag, Harley-Davidson-Days, Schlagermove oder Welt-Astra-Tag, über die Autor und Musiker Rocko Schamoni sagt: „Alles was dumm und scheiße ist, findet hier statt. St. Pauli ist die Abmelkmaschine Hamburgs.“.“ (taz) HH
Das Ende ist mein Anfang Deutschland 2009, R: Jo Baier, D: Bruno Ganz, Elio Germano
„Tiziano Terzani liegt im Sterben. In langen Gesprächen mit seinem Sohn nimmt der Südostasien-Korrespondent Abschied vom Leben. Nach dem Tod seines Vaters hat Folco Terzani diese letzte Begegnung zu einem bewegenden Bestseller verarbeitet. Dass Jo Baiers Verfilmung auf Rückblenden verzichtet und sich ganz auf das Charisma von Hauptdarsteller Bruno Ganz verlässt, ist ebenso gewagt wie konsequent - hätte der eitle Terzani tatsächlich etwas zu sagen. Doch so flüchtet sich der Film immer wieder in idyllische Naturaufnahmen und sentimentale Stimmungen.“ (Cinema) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS
Die Entbehrlichen Deutschland 2009, R: Andreas Arnstedt, D: Andre Hennicke, Steffi Kühnert
„Aus Angst davor, im Heim zu landen, versteckt ein elfjähriger Junge seinen toten Vater hinter dem Sofa im Wohnzimmer. Der auf wahren Ereignissen basierende Debütfilm schockiert mit präziser Milieuzeichnung, ist aber zu langatmig erzählt und verliert sich in zum Teil skurrilen Nebenhandlungen.“ (Cinema) BHV, HH
F
Fish Tank Großbritannien 2009, R: Andrea Arnold, D: Katie Jarvis, Michael Fassbender
„Der Umgangston ist rau, auch die Begegnungen mit anderen Jugendlichen enden zumeist mit handfesten Prügeleien. Nur wenn Mia in einer leer stehenden Wohnung allein tanzt, ist sie für einen kurzen Moment ganz bei sich. Andrea Arnold findet in all der Tristesse immer wieder Momente unerwarteter Schönheit - auch weil Newcomerin Katie Jarvis den burschikosen Charme des zornigen Teenagers mit unverfälschter Intensität verkörpert.“ (Cinema) BS, H, HB, HH, LG
Freche Mädchen 2 Deutschland 2009, R: Ute Wieland, D: Emilia Schüle, Selina Shirin Müller
„Drei befreundete Schülerinnen nehmen über Ostern an einer Chor-Freizeit auf einer einsamen bayerischen Almhütte teil, wo Eifersucht, Konflikte und Nebenbuhler sie an ihren Beziehungen zweifeln lassen. Biedere Jugendbuch-Verfilmung mit aufgesetzten dramatischen Konflikten. Die stilistische Eigenwilligkeit des Vorgängerfilms schimmert nur noch gelegentlich auf und weicht dekorativen Landschaftspanoramen.“ (filmdienst) H, HB, OL
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Gainsbourg: Der Mann der die Frauen liebte Frankreich/Deutschland 2010, R: Joann Sfar, D: Eric Elmosnino, Lucy Gordon
„Es sind nicht Gainsbourgs Wahrheiten, die mich interessieren“, sagt Regiedebütant Joann Sfar, „sondern seine Lügen.“ Der Comiczeichner hat den eitlen Provokateur stets bewundert. Sein Film will kein klassisches Biopic sein, sondern ein Kultfilm, so exzentrisch wie das Leben des Charmeurs. Wenn Gainsbourg mit seinem Alter Ego, der Fresse, debattiert, wenn Juliette Grécos Katze zu ihm spricht oder wenn sein Kopf die Gestalt eines Grünkohls annimmt, dann hat man tatsächlich das Gefühl, in einem surrealen Roman von Boris Vian zu sein.“ (Cinema) GÖ, H, OS
Goethe! Deutschland 2010, R: Philipp Stölzl, D: Alexander Fehling, Moritz Bleibtreu
„Dass der unglücklich verliebte Dichter nach einem verbotenen Duell ins Gefängnis kam, wo er mit der Niederschrift seiner Erlebnisse begann, entspricht zwar nicht den Tatsachen, ist aber zumindest gut erfunden. Stölzl nimmt sich die künstlerischen Freiheiten, die er braucht, um das Bild des späteren Dichterfürsten vom Staub der Zeit zu befreien. Die Geschichte, die hier erzählt wird, ist fast 240 Jahre alt, doch der Film fühlt sich unglaublich jung an - auch weil Hauptdarsteller Alexander Fehling den Spagat zwischen jugendlichem Überschwang und verzweifelter Todessehnsucht mühelos meistert.“ (Cinema)
BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, OL, OS, SN
Gregs Tagebuch - Von Idioten umzingelt! USA 2010, R: Thor Freudenthal, D: Zachary Gordon, Robert Capron
Die Schule ist ein Ort des Schreckens – so empfinden es viele, wenn nicht die Mehrheit der Kinder und Teenager und ganz vergessen werden sie diesen Horror auch als Erwachsene nicht. Deshalb kann sich bei dieser Komödie über das erste Jahr eines kleinen Jungen auf der Junior Highschool sowohl ein junges wie auch ein erwachsenes Publikum sofort einfühlen Und so wächst einem Greg Heffley zu Beginn des Films schnell ans Herz. Denn er ist einer von jenen ewigen Verlierern, die schlau genug sind, ihre eigene Misere zu erkennen und versuchen, mit immer neuen Strategien in ihrer Klasse beliebt und erfolgreich zu werden, dabei aber ständig tragikomisch scheitern. Der Film nimmt sein Publikum, egal welchen Alters, ernst – und gerade deswegen zünden seine Lacher so gut. Auf solch ein Leitmotiv wie die faulende Käsescheibe, deren Berührung jedes Kind zu einem Aussätzigen macht, kommt nur ein Autor, der genau darum weiß, wie gefürchtet und vernichtend die Verachtung durch die Mitschüler sein kann. (hip) H, HB, HH, KI
Das große Rennen von Belleville Frankreich/Belgien 2002, R: Sylvain Chomet
„Das Highlight des europäischen Zeichentrickfilms der letzten Jahre. Die Protagonisten seiner makabren Komödie um die Rettung eines von der Mafia gekidnappten Tour-de-France-Teilnehmers überzeichnet der französische Regisseur Sylvain Chomet auf bizarre Weise, indem er sie auf das Wesentliche reduziert: Radfahrer scheinen fast nur aus gewaltigen Oberschenkeln zu bestehen, während die Schurken als massive und bedrohliche schwarze Kästen daherkommen. Gewidmet ist der Film dem Regisseur und Schauspieler Jacques Tati, zu dessen Komik sich durchaus Parallelen erkennen lassen: Dialoge sind ausschließlich Geräuschkulisse, die moderne Zivilisation wird mit ironischer Kritik bedacht, die Gags sind von langer Hand vorbereitet.“ (tip) HB
