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Archiv-Artikel

Kofler buhlt um Energiesparer

BUSINESS Der ehemalige Medienmogul verdient sein Geld mittlerweile mit großen Effizienzprojekten. Jetzt will er die Privathaushalte beglücken

FRANKFURT/MAIN taz | „Endlich eine Revolution, die sich für alle lohnt!“ Darunter macht er es sowieso nicht, der Kofler-Georg (53) aus Bruneck in Südtirol. Nach der Revolutionierung der privaten Fernsehsender Pro Sieben und Premiere, die sich leider noch nicht für alle lohnte, will der einstige Medienmogul mit seiner ein Jahr später gegründeten Holding Kofler Energies AG jetzt zum „ADAC der Energiesparer in Deutschland“ avancieren.

Bislang planten und realisierten die für die Kofler Energie AG arbeitenden rund 300 Ingenieure und Energieexperten „Energieeffizienzprojekte“ (Kofler) in ganz Europa, darunter so renommierte wie etwa die energetische Sanierung des Terminals 1 am Frankfurter Flughafen oder die energetische Modernisierung der Staatsbibliothek in Berlin.

Jetzt möchte Kofler mit seiner an diesem Donnerstag ins Leben gerufenen und ab sofort im 28. Stock des Westhafentowers in Frankfurt residierenden Tochterfirma Koflers Energies Club auch noch alle 40 Millionen Haushalte in Deutschland mit „Energieeffizenz aus erster Hand“ beglücken. Und wie man ein Millionenpublikum erreiche, sagt Kofler, wisse ja wohl kaum jemand besser als er.

Schon bis 2012 will er in seinem Energies Club den millionsten Energiesparer begrüßt haben. 75 Euro im Jahr kostet die Mitgliedschaft. Und Kofler „garantiert“ schon im ersten Jahr eine Energiekosteneinsparung von mindestens 150 Euro; im Schnitt, prophezeit er, würden die Clubmitglieder sogar 500 Euro im Jahr sparen.

Eine prima Sache also!? Ganz bestimmt, wenn man bereit ist, zu akzeptieren, dass sich die von den Energieexperten des Clubs, die daheim auch gern einmal vorbeischauen und nicht nur telefonisch beraten, eventuell empfohlene rund 10.000 Euro teure Erneuerung der gesamten Heizanlage vielleicht erst in zehn Jahren amortisiert. Aber natürlich, so Kofler, könne man nach einem Energiecheck seines Hauses oder seiner Wohnung, auch ohne aufwendige Investitionen tätigen zu müssen, sofort Energiekosten einsparen. Durch einen Wechsel des Anbieters etwa. Oder durch ein „effizienteres Energiemanagement“.

Kofler bietet die Rundumbetreuung und erstellt für jeden Kunden ein über PC und Smartphone einsehbares individuelles Energieeinsparkonto. Auch „Faule“ wie er selbst einer sei, sagt er kokettierend, würden so zum Mitmachen beim Energiesparen animiert. Die Energierevolution beginne nämlich „zu Hause und nicht in den Parlamenten, der Wüste oder im Elektromobil“.

Koflers Credo dabei: „Die beste Alternativenergie und der beste Klimaschutz sind gesparte Kilowattstunden.“ Und deshalb ist bei ihm auch von Ökostrom nicht die Rede. „Der Energiespar Club setzt auf möglichst wenig Energie zu möglichst günstigen Preisen und auf technische Energiesparkonzepte mit Augenmaß“, sagt auch der von Kofler bestellte Vorstandsvorsitzende, Peter Vest. 50 Millionen Euro habe er in das Projekt investiert, gibt Kofler dann noch bekannt, und zum Einstand 600 Mitarbeiter rekrutiert. In der Pressemappe finden sich orangefarbene Buttons mit dem Symbol des Clubs: Eine geballte linke Faust, die den Energieblitz festhält. Auch eine Premiere.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT