Betr.: kinotaz nord

A

Ab durch die Hecke USA 2005, R: Karey Kirkpatrick, Tim Johnson

„‘Ab durch die Hecke‘ handelt vom bösen Erwachen aus dem Winterschlaf. Einige Waldtiere stellen im Frühjahr entsetzt fest, dass ihr Lebensraum weitgehend einer Neubausiedlung gewichen ist. Sie sehen sich gezwungen, mit Guerillataktik gegen die fiesen Menschen zu kämpfen. Der überaus launige Animationsfilm von Tim Johnson und Karey Kirkpatrick macht sich lustvoll und einfallsreich über die amerikanische Wohlstandsgesellschaft her und feiert alles, was wild ist.“ (Der Spiegel) DEL, H, HB, HH, KI, OL

Adams Äpfel Dänemark 2005, R: Anders Thomas Jensen, D: Ulrich Thomsen, Mads Mikkelsen

„Ivan ist Landpfarrer in einem kleinen dänischen Kaff. Er ist der überzeugte Gutmensch und betreut immer wieder Schwerverbrecher zur Resozialisierung in seiner Kirche. Dazu gesellt sich Adam, ein überzeugter Neonazi. Alle Zöglinge müssen sich einer besonderen Aufgabe stellen. Adam entschließt sich von dem im Garten stehenden Apfelbaum einen Kuchen zu backen. Doch das ist gar nicht so einfach. Hervorragende Charaktere in einer Mischung aus Action und schwarzem Humor. Eine bitterbös erzählte Fabel um den religiösen Glauben. Wobei Jensen meint, dass Fabeln interessanter sind als die wirkliche Welt. Selbst von den dänischen Pastoren gab es einen Preis. Wer diese Art von Filme mag ist gut unterhalten.“ (kinokai) H, HH, HB, HL, KI

Bandidas USA/Frankreich 2006, R: Espen Sandberg, Joachim Roenning, D: Salma Hayek, Penélope Cruz

„‚Bandidas‘ stilisiert Salma Hayek und Penélope “Cruz zu den schönsten Outlaws des Wilden Westens: Als Bankräuberinnen ziehen sie marodierend durch das Mexiko des späten 19. Jahrhunderts und bringen allerlei Männer um ihr Geld, ihren Verstand und ihr Leben. Die von Luc Besson produzierte Geschichte der Revolverheldinnen ist ein dreister Raubzug durch das Westerngenre, der im komödiantischen Dauerfeuer einen Rohrkrepierer auf den anderen folgen lässt und nicht annähernd so viel Verve hat wie seine beiden temperamentvollen Hauptdarstellerinnen.“ (Der Spiegel) H, HB, HH

Between the Lines – Indiens drittes Geschlecht Deutschland/Indien 2005, R: Thomas Wartmann / Originalfassung mit Untertiteln

„Dokumentarfilm, der sich dem Wesen und der Welt indischer Transsexueller und Hermaphroditen, genannt Hijras, annähert. Drei Porträts stellen unterschiedliche Lebensumstände vor, wobei überzeugend der Eindruck vermittelt wird, dass der geschlechtliche Zwischenraum als ein Freiraum empfunden wird, der sich auch in der eigentümlichen Verbindung von Tradition, Religiosität und Sexualität niederschlägt. Trotz des eindrucksvollen fotografischen Farbenrauschs leidet der Film an Längen, da ihm eine zwingende Dramaturgie fehlt.“ (filmdienst) HB, HH

Brick USA 2006, R: Rian Johnson, D: Joseph Gordon-Levitt, Nora Zehetner

„Mit seinem Spielfilmdebüt machte Rian Johnson in Sundance Furore. Sein cleverer Einfall: „Brick“ kombiniert eine Neo-noir-Detektivgeschichte mit einem genrefremden (Tat-)Ort: einer kalifornischen Highschool. Ein mysteriöser Anruf seiner Ex-Freundin Emily bringt den Außenseiter Brendan dazu, an seiner Schule unbequeme Fragen zu stellen – und ein paar unangenehme Bekanntschaften zu machen. Um Antworten zu finden, muss Brendan das Vertrauen des Zirkels gewinnen, denn Emily selbst kann ihm nicht mehr weiterhelfen: Sie liegt tot in einem Kanal. Brendan, den Joseph Gordon-Levitt (“10 Dinge, die ich an dir hasse“) cool wie Bogart spielt, vermeidet sogar beim Prügeln jede überflüssige Bewegung, gibt sich einsilbig und kommuniziert in Codes. Das behindert zwar mitunter den Erzählfluss, mindert aber nicht die Faszination der verrätselten Story.“ (Cinema) H, HB, HH, KI

C

Candy Australien 2006, R: Neil Armfield, D: Heath Ledger, Abbie Cornish

„Die leidenschaftliche Liebe eines jungen Paares wird durch die gemeinsame Drogenabhängigkeit zerstört. Etappenweise erfolgt der Niedergang, der weder durch die Eltern der jungen Frau noch durch eine Fehlgeburt aufgehalten werden kann. Der Film beeindruckt durch seine konsequent durchgehaltene Erzählperspektive, die jede moralisierende Betrachtung ausschließt, mitunter aber das Mitgefühl des Zuschauers auf die Probe stellt. Beeindrukkende Darsteller und ein intensiver Soundtrack tragen den Film über kleinere dramaturgische Schwächen hinweg.“ (filmdienst)

Caravaggio Großbritannien 1986, R: Derek Jarman, D: Nigel Terry, Sean Bean

“Ein außerordentlicher Maler-Film – aber gewiss nicht jedermanns Sache. Die Visionen des Malers und Filmregisseurs Derek Jarman über den Renaissance-Maler Caravaggio (1571-1610) sind so etwas wie eine fiktive Bilder-Psychoanalyse: Die Gemälde Caravaggios dienen dem Engländer Jarman als Schlüssel für dessen Charakter und Biographie. Aus den Bildern liest er ein Homosexuellendrama von Maler und Modell heraus. Jarman entwirft dabei eine Sado-Lasterwelt von der harten, einsamen Gossenpoesie eines Pasolini oder Genet. Dass Taschenrechner und Schreibmaschinen benutzt werden, dass moderne Zeitungen, Jeans und Motorräder vorkommen: Das sind frappierende Elemente, um den ,Zeit‘-Ausstattungspomp eines Historienschinkens (für den Jarman kein Geld hatte) zu verfremden.“ (Ponkie) H, HB, HH, KI