Groupies bleiben nicht zum Frühstück Deutschland 2010, R: Marc Rothemund, D: Anna Fischer, Kostja Ullmann
„Eine Berliner Gymnasiastin kehrt nach einem Auslandsjahr in Amerika an ihre alte Schule in Schöneberg zurück und hat Mühe, sich im Alltag wieder zurechtzufinden. Als sie sich im Tierpark in einen Jungen verliebt, hat sie keine Ahnung, dass sie ihr Herz ausgerechnet an den Sänger einer lokalen Boygroup verloren hat, der zudem vertraglich zum Single-Dasein verpflichtet ist. Regisseur Marc Rothemund erzählt diese ganz auf die Zielgruppe pubertierender Mädchen zugeschnittene Romanze mit Leichtigkeit. Obwohl der Plot vorhersehbaren Standards folgt und Klischees bemüht, überzeugt der Film durch seine beiden Hauptdarsteller.“ (Rheinischer Merkur ) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
Guru – Bhagwan, His Secretary & His Bodyguard Schweiz 2010, R: Sabine Gisiger, Beat Häner
„In den 1970er-Jahren war der Ashram des Bhagwan Shree Rajneesh in Poona magischer Anziehungspunkt für alle, die durch Meditation und tantrischen Sex nach einem höheren Bewusstsein strebten. Nach dem Umzug der Kommune in die Berge Oregons mündete das Experiment in einen destruktiven Albtraum. Der chronologisch strukturierte Dokumentarfilm versucht mit Hilfe zweier Vertrauter des Bhagwan, die Frage zu klären, warum das Projekt scheiterte, gelangt aber über allgemeine Erklärungen nicht hinaus. Vor allem vermag er nicht plausibel zu machen, worin eigentlich die Faszination des Bhagwan und seiner Lehre bestand.“ (filmdienst) H, HH
H
Hanni & Nanni Deutschland 2010, R: Christine Hartmann, D: Jana & Sophia Münster, Hannelore Elsner
„Sie gleichen sich bis aufs Haar und sind unzertrennlich: Hanni und Nanni. Kaum ein Tag vergeht, an dem die frechen Zwillinge nicht wieder etwas aushecken. Doch zu Unrecht fliegen sie von der Schule und werden von ihren Eltern ins Internat Lindenhof gesteckt. Dort erwarten sie strenge Verhaltensregeln, aber auch jede Menge Abenteuer. Christine Hartmanns Kinderfilm basiert auf der erfolgreichen Buchreihe der britischen Autorin Enid Blyton, die mit ihren ab 1965 auch in Deutschland veröffentlichten Internatsgeschichten Generationen von Mädchen begeisterte. Für die erste Leinwandadaption des Stoffes wurde die Geschichte zeitgemäß mit iPod und Handy aufpoliert. Der liebevolle Charme des Originals blieb dennoch erhalten, was nicht nur den quirligen Zwillingen Sophia und Jana Münster, sondern auch Hannelore Elsner als Internatsdirektorin zu verdanken ist.“ (Cinema) GÖ, H, HB, HH, OS, SN
Hochzeitspolka Deutschland/Polen 2010, R: Lars Jessen, D: Christian Ulmen, Katarzyna Maciag
„Der deutsche Firmenchef Frieder steht vor der Hochzeit mit der Polin Gosia. Dann tauchen seine alten Bandkumpels überraschend am Polterabend auf: der Beginn einer ganzen Reihe chaotischer Verwicklungen, bei denen Polen und Deutsche mehr als einmal aneinandergeraten. Das Fehlen jeglicher „Political Correctness“ verleiht dem Tohuwabohu anfänglich einen etwas rauen Charme, der aber durch penetrante Redundanz rapide an Wirkung verliert. Beide Seiten kriegen ihr Fett ab, was vielleicht auch an der Co-Regie und Co-Autorenschaft von Przemyslaw Nowakowski liegt. Gepfefferter Humor, nicht selten auch tief unter der Gürtellinie, der Verbindendes und Trennendes hervorhebt, mischt sich mit teilweise gelungener Situationskomik. Das macht die Gratwanderung zur Klamotte nur leidlich erträglich.“ (br-online) BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS
Hot Tub - Der Whirlpool… ist ‚ne verdammte Zeitmaschine! USA 2010, R: Steve Pink, D: John Cusack, Chevy Chase
„Adam wurde von seiner Freundin verlassen, Nick steckt beruflich in einer Sackgasse, und Lou hat die Nase voll von allem und versucht sich selbst zu töten. Um ihrem freudlosen Dasein neues Leben einzuhauchen, reisen die drei Freunde gemeinsam mit Adams Neffen Jacob ins Skigebiet von Kodiak Valley, um sich dort an das beste Wochenende ihrer Jugend zu erinnern - an dem es außer Sex und Saufen keine Herausforderungen zu bestehen galt. Tatsächlich aber bleibt es nicht bei bloßen Erinnerungen - als sie ins heiße Poolwasser tauchen, finden sie sich plötzlich im Jahr 1986 wieder, und eine wilde Party nimmt ihren Anfang. Vielleicht haben sich die Macher vom Hit „Hangover“ inspirieren lassen und dabei übersehen, dass es nicht pupertäre Zoten und anzügliche Witze sind, die eine Komödie komisch machen.“ (Cinema) H, HB, HH
I
Ich – einfach unverbesserlich USA 2010, R: Chris Renaud
„Auch die Universal Studios haben es also neuerdings auf ein Stück vom grossen Animationsfilmkuchen abgesehen. Diesen Platz beanspruchen sie zu Recht, denn bereits die erste 3D-Produktion Despicable Me überzeugt auf ganzer Linie! Die perfekt sitzenden Animationen und die abgedrehte Story um einen Fiesling, der zum Kinderfreund mutiert, sind grossartig. Hauptfigur Gru gerät wird im Laufe der Handlung zunehmends in den Hintergrund, denn nicht nur seine gelben Zwergenkameraden stehlen ihm die Show, auch die drei Waisenmädchen sind herzallerliebst. Nicht zu vergessen: der verrückte Professor und die toughe, alte Mum von Gru (Stimme: Julie Andrews). Dieses Sammelsurrium von skurrilen Persönlichkeiten und Erfindungen tragen sehr zum Gelingen des tollen 3D-Animationsspasses bei, der seine Moral nicht altbakken oder aufdringlich, sondern immer kindgerecht und mit sehr viel Wärme verpackt.“ (groarr.ch) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
Im Oktober werden Wunder wahr Peru 2010, R: Diego Vega, Daniel Vega, D: Maria Carbajal, Carlos Gassols
„Das geregelte Leben des hartherzigen Pfandleihers Clemente gerät aus den Fugen, als er in seiner Wohnung ein Baby findet. In streng komponierten Bildern schildert der wortkarge peruanische Film die Läuterung einer verlorenen Seele, wirkt durch seine parabelhafte Erzählform aber allzu schematisch.“ (Cinema) BS, H, OS
Im Schatten Deutschland 2010, R: Thomas Arslan, D: Misel Maticevic, Karoline Eichhorn
“Im Schatten“ ist eine brilliante, lakonische Genre-Reduktion, angesiedelt zwischen Noir, Thriller und Gangsterfilm. Der Film erzählt mit packender Stringenz die Geschichte eines Überfalls auf einen Geldtransporter und ist dabei ganz lakonisch auf die Ökonomie und passgenaue Choreographie der Gesten und Handlungen konzentriert.“ (tip) HH
Inception USA 2010, R: Christopher Nolan, D: Leonardo DiCaprio, Joseph Gordon-Levitt
„„All that we see / is but a dream within a dream“ dichtete einst Edgar Allen Poe. Christopher Nolan hat dieses Konzept der ineinander verschachtelten Träume mit seiner Geschichte von Traumdieben, die in die nächtlichen Fantasien anderer Menschen eindringen um sie zu plündern oder zu verändern, zu einem überbordenden filmischen Labyrinth weitergesponnen. Wenn sich der Zuschauer beim ersten Sehen unweigerlich zwischen den verschiedenen Traumebenen verirrt, ist das bei einer Fantasie über die Fantasie nur folgerichtig, denn wenn diese konsequent durchdacht wird, muss sie eher einer Traumlogig als einer konventionellen Dramaturgie folgen. In der Traumwelt dieses Films ist alles möglich - es muss nur realistisch dargestellt und in sich schlüssig sein. Und diese Aufgabe meistert Nolan souverän, indem er nicht nur surreale Schauplätze wie eine zerbröselnde Metropole kreiert, sondern auch mit der relativen Zeit in den ineinander liegenden Traumphasen spielt oder scheinbar die Schwerkraft außer Kraft setzt. (hip) BS, GÖ, H, HB, HH, KI, OL
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Jane‘s Journey - Die Lebensreise der Jane Goodall Deutschland 2010, R: Lorenz Knauer
„Anfang der 60er-Jahre wurde sie als Schimpansenforscherin berühmt. Heute unterstützt Jane Goodall Naturschutz-und Selbsthilfeprojekte in über 120 Ländern. Die eindrucksvolle Dokumentation begleitet die 76-jährige Tier- und Umweltschützerin bei ihrem weltumspannenden Engagement für die Rettung der Erde.“ (Cinema) BS, H, HH
Jud Süß -Film ohne Gewissen Deutschland 2010, R: Oskar Roehler, D: Tobias Moretti, Moritz Bleibtreu
„Melodram um den österreichischen Schauspieler Ferdinand Marian und die Folgen seiner Bereitschaft, die Hauptrolle in dem antisemitischen Propagandafilm „Jud Süß“ zu übernehmen. Von der geschickten Machart dieses Film ist Regisseur Oskar Roehler so fasziniert, dass er sich der gleichen Mittel bedient - Geschichtsklitterung, publikumswirksames Melodrama, überhitzte Kolportage bis an die Grenze der Lächerlichkeit -, aber nicht wirklich weiß, was er überhaupt damit sagen will.“ (tip) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
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Kindsköpfe USA 2010, R: Dennis Dugan, D: Adam Sandler, Kevin James
„Fünf Schulfreunde treffen sich nach 30 Jahren wieder, um ihrem verstorbenen Basketballtrainer die letzte Ehre zu erweisen. Das gemeinsame Wochenende ist für die unverbesserlichen Kindsköpfe ein willkommener Anlass, noch einmal all die Dinge zu tun, bei denen sie früher am meisten Spaß hatten. Im Laufe des Films wird wohl auch der letzte Zuschauer ahnen, dass dieser infantile Spaß vermutlich nur aus einem Grund gedreht wurde: damit die seit 20 Jahren befreundeten Hauptdarsteller zusammen abhängen und die Freuden der Jugend genießen können. Dabei hätten Regisseur Dennis Dugan (“Leg dich nicht mit Zohan an“) und Drehbuchautor Sandler nur auf die unvermeidlichen pubertären Gags verzichten müssen, dann hätte ihr Film tatsächlich etwas erzählen können von den Enttäuschungen des Älterwerdens und der Notwendigkeit, sich an die wichtigen Dinge im Leben zu erinnern.“ (Cinema) H, HB
Kinshasa Symphony Deutschland 2010, R: Claus Wischmann, Martin Baer
„Armut und Bürgerkrieg prägen unsere Vorstellung von der Demokratischen Republik Kongo. Ein ganz anderes Bild zeichnet diese lebendige Doku über das einzige Symphonieorchester Zentralafrikas und den entbehrungsreichen Alltag seiner Musikerinnen und Musiker, die ihre Instrumente zum Teil selbst bauen. Eine Ode an die Freude aus den Slums von Kinshasa!“ (Cinema) HB, HH
Der kleine Nick Frankreich 2009, R: Laurent Tirard, D: Maxime Godart, Valerie Lemercier
„Der kleine Nick“ ist kein Porträt von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy, sondern die Geschichte des - weit populäreren - Helden aus den Bestsellern von René Goscinny und Jean-Jacques Sempé. Rund fünfzig Jahre nach der Erstveröffentlichung verwandelt der Regisseur Laurent Tirard das Kinderbuchidol in einen Kinostar. Tirard, vertraut im Umgang mit französischen Nationalheiligtümern (“Molière“), bewahrt den fröhlich-nostalgischen Charme der Vorlage, indem er die Freuden und Dramen der Kindheit konsequent aus der Sicht des Jungen zeigt, komische Missverständnisse eingeschlossen. Nicks größte Sorge: Seine Mutter könnte schwanger sein und ein kleiner Bruder ihm zu Hause den Rang ablaufen.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, KI, LG
Konferenz der Tiere Deutschland 2010, R: Reinhard Klooss, Holger Tappe
„Neue Filmadaption von Kästners klassischem Kinderbuch, in der die Tiere sich zum Kampf gegen die Vernichtung ihrer Lebensräume zusammentun und bis zur UN nach New York ziehen. Putziger und kindgerechter Öko-Agitprop in moderner 3D-Animation.“ (tip) BHV, BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
