: Regierung: Der Putschversuch war schon lange geplant
ECUADOR Eine Woche nach dem Aufstand gegen Präsident Correa sind die ersten Meuterer verhaftet worden
Abgehörter Polizeifunk
BUENOS AIRES taz | Ecuadors Präsident Rafael Correa hat eine rigorose Aufklärung der Polizeimeuterei vom Donnerstag vergangener Woche angekündigt. „Wir haben immer mehr Beweise, dass das alles geplant war und dass selbst aus dem Parlament konspiriert wurde, um die Forderungen der Polizisten für die Schaffung eines Machtvakuums zu nutzen“, sagte Correa bei einer Pressekonferenz am Mittwoch.
Am selben Tag waren 57 Polizisten wegen Beteiligung an der Meuterei vorläufig festgenommen worden. Insgesamt wurden 264 Haftbefehle erlassen, sodass mit weiteren Festnahmen zu rechnen ist. Wegen der Meuterei drohen den Polizisten zwischen zwei und fünf Jahren Gefängnis. Sollte einer der Polizisten wegen versuchten Mordes am Präsidenten angeklagt werden, drohen bis zu 12 Jahren Haft.
Die staatliche Nachrichtenagentur Andes veröffentlichte am Mittwoch Aufzeichnungen aus dem Polizeifunk, während Correa in einem Polizeikrankenhaus festgehalten wurde. „Tötet den Hurensohn Correa“, „sie sollen Correa töten, damit das alles endlich zu Ende ist“ und „lasst den Hurensohn nicht laufen, erst soll er [unsere Forderungen] unterschreiben, dann kann er gehen, wenn nicht, dann kommt das Arschloch nur tot da raus.“ Zudem ist zu hören, wie Polizisten von außerhalb des Krankenhauses ihre Kollegen über die Bewegungen außerhalb des Gebäudes informierten. „Achtung, da kommen vier Militärfahrzeuge die Orellana[-allee] hoch.“
Erst nach zwölf Stunden war Correa durch einen Militäreinsatz aus dem Polizeikrankenhaus in der Hauptstadt Quito befreit worden. Der landesweite Protest von Polizisten und Angehörigen der Luftwaffe hatte sich an der Streichung von Zulagen entzündet.
Vizepräsident Lenin Moreno sagte, er sei am Tag der Unruhen mehrfach per Telefon gefragt worden, ob er zur Übernahme der Regierung bereit wäre. Das habe er entschieden abgelehnt. Wer ihn angerufen hatte, ließ er offen. Correa machte abermals den früheren Präsidenten Lucio Gutiérrez (2003–2005) und dessen Oppositionspartei Sociedad Patriótica für den Umsturzversuch verantwortlich. „Es sind eindeutig die Sociedad Patriótica und die Gutiérrez-Leute, das ist klar“, sagte Correa.
Gutiérrez befand sich während der Unruhen im Ausland. Bei seiner Rückkehr am Mittwoch kündigte er Strafanzeige gegen Correa wegen Rufschädigung an. JÜRGEN VOGT