Cars USA 2006, R: John Lasseter

„Animationsfilm um ein egozentrisches Rennauto, das in einer kleinen Stadt abseits jeden Trubels die wahren Werte des Lebens kennen lernt. Sofern man von der CGI-Komödie kein ununterbrochenes Gagfeuerwerk erwartet, offenbaren sich die Schönheiten dieses Films: der feine Witz im Detail und vor allem der ungeheuer liebevolle Blick auf ein längst verloren geglaubtes Stück Americana, das im 50er-Jahre-Design eines Städtchens an der Route 66 fröhliche Urstände feiert.“ (tip) DEL, H, HB, HH, HL, KL, OL

Crank USA 2006, R: Mark Neveldine, Brian Taylor, D: Jason Statham, Amy Smart

„Im Schlaf hat man dem Hitman Chev eine chinesische Giftspritze in seinen Stiernakken gesteckt. Jetzt muss er sein Herz in Schwung halten, sonst bleibt es einfach stehen. Vollgestopft mit haufenweise Aufputschmitteln flitzt Energiebolzen Chev durch Los Angeles um von den fiesen Drogen- Waffen- und Frauenhändlern ein Gegenmittel zu erpressen. Sympathisch prollige Endlosklopperei mit dem britischen Ex-Olympioniken Jason Statham.“ (tip) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

D

The Da Vinci Code – Sakrileg USA 2006, R: Ron Howard, D: Tom Hanks, Ian McKellen

„Dass es in ‚Sakrileg‘ um Dinge geht, die die Grundfeste des Christentums erschüttern könnten, ist stark übertrieben. Die Kritik an der männerbestimmten christlichen Kirche, die das Weibliche unterdrückt, ist nicht nur vergleichsweise alt, sondern auch so oberflächlich gehalten, dass sich niemand beleidigt fühlen muss, der es nicht darauf anlegt. Ron Howards Filmversion ist darin vollkommen werktreu: Es wird bedeutungsvoll geraunt, aber wenig offensiv präsentiert. Browns kunstlose Schreibe reiht endlos Sätze in direkter Rede aneinander. Drehbuchautorin Akiva Goldsman hat von diesen Dialogen erstaunlich viel übernommen und ‚Sakrileg‘ damit zu einem ungeheuer geschwätzigen Film gemacht, der unfreiwilliger Weise die großen Schwächen der Vorlage mehr betont als verdeckt.“ (epd-film) H, HB, HL, KI

Dr. Strangelove (Dr. Seltsam oder Wie ich lernte, die Bombe zu lieben) Großbritannien 1963, R: Stanley Kubrick, D: Peter Sellers, George S.Scott / Originalfassung mit Untertiteln

“‘Dr. Strangelove‘ ist die wohl ultimative schwarze Komödie über das Thema einer außer Kontrolle geratenen Technik. Und während Pilot Slim Pickens auf seiner Atombombe den Cowboyhut schwenkend der Vernichtung der Menschheit entgegenrast, streiten sich der amerikanische Präsident (Peter Sellers) und der russische Premier in einem unglaublichen Telefongespräch darüber, wem die ganze Sache mehr leid tut. Tröstlich, dass sie eine Kompromisslösung finden: Es tut beiden gleich leid.“ (taz) HB

E

Easy Rider USA 1969, R: Dennis Hopper, D: Dennis Hopper, Peter Fonda / Originalfassung mit Untertiteln

“Die sentimentale Paranoia des Films entsprach offensichtlich den Vorstellungen einer riesigen jugendlichen Fangemeinde. In den später Sechzigern war es cool zu glauben, man könne nicht gewinnen und daß alles manipuliert und hoffnungslos war. Die Landschaften hatten blendende Formen; die überwältigende Musik von Jimi Hendrix und Gruppen wie The Band und The Byrds gaben den schleppenden Sequenzen einen Puls, und Peter Fonda mit seiner Miene von heiliger noblesse obligé starb für die Sünden Amerikas. Der Film wurde zu einer rituellen Erfahrung.“ (Pauline Kael) H

Ein perfekter Platz Frankreich 2006, R: Danièle Thompson, D: Cécile De France, Valérie Lemercier

„Jessica landet als Hilfskellnerin in einem Bistro der mondänen Pariser Avenue Montaigne, wo sich die Wege der Reichen und Verrückten aus einem Theater, einem Konzert- und einem Auktionshaus kreuzen. Die Autorin und Regisseurin Danièle Thompson (‚Jet Lag‘), die sich als Autorin u.a. für Louis-de-Funès-Filme seit langem schon im Komödien-Genre auskennt, hat aus dem modischen Plot eine doppelte Erzählung gemacht: halb Klamotte über Pariser Prominente und ihre Macken, halb Rührstück über die seelischen Nöte reicher Kunstliebhaber.“ (tip) HH

Emmas Glück Deutschland 2005, R: Sven Taddicken, D: Jördis Triebe, Jürgen Vogel

„‚Emmas Glück‘ erzählt von der zärtlichsten Halsabschneiderin des Kinos. Die Bäuerin Emma lebt allein unter Schweinen und weiß sie sanft zu töten. Sie küsst und herzt die Tiere, bevor sie ihnen das Messer an die Kehle setzt. Als es einen Autoverkäufer auf Emmas Hof verschlägt, beginnt eine bezaubernde Geschichte über Männer, Schweine, die große Liebe und den Weg allen Fleisches. Basierend auf Claudia Schreibers Roman ist Regisseur Sven Taddicken mit zwei großartig harmonierenden Hauptdarstellern ein ebenso schwungvoller wie bewegender Film gelungen. (Der Spiegel) H, HB, HH, HL, OL