Das Konzert Frankreich/Belgien/Italien/Rumänien 2009, R: Radu Mihaileanu, D: Alexej Guskow, Dmitri Nazarow
„“Das Konzert“ erzählt vom Comeback eines russischen Komponisten (Alexej Guskow), der vor 30 Jahren von den Kommunisten seines Amtes enthoben wurde und nun in Paris Tschaikowskis elegisches Konzert für Violi(Der Spiegel)ne und Orchester dirigieren soll. Der rumänischstämmige Regisseur Radu Mihaileanu (“Zug des Lebens“) lässt eine wüste Bande wodkaseliger Musikanten mit Pauken und Trompeten in die französische Hauptstadt einfallen. Im rasant-rustikalen Stil eines Stehgeigers, dem es nichts ausmacht, wenn er mal den falschen Ton trifft, hetzt Mihaileanu seine Figuren durch eine amüsante Tour de Force ebenso aberwitziger wie sentimentaler Situationen.“ (Der Spiegel) H, HH, KI
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Die Legende von Aang (3-D) USA 2010, R: M. Night Shyamalan, D: Jackson Rathbone, Dev Patel
„Seit M. Night Shyamalan mit „The Sixth Sense“ für Furore sorgte, hat er immer wieder die Gefilde des Übersinnlichen erkundet, und selbst Kritiker, die seine mystizistischen Märchen nicht mochten, konnten diesen kaum ihre visuelle Brillanz absprechen. Leider krankt sein neuer Film an der 3-D-Projektion: Zu dunkel sind die opulenten Raumphantasien geraten; der Eindruck sogartiger Tiefe will sich nicht einstellen. Die auf einer Zeichentrickserie beruhende Geschichte um einen mit Wunderkräften ausgestatteten Kampf-Knirps, der seine Welt vor den Machtgelüsten eines fiesen Feuerherrschers retten soll, ist wenig originell.“ (Rheinischer Merkur) BS, H, HB, HH, LG, OS, SN
Der letzte Exorzismus USA 2010, R: Daniel Stamm, D: Patrick Fabian, Ashley Bell
„Ein reumütiger Priester will vor laufender Kamera beweisen, dass die Austreibung von Dämonen ein raffinierter Schwindel ist - und gerät in Teufels Küche. “Der letzte Exorzismus“ ist ein Horrorfilm für Zuschauer, die dieses Genre ansonsten meiden wie der Teufel das Weihwasser. Die verstörende Unmittelbarkeit des dokumentarischen Erzählens versetzt den Zuschauer in einen Zustand wachsenden Unbehagens, statt ihn mit Schockmomenten zu terrorisieren.“ (Cinema) BHV, BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
London Nights Großbritannien 2008, R: Alexis Dos Santos, D: Déborah François, Fernando Tielve
“Der junge Wuschelkopf Axl aus Madrid fährt nach London, um seinen Vater zu finden, der ihn einst in Kindertagen verlassen hat. Leicht findet der lässige Spanier Anschluss und Unterschlupf in einer Lagerhalle, die ein paar coole Künstler im hippen East End besetzt haben. Zu gleichen Zeit verknallt sich die belgische Buchverkäuferin Vera unsterblich in einen Kunden. Regisseur Alexis Dos Santos setzt bei seinem zweiten Spielfilm statt auf Story vor allem auf Atmosphäre, Indie-Soundtrack sowie übercoole Bilder, um sein urbanes Lebensgefühl einer verpeilten Generation von Nachtgestalten zu inszenieren. Während die Figuren mangels Charisma und Charaktermasse eher fahl als faszinierend ausfallen, wirken die holprigen Akteure wie aus einem selbst gestrickten YouTube-Video.“ (Doppelpunkt.de) HH
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Mademoiselle Großbritannien/Frankreich 1965, R: Tony Richardson, D: Jeanne Moreau, Ettore Manni
„Eine biedere Dorfschullehrerin in der weltabgeschiedenen Wald- und Heidelandschaft der Correze wird zur boshaften Brandstifterin, nachdem sie von einem Saisonarbeiter abgewiesen wurde. Formal beachtliche, insgesamt jedoch unausgegorene psychologische Studie, nach einem von ironischem Frauenhaß aufgeladenen Drehbuch.“ (Lexikon des internationalen Films ) HB
Mademoiselle Chambon Frankreich 2009, R: Stéphane Brizé, D: Vincent Lindon, Sandrine Kiberlain
„Vincent Lindon und Sandrine Kiberlain spielen die Hauptrollen in einem Beziehungsdrama, in dem es beim Aufbruch ins Unerwartete nicht so sehr auf Worte, sondern auf Gesten, Blicke, Stimmungen ankommt. Hohe Schauspiel- und Inszenierungskunst in einem preisgekrönten Film.“ (tip) FL, KI
Mammuth Frankreich 2010, R: Benoit Delépine & Gustave de Kervern, D: Gérard Depardieu, Yolande Moreau
Massig sitzt Gérard Depardieu auf seiner alten Mammuth und juckelt seiner Vergangenheit nach, denn die Rentenbehörde verlangt Verdienstbestätigungen für das chaotische Arbeitsleben des Schlachtergehilfen im Ruhestand. Im Grunde reist Depardieu nur durch die Gegend um alte Freunde und Feinde zu treffen, aber die Rolle passt ihm wie angegossen und so genügt es, wenn die beiden Regisseure Benoit Delépine und Gustave Kervern ihn in skurrile Situationen hineinstellen. Depardieu macht daraus zugleich berührende und hochkomische Mini-dramen. (hip) GÖ, H, HH, HL, KI, LG, OL
Männer im Wasser Schweden/Dänemark 2010, R: Måns Herngren, D: Maria Langhammer, Eric Bolin
„Diese schwedische Komödie erinnert an den britischen Erfolgsfilm „Ganz oder gar nicht“: Auch hier geht es um vom Schicksal gebeutelte normale Männer, die um Anerkennung ringen und dabei auf eine unorthodoxe Idee kommen. Was im britischen Film eine Striptease-Show war, ist hier das Synchronschwimmen: Frederik (Jonas Inde) überredet seine Kumpels, sich mit ihm aufs Terrain des Frauensports vorzuwagen, um an einer Meisterschaft teilnehmen zu können. Ein vergnügliches Plädoyer für Toleranz und Freundschaft, das mit seinen brillanten Schauspielern geschickt die Balance zwischen Unterhaltung und persönlich-sozialen Konflikten hält.“ (Rheinischer Merkur) BHV, HH, KI
Männertrip USA 2010, R: Nicholas Stoller, D: Russell Brand, Rose Byrne
„Körper-, Sex-, Kotz- und Drogen-Gags zuhauf während einer Reise von London nach Los Angeles. Ein Ex-Star wird zum Comeback-Konzert eskortiert und nichts läuft dabei nach Plan. Eine tolle Ekel-Komödie aus dem Pop-Business, die davon erzählt, wie es ein überforderter Fan schafft, sein exaltiertes Idol auszuhalten.“ (tip) GÖ, H, HB, KI, LG, OL
Marmaduke USA 2010, R: Tom Dey, D: Lee Pace, Judy Greer
„Eine permanent quasselnde dänische Dogge ist der Star dieses „tierischen Vergnügens“: Nach dem Umzug ihrer Familie in die Großstadt muss sie sich dort behaupten und neue Freunde finden. Dabei füllt der Film seine 88 Minuten mit Nichts, was man nicht schon einmal gesehen hätte.“ (tip) HB, HH, SN
Mary & Max – oder: Schrumpfen Schafe, wenn es regnet? Australien 2009, R: Adam Elliot
„Da sie niemanden hat, der ihr auf ihre Fragen Antwort geben will, sucht sich eine Achtjährige aus Melbourne eine Telefonnummer aus New York heraus, ermittelt die Adresse des Teilnehmers und schreibt ihm einen Brief. Der 44-jährige Adressat, der an einer schweren Form von Autismus krankt, erleidet zunächst einen Nervenzusammenbruch, entschließt sich dann aber zu einer Antwort. Daraus entwickelt sich ein ebenso berührender wie tiefsinniger Briefwechsel, der durch beider Leidenschaft für Süßigkeiten beflügelt wird. Eine liebevoll gestaltete Puppen-Animation, die in heiterer Form schwere Themen anspricht; er lässt seine Figuren über Fresssucht, Alkoholismus, Einsamkeit und Behinderungen nachdenken, ohne in Trübsal abzudriften.“ (filmdienst) FL, GÖ, HL
Max Schmeling Deutschland/Kroatien 2010, R: Uwe Boll, D: Henry Maske, Susanne Wuest
„Biografischer Spielfilm über das Leben der Box-Legende Max Schmeling (1905-2005). Die Besetzung der Hauptfigur mit Henry Maske erweist sich als zweischneidig: Zwar ist dieser - und mit ihm der Film - in den ausführlichen Boxkampfszenen in seinem Element, doch an allen schauspielerischen Herausforderungen scheitert er kläglich. Da auch die Dramaturgie weitgehend einfallslos ist und die Stationen von Schmelings Lebensgeschichte abhakt, ohne sich um interessante Charakterzeichnungen zu bemühen, bleibt das Bio-Pic weitgehend farblos.“ (filmdienst) BHV, DEL, FL, H, HB, HH, HL, KI, LG, OS, SN
Me Too - Wer will schon normal sein? Spanien 2009, R: Antonio Naharro, Alvaro Pastor, D: Lola Duenas, Pablo Pineda
„“Me Too“ erzählt hinreißend von einer unmöglichen Liebe. Daniel , ein 34-jähriger Mann mit Down-Syndrom, findet nach seinem Psychologiestudium auf dem Sozialamt Arbeit und versucht, das Herz seiner Arbeitskollegin Laura zu erobern, die einen Kopf größer ist als er und zunächst wenig für ihn übrig hat. Dem spanischen Regie-Duo Antonio Naharro und Álvaro Pastor ist ein so lakonischer wie zartfühlender Film gelungen, bei dem man bald vergisst, dass der Held behindert ist. Daniel ist lässig, witzig und klug. Umso härter für ihn - und den Zuschauer -, dass ihn fremde Menschen ständig wie ein Kind behandeln. Umso beglückender aber, wenn Laura irgendwann den Mann in ihm erkennt.“ (Der Spiegel) GÖ, HH
Milarepa – Der Weg zum Glück Bhutan 2006, R: Neten Chokling, D: Kelsang Chukie Tethong, Jamyang Lodro
„Erster Teil der Lebensgeschichte des tibetischen Mystikers Thopaga, der Ende des 11. Jahrhunderts als von Rachegefühlen besessener Jüngling in die schwarze Magie eingeführt wird und damit Unheil stiftet. Entsetzt über die mörderischen Folgen, sucht er nach Vergebung. Das märchenhafte Drama spiegelt den Weg des Protagonisten in der rauen Gebirgslandschaft Tibets wie auch in den Gesichtern der Menschen, hinterlässt durch den unbekümmerten Umgang mit Spezialeffekten aber einen zwiespältigen Eindruck.“ (filmdienst) H, HB, HH, KI
Moon Großbritannien 2009, R: Duncan Jones, D: Sam Rockwell, Dominique McElligott
“Ein Astronaut, der allein eine vollautomatisierte Tagebau-Anlage auf dem Mond betreut, beginnt, sich gegen die Anweisungen seiner Firma und des Bordcomputers zu wehren. Dabei entdeckt er, dass er doch nicht ganz alleine ist, als er einem merkwürdigen Doppelgänger begegnet. Kammerspielartiges Science-Fiction-Drama, das mit Referenzen an Klassiker eine spannungsreiche Assoziationskette um Frage nach Einzigartigkeit und Originalität in Gang setzt, ohne jedoch die philosophischen Tiefendimensionen der Vorbilder anzustreben. Ein ruhig erzählter, vor allem formal überzeugender Genrefilm.“ (filmdienst) H, HH, KI
O
Oskar und die Dame in Rosa Frankreich/Belgien/Kanada 2009, R: Eric-Emmanuel Schmitt, D: Michèle Laroque, Max von Sydow
„Ein Junge leidet an Krebs und verweigert angesichts des bevorstehenden Todes den Kontakt mit Erwachsenen, bis eine seltsame Ex-Wrestlerin über ihn stolpert und sich eine symbiotische Freundschaft entwickelt. Ein magisch-realistischer Film über das Sterben eines Kindes, der der Unfähigkeit der Erwachsenen, sich der Unfassbarkeit des Todes zu stellen, die Welt der Kinder entgegen hält. Mal sehr emotional, mal humorvoll lässt er seine eindrücklich gespielten Figuren im Angesicht des bevorstehenden Endes das Leben neu lernen, wobei er auch eine religiöse Perspektive eröffnet.“ (filmdienst) BS, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS
P
Der Pakt mit dem Teufel Frankreich 1949, R: Rene Clair, D: Michel Simeon, Gerard Philipe
„Die Bearbeitung der Faust-Legende durch Rene Clair und Armand Salacrou ist voller Witz und Tiefsinn. Dies und die Spielfreude der Hauptdarsteller Michel Simon und Gerard Philipe trägt dazu bei, daß die philosophischen Gedanken des Teufelspaktes schwerelos transportiert werden. Clairs außerordentlich dichter Film ist ein intellektuelles Vergnügen ersten Ranges.“ (Lexikon des internationalen Films ) HH
Pianomania Österreich/Deutschland 2009, R: Lilian Franck, Robert Cibis