Die Erde von oben Frankreich 2006, R: Renaud Delourme

„Aus farbenprächtigen Luftbildern von Pflanzen, Tieren, Menschen, Natur- und Stadtlandschaften des Fotokünstlers Yann Artus-Bertrand wurde mittels Animationstechnik ein streckenweise faszinierendes, aber nicht durchgängig fesselndes kinematografisches Kaleidoskop kreiert, welches die Augen für die Schönheiten und Wunder der Welt öffnet, und gleichzeitig das Bewusstsein für ihre Bedrohung durch Urbanisierung und Umweltzerstörung schärft.“ (tip) H, HB , HH

F

Faust Deutschland 1925, R: Friedrich Wilhelm Murnau, D: Gösta Ekman, Emil Jannings / Stummfilm

“Murnaus Faust-Version, eine Mischung aus der alten Volkssage und Goethes und Marlowes Variationen, läßt den metaphysischen Kampf zwischen Gut und Böse an der Zeitenwende vom Mittelalter und Irreligiösität erscheinen und deutet Faust als den ersten modernen Menschen mit freier Willensentscheidung und einem Bekenntnis zur Allmacht der Liebe. In seiner letzten Arbeit für die Ufa, bevor er nach Hollywood ging, gestaltete Murnau den klassischen Stoff als Licht- und Schattenspiel, das die Perfektion des deutschen Stummfilmkinos noch einmal suggestiv auskostete: ein Film voller spielerischer Freude am Phantastischen.“ (Lexikon des internationalen Films) H

Der freie Wille Deutschland 2006, R: Matthias Glasner, D: Jürgen Vogel, Sabine Timoteo

„Eine neunjährige Haftstrafe hat Theo wegen Vergewaltigung verbüßt. Wieder auf freiem Fuß wartet ein Leben in absoluter Unsicherheit auf ihn. Er lernt die 27-jährige Nettie kennen, die ihr ganzes Leben lang von ihrem Vater missbraucht wurde. Obwohl ihre Beziehung von Anfang an unter keinem guten Stern steht, geben sie ihrer langsam aufkeimenden Liebe eine Chance. Zehn Jahre nach ihrer ersten gemeinsamen Arbeit, ‚Sexy Sadie‘, begeben sich Regisseur Matthias Glasner und Schauspieler Jürgen Vogel erneut auf eine filmische Reise, in der sie einen Blick in die Abgründe verletzter Seelen werfen. Chronologisch gedreht, ist ‚Der freie Wille‘ ein Film von schmerzhafter Intensität, der seinen Weg konsequent zu Ende geht und allen Beteiligten dabei das Letzte abverlangt. Ein Seelenstriptease, der auch deshalb harter Tobak ist, weil sich die Filmemacher weigern, den Zuschauer an der Hand zu nehmen.“ (Blickpunkt:Film) H, HH, HL

Freunde mit Geld USA 2006, R: Nicole Holofcener, D: Jennifer Aniston, Frances McDormand

„Vier Frauen zwischen Ende 30 und Mitte 40: Frances McDormand spielt die mit einem Schöngeist verheiratete Jane, die grausige, flatterige Indiensäcke entwirft. Aniston ist die Single-Frau Olivia, die gerade ihren Job als Lehrerin geschmissen hat und nun zum Entsetzen ihrer Freundinnen putzen geht. Keener spielt die Drehbuchautorin Christine, deren Ehe eigentlich schon lange kaputt ist, und Cusack die gutsituierte Franny. Wie die vier Frauen miteinander, mit und ohne Geld umgehen, ist genau beobachtet und ehrlich erzählt.“ (tip) HB, HH, OL

Frida Kahlo – Es lebe das Leben Mexiko 1984, R: Paul Leduc, D: Ofelia Medina, Juan José Gurrola / Originalfassung mit Untertiteln

“Lebensmomente der von einem schweren Schicksal gezeichneten mexikanischen Malerin Frida Kahlo, dargestellt in enger Verflechtung mit ihrem malerischen Werk, das ein Spiegelbild ihres eigenen Lebens ist. Eine hoch artifizielle Filmkomposition von anstrengend-intensiver Bildkraft, die zu einer faszinierenden Ästhetik verdichtet wurde.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

G

Geheime Staatsaffären Frankreich/ Deutschland 2006, R: Claude Chabrol, D: Isabelle Huppert, François Berléand

„Eine Untersuchungsrichterin bringt mit dem Instinkt einer Jägerin und geradezu stählernem Charme in genüsslich zelebrierten Verhörsitzungen korrupte Top-Manager erst aus der Fassung und anschließend zur Strecke. Sarkastisch deckt sie den Amtsmissbrauch der Drahtzieher eines Großkonzerns auf, nicht ohne die Männer im grauen Flanell auf der anderen Seite ihres Schreibtisches noch ein wenig zu quälen. ‚Geheime Staatsaffären‘ ist eine Komödie der Macht: inszeniert (und orchestriert) mit typisch Chabrol’schem Witz, jener eigensinnigen Mischung aus Subtilität und Albernheit.“ (tip) HH

Die Geschichte der Qiu Ju China/Hongkong1992, R: Zhang Yimou, D:Gong Li, Zhi Jun

„Eine junge, hochschwangere Bäuerin, deren Mann bei einem Streit mit dem Dorfvorsteher verletzt wurde, versucht, eine Entschuldigung einzuklagen, und muß erkennen, daß Recht und Gerechtigkeit zwei verschiedene Dinge sind. Ein in seiner Wirklichkeitsnähe fast dokumentarisch wirkender Spielfilm, der das Leben im ländlichen China mit großer Wärme, Anteilnahme und Leidenschaft schildert. Behutsam entwikkelt, verbindet er tragische und komische Elemente und wird von der großen Zuneigung getragen, die er seinen Personen entgegenbringt.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