„Dokumentarfilm über den Wiener Klavierstimmer Stefan Knüpfer, der dafür sorgt, dass die Instrumente den Anforderungen internationaler Star-Pianisten genügen. Mit Liebe zum Detail widmet sich der Film in langen Einstellungen dem „Innenleben“ der Instrumente und der Arbeit des Stimmers. Ein faszinierender Einblick in einen verborgenen Aspekt der Musikwelt, der für die Brillanz der großen Pianisten unabdingbar ist.“ (filmdienst) GÖ, H, HH, KI
Ponyo Japan 2008, R: Hayao Miyazaki
„Wie alle Werke Hayao Miyazakis überzeugt auch sein neuer Anime-Film durch seine visuelle Schönheit wie durch seine humanistische Haltung. Als der kleine Sosuke einen vermeintlichen Goldfisch am Strand rettet, ahnt er nicht, dass er damit sein ganzes Dorf und alle Meeresbewohner in Aufregung versetzen wird. „Ponyo“ ist die märchenhafte Geschichte einer Meerjungfrau, die gegen den Willen der Eltern beschließt, Mensch zu werden. Miyazaki gelingt in bezaubernden 2-D-Bildern ein großes Abenteuer für kleine Kinozuschauer, in dem spielerisch Respekt vor Mensch und Umwelt vermittelt wird.“ (Rheinischer Merkur) BHV, BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OS, SN
Precious - Das Leben ist kostbar USA 2009, R: Lee Daniels, D: Gabourey Sidibe, Mo‘Nique
„Porträt einer extrem übergewichtigen schwarzen 16-Jährigen aus dem New Yorker Stadtteil Harlem, die von ihrem Vater vergewaltigt und von der Mutter misshandelt wird. Ein packendes Drama, das die trostlose Bilanz der Lebensumstände in den sozialen Ghettos moderner Großstädte mit einer widerständigen Entwicklungsgeschichte verbindet. Das provozierende Melodram begnügt sich dabei nicht mit dem ungeschminkten Blick hinter die Fassaden der Wohlstandsgesellschaft, sondern zeigt auch, wie soziales Engagement und Hartnäckigkeit das Schicksal verändern können.“ (filmdienst) HB
R
Resident Evil: Afterlife Großbritannien/USA/Deutschland 2010, R: Paul W. S. Anderson, D: Jensen Ackles, Milla Jovovich
„Mittlerweile beherrschen Zombies nahezu die gesamte Erde. Alice (Milla Jovovich) versucht, mit einer kleinen Gruppe überlebender Menschen aus Los Angeles dem entgegenzuarbeiten. Vierter Teil des Horrorspektakels.“ (tip) BHV, BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
Rückkehr ans Meer Frankreich 2009, R: François Ozon, D: Isabelle Carré, Louis-Ronan Choisy
„Sie nennt sich Mousse, sie ist jung und schön, aber auch drogensüchtig und schwanger, und eines Morgens, als sie aus dem Rausch auftaucht, liegt ihr Gefährte tot neben ihr. Mousse bricht mit großbürgerlicher Pariser Herkunft und Drogenszene, sie verkriecht sich in einem Ferienhaus am Meer: radikaler Entzug, Trauerarbeit, Schwangerschaft und der Versuch eines anderen Lebens. Alle paar Jahre, so scheint es, kehrt der Filmemacher François Ozon, 42, zwischen aufwendigen Projekten ans Meer zurück, um sich auf einfachste filmische Formen des Erzählens von Leben und Tod zu besinnen. Diesmal hat er die bei den Dreharbeiten tatsächlich schwangere Schauspielerin Isabelle Carré den Gang der Arbeit mitbestimmen lassen. Das Ergebnis bleibt skizzenhaft, leicht improvisiert, voll überraschender Spontaneität, doch etwas zu klein und privat.“ (Der Spiegel) GÖ
S
Salt USA 2010, R: Phillip Noyce, D: Angelina Jolie, Liev Schreiber
„Die CIA-Agentin Evelyn Salt wird von einem Überläufer bezichtigt, eine russische Schläferin zu sein. Sie flieht - und wird tätig. Eine Verfolgungsszene jagt die nächste, die Gejagte wird zur Jägerin und man weiß immer weniger, wer auf welcher Seite steht. Elegant inszenierter, actionreicher Agententhriller mit einer großartigen Angelina Jolie.“ (tip) H, HB, HH, OS
Das Sandmännchen - Abenteuer im Traumland Deutschland 2010, R: Sinem Skaoglu, Jespeer Möller, D: Ilja Richter, Volker Lechtenbrink
„Das Sandmännchen kennt die großen und kleinen Träume aller Kinder. Doch als ihm ein fieser Albtraum den Schlafsand stiehlt, muss schnell Hilfe her: Das aufgeweckte Schlafschaf Nepomuk und der kleine Miko aus der Wachwelt, der gern ein mutiger Kapitän wäre, steuern mit dem Sandmann einem großen Abenteuer entgegen. Mit den liebevoll gestalteten, kleinen Helden gibt es so einiges zu erfahren über Mut, Vertrauen in die eigenen Kräfte und ein versöhnliches Miteinander. Ihre ereignisreiche Reise durch die fantastischen Schlafwelten ist eine herrlich farbenfrohe Gutenachtgeschichte.“ (fbw-Pressetext) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
Schattenzeit Deutschland 2009, R: Gregor Theus
„Dokumentarfilm über Menschen, die an schwerer Depressionen erkrankt sind und in der Berliner Charité behandelt werden. Ohne Kommentar zeichnet er drei Schicksal nach, wobei die Kamera nah bei den Protagonisten bleibt und aufmerksam die Zeichen einer rätselhaften Müdigkeit liest. Eindringlicher Blick in Krankheitsbild und Behandlungsmethoden eines oft marginalisierten „Volksleidens“.“ (filmdienst) H
Seoul Lost and Found Deutschland 2008, R: Jules Herrmann
„Für den Reisebericht „Seoul Lost and Found“ wählte Regisseurin Jules Herrmann einen sehr offenen Zugang: Ohne Story oder feste ProtagonistInnen im Kopf fährt sie nach Südkorea, um unvoreingenommen die Stadt und ihre Menschen kennenzulernen - und erfährt anfangs nicht viel mehr als Kichern und interkulturelle Sprachlosigkeit. Erst langsam dringt sie in die subkulturellen Randbezirke Seouls vor und erfährt gerade so schließlich einiges über Normen und Widersprüche des modernen Südkoreas.“ (b-movie) HH
Shahada Deutschland 2009, R: Burhan Qurbani, D: Maryam Zaree, Sergej Moya