The Giant Buddhas Schweiz 2005, R: Christian Frei

„Auf dem Weg, eine Geschichte über die von den Taliban gesprengten Buddha-Figuren in Afghanistan zu machen, verliert sich Frei (bewusst!) in vielen ande(Der Spiegel) HBren Geschichten. Da ist die seit Generationen in ihrer Felshöhle lebende Familie, die nicht mehr dorthin zurück darf, weil die Felsen nun zum Weltkulturerbe erklärt wurden. Da ist der Archäologe, der in der Wüste unbeirrt nach einer weiteren Buddha-Figur gräbt und da ist die afghanisch-stämmige Freundin aus Übersee, die sich ihr Leben lang vergebens danach sehnte, die nun gesprengten Buddhas einmal zu erleben. Der Film zeigt ihre unterschiedlichsten Vorstellungen vom Seienden und der Kultur. Und manchmal scheint er sich wirklich zu verlieren, würde Frei nicht fragen: „‘Wie sagte Buddha? Nichts bleibt, alles ändert.‘“ (Leipzig-Almanach) HH

H

Der Hals der Giraffe Frankreich, Belgien 2004 R: Safy Nebbou, D: Sandrine Bonnaire, Louisa Pili

„In Safy Nebbous Regiedebüt sind Mitglieder gleich dreier Generationen einer Familie unterwegs auf der Suche nach der verschollenen Großmutter: die aufgeweckte neunjährige Mathilde, ihre Mutter Hélène und der Großvater Paul, der einst jeden Kontakt zu seiner Frau abgebrochen hatte, als sie ihn wegen eines anderen Mannes verließ. Nebbous unprätentiöse Inszenierung hält Tragik und Komik der melodramatischen Suche sehr subtil in der Waage und verlässt sich vor allem auf die hervorragenden Schauspieler.“ (tip) HB, KI

Hard Candy USA 2005, R: David Slade, D: Patrick Wilson, Ellen Page

“Vom Chatroom ins Café ins Apartment lief es wie am Schnürchen; doch dann muss Fotograf Jeff feststellen, dass die 14-jährige Hayley keineswegs so frühreif und willig ist, wie erhofft. Stattdessen droht ihm plötzlich die Kastration. Als Zuschauer dieser kammerspielhaften Beunruhigung bleibt einem nur die Wahl zwischen Regen und Traufe: Pädophiler oder selbst ernannte Rächerin – weder das eine noch das andere Identifikationsangebot ist verlockend. ,Hard Candy‘ ist ein Experiment, das einen zwingt, die eigene Haltung zu Gewaltanwendung und Rachsucht zu reflektieren. Nicht jedermanns Sache.“ (tip) HH

Das Haus am See USA 2006, R: Alejandro Agresti, D: Keanu Reeves, Sandra Bullock

„Die junge Ärztin Kate lernt via magischer Briefpost den Architekten Alex kennen und lieben, als dieser in das gleiche Haus am See nördlich von Chicago zieht, das sie jüngst verlassen hat. Allerdings trennt die beiden die Kleinigkeit von zwei Jahren: Während sie sich in der Gegenwart gelangweilt durchs Leben treiben lässt, zermartert sich Alex im Jahr 2004 den Kopf, auf welchem Weg er sich der vertrauten Unbekannten trotz der Zeitdifferenz nähern kann. Melancholisch gefärbter Liebesfilm, über dessen logische Brüche man tunlichst nicht nachdenken sollte, wobei gerade die Unmöglichkeit ihrer Beziehung durchaus in Bann ziehen kann.“ (Rheinischer Merkur) H, HH

Hi, Mom USA1970, R: Brian De Palma, D: Robert De Niro, Charles Durning, „Und noch einmal spielt Robert De Niro einen Vietnamveteranen. Diesmal allerdings in einer absurden Komödie: Jon Rubin mietet sich nach seiner Rückkehr aus Vietnam in einem heruntergekommenen Appartement in Greenwich Village ein. Von dort aus filmt er im Auftrag eines Pornoproduzenten aus der Spannerperspektive seine Nachbarn bei ihren alltäglichen und weniger alltäglichen Tätigkeiten. Dann kommt es jedoch zu einem Unglück, er verliert seinen Job und kommt stattdessen mit der New Yorker Underground-Szene in Kontakt. Der Film zählt für Brian De Palma und für De Niro zu den ersten filmischen Gehversuchen. Er greift ganz bewusst sowohl die Stilmittel als auch die politischen Ambitionen von Jean-Luc Godards Filmen aus den 60er Jahren auf.“ (b-movie) HH

Die Hochzeit des Figaro Deutschland 1976, R: Jean-Pierre Ponnelle, D: Hermann Prey, Dietrich Fischer-Dieskau

„Jean-Pierre Ponnelle setzte im Auftrag des ZDF die Oper in den Londoner Shepperton Studios in Szene. Der Regisseur hatte zuvor eine gefeierte ‚Figaro‘-Inszenierung auf der Salzburger Bühne aufgeführt. In der Fernsehfassung nutzt er mit Rückprojektionen, Rückblenden und einer subjektiven Kameraführung die Möglichkeiten des Mediums. Die musikalische Leitung übernahm Karl Böhm. Unter Opernliebhabern gilt Ponnelles ‚Figaro‘-Umsetzung als Klassiker.“ (lycos) KI

Hui Buh, das Schlossgespenst Deutschland 2006, R: Sebastian Niemann, D: Michael „Bully“ Herbig, Christoph Maria Herbst

„‚Hui Buh – Das Schlossgespenst‘ durchdringt im Nu dicke Burgmauern, rennt aber gegen Wände, sobald es Angst und Schrekken verbreiten will. Die hysterischen Grimassen und die nervöse Zappelei der Figur erwecken den Eindruck, als müsse das Gespenst beruhigt werden. Allein der große Hans Clarin, der kurz nach den Dreharbeiten starb, schreitet als Kastellan und guter Geist würdevoll durchs phantasierarme Spektakel.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, HL, KI, OL

I

Ice Age 2 – Jetzt taut‘s USA 2006, R: Carlos Saldanha

„Die Komödie zur Klimakatastrophe: Am Ende der Eiszeit müssen sich die Urzeitviecher vor einer Flutwelle in Sicherheit bringen. Auf der Flucht begegnen Mammut Manny, Säbelzahntiger Diego und Faultier Sid, die Helden des ersten ‚Ice Age‘-Spektakels, allerlei Getier, darunter zwei hyperaktiven Opossums sowie ein hübsches Mammut-Weibchen. Im US-Original beeindruckt das Trickfilmabenteuer von Regisseur Carlos Saldanha durch rasanten Wortwitz und absurden Humor. Entsprechend wurden die deutschen Synchronstimmen ausgewählt: Das Faultier spricht Otto Waalkes.“ (Der Spiegel) HB

Ich, Du und der Andere USA 2006, R: Anthony Russo, Joe Russo, D: Owen Wilson , Matt Dillon

„In der Wohnung eines frisch verheirateten Paares nistet sich ein Kumpel des Mannes aus Junggesellen-Tagen ein, stürzt den geordneten Alltag der Frischvermählten ins Chaos und sorgt für emotionale Verwirrung. Die mit prächtig aufspielenden Darstellern besetzte Geschlechterkomödie bezieht ihren Witz aus der Demontage des bürgerlichen Alltags und verteilt amüsante Seitenhiebe gegen die amerikanische Prüderie.“ (filmdienst) BHV, H, HB, HH; HL, KI, OL

In den Süden Frankreich/Kanada 2005, R: Laurent Cantet, D: Charlotte Rampling, Karen Young

„Haiti, Anfang der achtziger Jahre: Trotz politischen Unruhen räkeln sich Touristen aus aller Welt in einem paradiesischen Hotel am weissen Sandstrand – vor allem aber Touristinnen in reiferen Jahren. So lassen sich etwa die forsche Britin Helen (Charlotte Rampling) und die naiv-prüde Amerikanerin Brenda (Karen Young) auf ihrer Suche nach Liebe, Geborgenheit und Sex in die Arme junger Haitianer fallen, die Charme und Zärtlichkeiten gegen ein paar Dollars tauschen. Dem französischen Filmemacher Laurent Cantet gelingt es mit seinem dritten Spielfilm, die untrennbare Verschweissung von Intimität und Macht, Liebe und Ökonomie in der Begegnung zwischen ärmerer Südbevölkerung und westlichen Touristen in bestürzender, aber völlig wertfreier Offenheit darzustellen.“ (Neue Zürcher Zeitung) H, HB, HH, KI

K

Der Kick Deutschland 2006, R: Andres Veiel, D: Susanne-Marie Wrage, Markus Lerch

„„Der Kick“ zeichnet die Ermordung des 16-jährigen Marinus Schöberl durch rechtsradikale Jugendliche am 13. Juli 2002 im brandenburgischen Dorf Potzlow nach. Regisseur Andres Veiel bringt das von ihm und Gesine Schmidt nach monatelangen Recherchen geschriebene gleichnamige Theaterstück mit spartanischen Mitteln auf die Leinwand. Zwei Schauspieler, Susanne-Marie Wrage und Markus Lerch, stellen schwarz gewandet in einer leeren Halle fast zwanzig der an den Vorfällen, Ermittlungen und am Prozess beteiligten Personen dar. Der Film gibt beklemmende Einblicke in die trostlose ostdeutsche Provinz und in Menschen, die durch Langweile, Gewalt und Alkohol unfassbar abgestumpft sind.“ (Der Spiegel) H

L

Lady Henderson präsentiert Großbritannien 2005, R: Stephen Frears, D: Dame Judi Dench, Bob Hoskins

„Mit einer ‚Revuedeville‘ eröffnet Vivian Van Damm 1937 das Londoner Windmill Theatre, das sich die glücklich verwitwete Mrs. Henderson als exzentrisches Hobby zugelegt hat. Die Bühne der energischen Upper-Class-Lady wird in den folgenden Jahren zur Zuflucht amüsierwilliger Londoner und der Soldaten, die sich in der Stadt aufhalten: Denn wie in Paris treten hier – Nackttänzerinnen auf! Stephen Frears‘ glänzend besetzte und glanzvoll ausgestattete Komödie bezieht ihre Attraktion aus ihren scharfzüngigen Protagonisten und dem Umstand, dass hier ein wahres Stück britischen Widerstandskampfes ans Licht gehoben wird: im ‚Moulin Rouge an der Themse‘, das im Zweiten Weltkrieg als Speerspitze gegen die Lustfeindlichkeit agitierte.“ (Neue Zürcher Zeitung) BHV

Leben Hongkong/China 1994, R: Zhang Yimou. D: Gong Li, Ge You / Originalfassung mit Untertiteln

“Der episch angelegte Film erzählt von den politischen Umständen, mit denen das Leben einer chinesichen Familie von der kommunistischen Machtergreifung in den vierziger Jahren bis zur Kulturrevolution in den siebziger Jahren verknüpft ist. Sehr intelligentes Gefühlskino, das Komödiantisches, Tragisches, Kritisches und eine nicht zu knappe Portion Hohn auf die Leinwand bringt, von wahren Gefühlen erzählt und seinen leidgeprüften Figuren mit Liebe begegnet.“ (Zoom) HH

Das Leben der Anderen Deutschland 2005, R: Florian Henckel von Donnersmarck, D: Ulrich Mühe, Sebastian Koch