„Episodisch werden verschiedene Schicksale junger Muslime in Deutschland beleuchtet, die zwischen dem Lebensstil der säkularisierten deutschen Gesellschaft und traditionellen islamischen Glaubensvorstellungen nach einem eigenen Weg suchen. Leider bleiben die Figuren dabei allzu sehr repräsentative „Problemfälle“; lebensnahe Charakterbilder gelingen nur an wenigen Stellen. Trotz dieser Schwäche ist der filmsprachliche wie inhaltliche Ehrgeiz, mit dem ein junger Regisseur in seinem Debüt ein Stück brisanter deutscher Wirklichkeit verhandelt, durchaus spannend.“ (Rheinischer Merkur) H, HB, HH, OL
Snowman‘s Land Deutschland 2010, R: Tomasz Thomson, D: Jürgen Rissmann, Thomas Wodianka
„Ein Berufskiller nimmt in einer ostdeutschen Schneelandschaft einen Kollegen als Anhalter mit. Das charakterlich ungleiche Duo landet im Unterschlupf eines Gangsterbosses, der die beiden einspannen will, um den Widerstand der örtlichen Bevölkerung gegen einen Freizeitpark zu brechen. Mit lakonisch-ruhigem Erzählgestus inszenierte kammerspielartige Killerkomödie mit überzeugenden Darstellern und atmosphärischen Landschaftsbildern, schwarzem Humor und originellen Einfällen.“ (filmdienst) HB, KI
Step Across the Border Deutschland 1991, R: Nicolas Humbert, Werner Penzel, D: Fred Frith /Originalfassung mit Untertiteln
Dieser Film sieht genauso musikalisch, originell und rhythmisch aus, wie er klingt. Die Regisseure Hubert und Penzel haben bei ihrem Portrait des Avantgarde-Gitarristen Fred Frith mit der Kamera genauso improvisiert wie die Musiker mit ihren Instrumenten. Als hellwache und neugierige Mit-Reisende, Gesprächspartner und Beobachter haben sie Frith bei seinen verschiedenen Projekten in Japan, Europa und New York begleitet und statt langer Jazzsoli, jubelnder Zuschauermassen oder gelehrter Erklärungen viele kurze, sehr prägnante und überraschend komische Momente in Frith Musik und Leben zusammengeschnitten. (hip) HH
Step Up 3D USA 2010, R: Jon Chu, D: Sharni Vinson, Rick Malambri
„Eine Jugendbande, die in einem alten Lagerhaus solidarisch zusammen lebt, muss ein Tanzturnier gewinnen, um Mietrückstände bezahlen zu können. Dabei treten sie gegen eine verfeindete Gang an. Ein unterhaltsamer Jugendfilm mit Reminiszenzen ans klassische Filmmusical. Die in 3D bestens zur Geltung kommenden, zwischen Breakdance, Martial Arts und modernem Ausdruckstanz oszillierenden Tanzszenen stehen mit ihrer pointierten Mehrdimensionalität allerdings in denkbar großem Kontrast zur flachen Handlung.“ (filmdienst) BHV, BS, GÖ, H, HB, HH, KI, LG, OL, OS, SN
T
Die Taube auf dem Dach DDR 1973, R: Iris Gusner, D: Günter Naumann, Andreas Gripp
„Ein verbotener, beinahe zerstörter Film aus der DEFA-Produktion des Jahres 1973: In „Die Taube auf dem Dach“ geht Regisseurin Iris Gusner der sehr offen gehaltenen Frage nach, wie man leben möchte in der DDR. Im Rahmen einer eher assoziativ erzählten Handlung treffen dabei eine unabhängige Bauleiterin, ein einstmals idealistischer Baubrigadier und ein Student aufeinander. Letztlich bleibt die Geschichte so offen wie die spannende Form, in der sie erzählt wird.“ (tip) HH
The American USA 2010, R: Anton Corbijn, D: George Clooney, Bruce Altman
„Von „Der eiskalte Engel“ bis zu Jarmuschs „Ghost Dog“: Filme um Profi-Killer sind oft psychologisch überzeugende Dramen um das Dilemma von Menschen, die durch ihren Beruf zur Gefühlskälte gezwungen sind, menschlich jedoch genau daran scheitern. Dies gilt auch für Anton Corbijns Film: Im Mittelpunkt steht ein von George Clooney verkörperter Killer, der begreift, dass er eines nicht unter Kontrolle hat: Gefühle. Als bei einem Job etwas schiefläuft, wittert er Gefahr. Wem kann er trauen? Der Thriller, zu dem Herbert Grönemeyer die Musik komponierte, setzt wenig auf Action, sondern auf die Hauptfigur und hält bis zum Schluss in Atem.“ (Rheinischer Merkur) BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, OL, OS, SN
The Doors – When You’re Strange USA 2010, R: Tom DiCillo
„Dokumentation, die sich mit Archivmaterial und penetranter Erzähl-/Kommentar-Stimme aus dem Off chronologisch an der Karriere der amerikanischen Rockband The Doors abarbeitet. Doch letztlich weiß der Film über die Musiker um den charismatischen Sänger Jim Morrison nur wenig Neues zu vermelden, und die Musik spielt hier bedauerlicherweise nur die zweite Geige. Solide und langweilig.“ (tip) BS, GÖ, H, HL
The Expendables USA 2010, R: Sylvester Stallone, D: Sylvester Stallone, Jason Statham
„Unter Führung eines alternden Haudegens soll ein Söldnertrupp einen lateinamerikanischen Inselstaat von einem grausamen Diktator befreien. Der entpuppt sich allerdings lediglich als Handlanger weitaus gefährlicherer Machthaber, weshalb die Mission immer blutiger wird. Als Referenz ans Actionkino der 1980er-Jahre intendierter Film, der unentschlossen zwischen augenzwinkernden B-Movie-Anspielungen und drastischen Gewaltdarstellungen changiert. Die direkte Art der Genrevorbilder wird durch eine aufgepfropft wirkende Reflexionsebene zudem unterwandert.“ (filmdienst) BS, GÖ, H, HB, HH, KI, OS
The Road USA 2010, R: John Hillcoat, D: Viggo Mortensen, Kodi Smit-McPhee
„Auf dem Weg durch eine postapokalyptische Landschaft versucht ein Vater, gemeinsam mit seinem Kind das Meer zu erreichen. Nach einer Romanvorlage von Cormac McCarthy zeichnet der vordergründig deprimierende Film eine von Zerstörung und Hoffnungslosigkeit beherrschte Welt, in der die wenigen überlebenden Menschen bis auf die Stufe des Kannibalismus abgesunken sind. Eine in monochromen, düsteren Bildern entworfene Allegorie, die den Verlust der Humanität in existenziellen Grenzsituationen beklagt.“ (filmdienst) H, HB, HH, HL, KI, OS
The Social Network USA 2010, R: David Fincher, D: Jesse Eisenberg, Andrew Garfield