„‚Das Leben der Anderen‘ ist ein weiterer von den deutschen Filmen in diesem Frühjahr, die von jungen Regisseuren mit einer ganz erstaunlich komplexen und reifen Erzählhaltung inszeniert werden. Florian Henckel von Donnersmarcks Debütfilm handelt von einem Theater-Regisseur, der 1984 in der DDR von der Staatssicherheit beobachtet wird. Doch der heimliche Held des Films ist ausgerechnet der Stasi-Hauptmann, der diese Überwachung leitet und sich langsam in einen Schutzengel für den Künstler verwandelt. Mit großem Ernst und Inspiration inszeniert, hat diese Geschichte nichts von der Ost-Nostalgie anderer Filme über die DDR, stattdessen ist dieses Drama zugleich hochpolitisch und mit Mitgefühl erzählt.“ (hip) H, HH, KI, OL

Little Man USA 2006, R: Keenen Ivory Wayans, D: Marlon Wayans, Shawn Wayans

„Aus dem Knast entflohener Liliputaner lässt sich als Baby adoptieren. Die Wayans-Sippe um Regisseur Keenen Ivory (‚Scary Movie‘), mittlerweile ein Garant für Holzhammerhumor weit unterhalb der Gürtellinie, erhebt Begriffe wie Rektalthermometer und Genitalkick zum filmischen Leitmotiv. Da erscheinen Worte wie ‚unteriridisch‘, ‚abstoßend‘ und ‚Menschen verachtend‘ noch zu schmeichelnd. Das größte Rätsel ist, wie irgendjemand auf die Idee kommt, solch hirnverbrannten Schwachsinn zu finanzieren.“ (Cinema) H, HB

Love is the Devil Großbritannien 1997, R: John Maybury, D. Derek Jacobi, Daniel Craig

“Wenn die Leinwand sich den Leinwänden und ihren gequälten Pinsel-Koryphäen widmet, wird meist furchtbar dick aufgetragen. Jetzt hat es den britschen Leidensexperten Francis Bacon erwischt. In ‚Love is the Devil‘ versucht Regisseur John Maybury die abstrakten, farbstarken, reduzierten Bilder der Qual, mit denen Bacon zu Weltruhm gelangte, mit filmischen Mitteln zu reproduzieren – und auf Bacons Leben zu projezieren. In avantgardistischer Verquastheit wird die Hassliebe nacherzählt, die den ebenso geistreichen wie grausamen Malergeck mit einem jungen Proletarier und Gelegenheitsdieb verband, der ihm bei einem versuchten Einbruch buchstäblich ins Bett gefallen war. Bacon hätte das Leinwandresultat vermutlich viel zu angestrengt artistisch gefunden – aber der Mann war ja Kummer gewohnt.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, HL, KI, OL

M

Das Mädchen aus dem Wasser USA 2006, R: M. Night Shyamalan, D: Paul Giamatti, Bryce Dallas Howard

„Im neuen Film von ‚Signs‘-Regisseur M. (b-movie) HH Night Shyamalan verirrt sich eine Wassernymphe folgenreich in die Welt der Menschen. Nach vier Blockbustern in Folge für Disney wechselte M. Night Shyamalan für seine insgesamt sechste Regiearbeit zu Warner. Auch mit der Geschichte selbst, die der Macher von ‚The Sixth Sense‘ und ‚Signs‘ eigentlich nur für seine Kinder geschrieben hatte, betritt er Neuland: Erstmals erzählt Shyamalan ein Märchen für die gesamte Familie.“ (Blickpunkt:Film), H, HB, HH

Man muss mich nicht lieben Frankreich 2005, R: Stéphane Brizé, D: Patrick Chesnais, Anne Consigny

„Der 50-jährige Gerichtsvollzieher Jean-Claude führt ein einsames Leben. Doch dann lässt er sich dazu hinreißen, sich für einen Tangokurs anzumelden. Die lateinamerikanischen Rhythmen bringen Schwung in sein Dasein – und führen zur Bekanntschaft mit der jungen Françoise, in die sich der Einzelgänger verliebt. Auch Françoise fühlt sich zu ihm hingezogen. Die Gefühle kommen jedoch reichlich ungelegen. Denn was Jean-Claude nicht weiß, ist, dass die Schöne die Tangoschritte für ihre Hochzeit einübt. Zauberhafte, melancholische Tragikomödie über eine zarte Amour fou.“ (Rheinischer Merkur) HH

Miami Vice USA 2006, R: Michael Mann, D: Colin Farrell, Jamie Foxx

Wenn man merkt, wie sehr sich jemand bemüht, cool zu sein, dann ist dies nicht mehr cool. In diese Falle ist Michael Mann mit seiner Kinoadaption der von ihm selber damals produzierten TV-Serie „Miami Vice“ getappt. Der Film erschöpft sich in reiner Attitüde: Hauptsache Colin Farrell und Jamie Foxx sehen als die Undercover-Cops Crokkett und Tubbs toll aus. Bei dem Regisseur von „Heat“ reicht das nicht. (hip) DEL, H, HH, HB, HL, KI, OL

Mein Nikifor – Mój Nikifor – Polen 2004, R: Krzysztof Krauze Originalfassung mit englischen Untertiteln

„Nikifor Epifan Drowniak war ein obdachloser Maler naiver Bilder. Der Film zeigt die letzten acht Lebensjahre des Malers, der zu den fünf weltbesten dieser Kunstrichtung gehört. Nikifors Leben war überwiegend von Verachtung und Verspottung seitens seiner Zeitgenossen geprägt. Er galt als verrückt, man fürchtete sich vor ihm oder lachte ihn aus. 15 Jahre später wurde man zum ersten Mal auf ihn aufmerksam, doch erst in den 1960er Jahren erlangte seine Arbeit mit Hilfe von Freund und Kurator Marian Wlosinski Weltruhm.“ (Kommunalkino) H, HH, HL