„Spielfilm um die Gründung des „Social Network“ Facebook und dessen Erfinder Mark Zukkerberg. Dabei geht es weniger um ein Ausloten des Phänomens „Facebook“ und der Ausstrahlung, die diese Art der virtuellen Selbstdarstellung und Kommunikation auf ihre Benutzer ausübt, als vielmehr um die Aufstiegsgeschichte eines Campus-Nerds und seines Start-up-Unternehmens sowie um Illoyalitäten und Skandälchen, mit denen dieser Aufstieg einher ging. Filmisch mitreißend inszeniert, mit hohem Tempo, brillanten Dialogen und guten Darstellern, wird die an sich dünne Geschichte höchst unterhaltsam aufbereitet.“ (filmdienst) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
The Town USA 2010, R: Ben Affleck, D: Ben Affleck, Blake Lively
„Ben Affleck findet in seinem zweiten Film als Regisseur als Bankräuber in Boston die große Liebe, ausgerechnet in Gestalt einer ahnungslosen Bankangestellten, die er zuvor als Geisel genommen hat. Solide inszenierte Actionsequenzen werden mit matter Romantik abgetönt, während Afflecks Gangster nach einem Ausstieg aus dem Kriminellenleben sucht.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
Toy Story 3 USA 2010, R:Lee Unkrich
„Toy Story 3 ist ein superber Animationsfilm geworden, bei dem man beinahe nichts bemängeln kann - ausser vielleicht die Szenen, in denen Barbie und Ken vorkommen. Die Pixarleute haben einen Film geschaffen, der nie langweilig ist und gegen Schluss dem einen oder anderen die Tränen in die Augen treiben wird. Die Macher selbst lieben die Figuren ebenso wie das Publikum, weshalb sie ihnen am Ende fünf der schönsten Minuten in der Animationsgeschichte schenken. Es ist ein gefühlsvoller Abschluss der Reihe, welche nun keinen weiteren Teil mehr braucht.“ (outnow) H, HB, HH
U
Uncle Boonmee erinnert sich an seine früheren Leben Thailand 2010, R: Apichatpong Weerasethakul, D: Natthakarn Aphaiwonk, Jenjira Pongpas
„Bei Filmfestivals feiert der thailändische Regisseur seit langem Erfolge. Dieses Jahr erhielt er die Goldene Palme in Cannes. Ein alter Mann weiß, dass er an Nierenversagen sterben wird. In Anwesenheit von Familie und Freunden bereitet er sich auf den Tod vor, wobei auch bereits Verstorbene in magisch veränderter Gestalt an dem Abschied teilnehmen. In langen, statischen Einstellungen beschreibt der dichte Film eine Auseinandersetzung mit dem Sterben und den Vorstellungen von dem, was nach dem Tod kommt. Rätselhaft, aber ohne sich in diffusem Mystizismus zu verlieren, surreal und doch konkret in seinen Bildern.“ (Rheinischer Merkur) HB
V
Veronica beschließt zu sterben USA 2009, R: Emily Young, D: Sarah Michelle Gella, Jonathan Tukker
„Veronika beschließt zu sterben“ ist ein sehr typisches Coelho-Werk, gespickt mit seitenlangen Weisheiten über Sinn oder Unsinn des Lebens und oberschlauen Nebenfiguren, konstruiert um eine fehlgeleitete junge Frau, die ihren Lebensmut und den Glauben an die Liebe wiedererlangt – ein „Lebensratgeber in Romanform“, wie ein Rezensent treffend bemerkte. Die Botschaft von Buch und Film ist letztlich nicht unsympathisch. In Coelhos Roman ist sie allerdings hoffnungslos spiritualisiert und jedes gegenwartskritischen Bezugs beraubt. Im Film dagegen verfehlt sie ihre Wirkung, weil die Figuren eindimensional sind, die Handlung wirr und lückenhaft erscheint und die ambitionierte Inszenierung ins Leere läuft.“ (critic.de) BS, H, HH, HL, KI
Vincent will meer Deutschland 2010, R: Ralf Huettner, D: Florian David Fitz, Karoline Herfurth
„Ralf Huettners Roadmovie über drei junge Patienten der Psychiatrie, die aus einer Klinik in Süddeutschland ausbrechen und nach Italien durchbrennen, erinnert von fern an den Erfolgsfilm „Knockin‘ on Heaven‘s Door“ und nervt im Detail mitunter, weil die Erwachsenenwelt der sogenannten Normalen hier ausschließlich aus Volltrotteln besteht. Dafür sind Karoline Herfurth und Florian David Fitz (der auch das Drehbuch schrieb) im Zentrum des Films ein sehenswert schönes, von Seelenschäden übel zerrüttetes Liebespaar.“ (Der Spiegel) DEL, KI
W
Wie durch ein Wunder USA/Kanada 2010, R: Burr Steers, D: Zac Efron, Charlie Tahan
„Ein junger Man, der unter dem Unfalltod seines jüngeren Bruders leidet, hat die Gabe, den Toten zu sehen und hält täglich mit ihm Zwiesprache. Als er eine junge Frau trifft und sich in sie verliebt, erweist sich seine Gabe als zweischneidiges Schwert. Gefühlvolles, gut gespieltes Mystery-Drama.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
Die wilde Farm Frankreich/Deutschland 2009, R: Dominique Garing, Frédéric Goupil
„Anrührend altmodischer Tierfilm über einen Bauernhof, der den Respekt vor seinen gefiederten oder behaarten Protagonisten in handwerkliche Sorgfalt kleidet, die bei jeder Einstellung die Einfühlung ins Tier voraussetzt. Ein echter Aufklärungsfilm, nicht nur für Stadtkinder.“ (tip) BHV, GÖ, H, HB, HH, OL
Women without Men Deutschland/Österreich/Frankreich 2009, R: Shirin Neshat, Shoja Azari, D: Pegah Ferydoni, Arita Shahrzad
„Demonstranten ziehen durch die Straßen von Teheran: Im Sommer 1953 wurde der erste demokratische Präsident Persiens durch einen von den USA unterstützten Staatsstreich gestürzt. Vor diesem politischen Hintergrund (Cinema)erzählt die iranische Filmemacherin Shirin Neshat von vier Frauen, deren Lebenswege sich in einem mystischen Garten am Rande der Stadt kreuzen. Der assoziative Erzählfluss und die meditativen, traumverlorenen Bilder erinnern an eine längst untergegangene Kinoepoche. In den 80er- Jahren schufen europäische Filmemacher wie der Russe Andrej Tarkowskij (“Opfer“) oder die italienischen Brüder Taviani (“Padre Padrone“) mit ihren suggestiven und schwermütigen Visionen ein Gegengewicht zum Mainstream-Kino aus Hollywood. „Women Without Men“ ist ein visuelles Ereignis, das unsere Sehgewohnheiten nachhaltig erschüttert.“ (Cinema) HL