Monster House USA 2006, R: Gil Kenan

„Ein kleiner Junge entdeckt mit zwei Freunden, dass das alte Haus in seiner Nachbarschaft ein höchst aggressives Eigenleben entwickelt hat, dem sämtliche ‚Eindringlinge‘ zum Opfer fallen. Als der Eigentümer stirbt, ist für die drei Kinder der Weg frei, um das Geheimnis des lebendigen Hauses zu ergründen. Der für Kinder konzipierte 3D-Animationsfilm jongliert konsequent mit Grusel- und Komödien-Elementen und hält nicht nur die Zielgruppe in Gestalt einer abenteuerlichen Achterbahnfahrt in Atem. Der geschickte Rhythmus und die kauzigen, originell herausgearbeiteten Charaktere überdecken einige Ungereimtheiten.“ (filmdienst) H, HB, HH, HL, KI

N

Neil Young: Heart Of Gold USA 2006, R: Jonathan Demme

„Jonathan Demmes Konzertfilm dokumentiert mit großem Feingefühl die Weltpremiere von Neil Youngs Album „Prairie Wind“ vom 18. August 2005. Die Musiker zelebrieren einen erdverbundenen Sound, wobei Young als begnadeter Geschichtenerzähler zum Kern amerikanischen Empfindens vorstößt. Aufmerksam fängt Demme das intime Spiel der Musiker untereinander und miteinander durch die zurückhaltende Kameraführung ein und vermeidet hektische Schnittfolgen, wobei der Funke vom geschichtsträchtigen Konzertsaal in Nashville auf die Kinoleinwand überzuspringen scheint.“ (filmdienst) KI

News From Home Israel/Belgien/Frankreich 2006 , R: Amos Gitai / Originalfassun g mit Untertiteln

„Dritter Teil einer Trilogie über ein Haus in Jerusalem, das die israelische Regierung 1948 von den ehemaligen palästinensischen Eignern an jüdische Einwanderer übergeben hat. Amos Gitai spricht mit mehreren Generationen beider Seiten, auch mit Nachbarn und Bauarbeitern, zum Teil zum dritten Mal. Trotz einer sehr persönlichen Herangehensweise, die sich auch in den Off-Kommentaren niederschlägt, enthält er sich jeden Urteils und zeigt damit auf subtile Weise nicht nur die Ansprüche beider Seiten, sondern auch deren Unvereinbarkeit.“ (filmdienst) H, HH

O

Oh, wie schön ist Panama Deutschland 2006, R: Martin Otevrel

„Erste Verfilmung des Klassikers von Janosch über den kleinen Tiger und den kleinen Bär, die sich auf die Reise nach Panama machen, um festzustellen, dass es nirgends schöner ist als daheim. Sehr eng hält sich Regisseur Martin Otrevel (Jaosch-erfahren mit „Papa Löwe und seine glücklichen Kinder“) bei der ersten Verfilmung der längst zum Klassiker avancierten Kindergeschichte von Janosch aus dem Jahr 1978 an die Vorlage. Der Film besticht durch seine absolut kindgerechte Erzählung und den zeitlosen Charme der Figuren und Geschichte. Als Sprecher für die Hauptfiguren konnten die Top-Stars Til Schweiger und Anke Engelke gewonnen werden, die u.a. von den Comedians Mirko Nontschew und Ralf Schmitz unterstützt werden.“ (Blickpunkt:Film) BHV, DEL, H, HH, HB, HL. KI, OL

argot Honecker vom Hocker.“ (Cinema) HH

Olga Brasilien 2004, R: Jaime Monjardim, D: Camila Morgado, Caco Ciocler

„Ewige Liebe schwören sich Olga Benário und der Kommunistenführer Luís Carlos Prestes. Die großen Gefühle ihrer tragischen Beziehung verhindern jeglichen Realismus in dieser einfältigen Biografie der brasilianischen Nationalheldin. Telenovela-Kino, bei dem nichts authentisch wirkt, aber alles pathetisch, bis hin zum Märtyrer-Tod der Edelrevolutionärin im KZ. Solcher Propaganda-Kitsch reißt höchstens Margot Honecker vom Hocker.“ (Cinema) HH

P

Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders Deutschland 2006, R: Tom Tykwer, D: Ben Whishaw, Dustin Hoffman

„Das Parfüm“ ist im Grunde ja eine zutiefst pessimistische Geschichte, und Jean-Baptiste Grenouille bleibt ein mörderischer Anti-Held, für den man bis zuletzt kaum Mitgefühl sondern eher eine manchmal schon an Ekel grenzende Faszination empfindet. Und hierbei ist Tykwer erstaunlich werktreu geblieben. Anders als bei den meisten anderen Literaturadaptionen, die Bernd Eichinger produzierte, wurde hier nicht alles Provozierende der Vorlage verwässert und glattgebügelt. Tykwer hat das Paris des 18. Jahrhunderts in grandiosen Bildern lebendig werden lassen. Aber die Geschichte, die er erzählt, bleibt düster und brutal. Er hat auch einen verschwenderisch ausgestatteten Kostümfilm inszeniert, in dem 1000 Komparsen sich bei der Hinrichtungsszene die Kleider vom Leib reißen und sich orgiastisch miteinander vergnügen. Nicht nur bei dieser Sequenz, die Tykwer weder prüde noch obszön inszenierte, erweist er sich als ein stilsicherer Filmemacher, der so kreativ ist, dass er auch bei solch einer aufwendigen Literaturverfilmung seine eigene Duftmarke nicht verliert. (hip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Pirates of the Caribbean: Fluch der Karibik 2 USA 2006, R: Gore Verbinski, D: Johnny Depp, Keira Knightley

Ob dies nun tatsächlich „ein Schiffsuntergang von einem Film“ ist, wie der Kollege Tobias Rapp höchst originell schrieb, interessiert eigentlich wenig. Auch der Vorgänger war mit seinen endlosen Schwertkämpfen und Enterangriffen alles andere als gelungen, aber Johnny Depp riss alles heraus, und das tut er diesmal auch wieder. Seine Idee, den Piratenkapitän Jack Sparrow mit den Macken, Manien und Manierismen von Keith Richards zu schmücken, bleibt eine der originellsten und witzigsten schauspielerischen Inspirationen der letzten Jahre. (hip) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

R

Road to Guantanamo Großbritannien 2006, R: Michael Winterbottom, Mat Whitecross, D: Farhad Harun, Arfan Usman

„„Road to Guantanamo“ prangert mit heftigem Furor den rüden Umgang des US-Militärs mit Terrorverdächtigen an. Regisseur Michael Winterbottom, der für diesen Film auf der letzten Berlinale den Regiepreis erhielt, beschreibt die Odyssee dreier britischer Muslime, die 2001 in Afghanistan verhaftet und jahrelang widerrechtlich in Guantanamo festgehalten wurden. Auf der Grundlage einer wahren Geschichte macht Winterbottom mitreißendes Mobilmachungskino für die gute Sache, kraftvoll zupackend und unbedingt parteiisch. Allerdings hat der Zuschauer bisweilen das Gefühl, einem Regisseur dabei zuzusehen, wie er mit hundert Metern Anlauf eine offene Tür einrennt.“ (Der Spiegel) H, HB

S

Scherenschnitt – Filmträume Deutschland 1921 – 1954, R: Lotte Reiniger / 6 stumme Scherenschnittfilme mit Musikbegleitung „Lotte Reiniger (*1899) gilt bis heute als unbestrittene Meisterin des Scherenschnittfilms (Silhouettenfilms). Diese von ihr entwickelte Technik verbindet asiatisches Schattentheater mit dem Animationsfilm und zieht jeden Zuschauer durch eine einzigartige Ästhetik und Magie in ihren Bann. Unbestrittener Höhepunkt ihres Schaffens ist der erste, abendfüllende Animationsfilm „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“ aus dem Jahr 1926. Aber auch mit Musikfilmen und Märchenverfilmungen machte sich Reiniger weltweit einen Namen. Das Programm: „Aschenputtel“ (1922/1954), „Der scheintote Chinese“ (1927), „Papageno“ (1935), „Schneeweißchen und Rosenrot“ (1953), „Hänsel und Gretel“ (1954).“ (Kommunalkino Bremen) HB

Die Schöne Querulantin Frankreich 1991, R: Jacques Rivette, D: Emmanuelle Beart, Michel Piccoli / 240 Minuten lange Originalfassung mit Untertiteln

“Der Kunstmaler Frenhofer versucht nach zehnjähriger Schaffenspause sein Hauptwerk „La Belle Noiseuse“, das er mit seiner Frau Liz als Modell begonnen hat, mit der jungen, wunderschönen Marianne wieder aufzunehmen. Während fünf Tagen ziehen sich der Maler und das Modell ins Atelier zurück; das fertige Bild jedoch bekommt das Publikum nicht zu sehen. Der Film zeigt äußerst naturalistisch den Entstehungsprozess eines Bildes und spiegelt die Leiden und Nöte der Personen wider. Die beobachtende Kamera, der einzigartige Erzählrhythmus und die Schauspieler machen den Film zu einem Meisterwerk.“ (Zoom ) H

Schroeder liegt in Brasilien Deutschland/Brasilien 2006, R: Zé do Rock / Originalfassung mit Untertiteln

„Über die deutschen Brasilianer schreibt der brasilianische Schriftsteller Zé do Rock. Er lebt in München und schreibt in verschiedenen Deutschvarianten, in diesem Fall im „basis-demokratischen“ Wunschdeutsch: „Die brasilianer sind ein dunkelhäutiges und frölich tanzendes volk, leben aber in bitterer armut. Die deutschen wissen nich wohin mit irem vilen geld, sind dafür schlechtgelaunt, gewalttätig, dick und blond. So die gängigen klischees über beide länder, die von medien und menschen gepflegt werden. So kam ich drauf, ein dokufilm über beide länder zu dren, „Schroeder liegt in Brasilien“, weil das städtchen Schroeder tatsächlich in Brasilien liegt. Er zeigt, das die deutschen zwar arm aber gut drauf sind, wärend die brasilianer vil geld ham aber dauernd jammern.“ (Die Zeit) HH

Sehnsucht Deutschland 2006, R: Valeska Griesebach, D: Anett Dornbusch, Andreas Müller

„‚Sehnsucht‘ entdeckt in der tiefen deutschen Provinz ganz große Emotionen. Im brandenburgischen Dorf Zühlen wacht der verheiratete Handwerker Markus Koplin eines Morgens neben einer Kellnerin auf und kann sich an kaum mehr erinnern als an den ersten Drink. So wie die Feuerwehr in diesem Film nichts zu löschen hat außer den Durst und zündelnd die Flammen des Osterfeuers am Lodern hält, sind die Bewohner für jeden Funken der Leidenschaft dankbar. Doch ohne das dörfliche Leben je zu denunzieren, ist der jungen Berliner Regisseurin Valeska Grisebach ein schroffer Liebesfilm gelungen, voller Zuneigung zu ihren Figuren, die auf anrührende Weise nicht wissen, wohin mit ihren Gefühlen.“ (Der Spiegel) H, HH, KI

She‘s the Man – Voll mein Typ USA 2006, R: Andy Fickman, D: Amanda Bynes, Channing Tatum

„Fußball ist ihr Leben: Für den Sport verwandelt sich eine College-Kickerin sogar in ihren Zwillingsbruder -- sehr frei nach Shakespeares „Was ihr wollt“ Weitere Informationen Sich für einen Teenie-Film bei Sir William Shakespeare zu bedienen, muss nicht per se ein Sakrileg sein -- siehe etwa „10 Dinge, die ich an dir hasse“. Diese verkalauerte Fassung von „Was ihr wollt“ hat Englands Nationalheiligtum jedoch nicht verdient. Selbst wenn wir darüber hinwegsehen, dass nicht einmal der dusseligste Balljunge die dürftig maskierte Viola jemals für einen Kerl halten würde, ist dieses mit vorhersehbaren Scherzen gespickte Verwechslungsspiel so ärgerlich wie ein Eigentor.“ (Cinema) DEL, H, HB, HH, KI

Snakes on a Plane USA 2006, R: David R. Ellis, D: Byron Lawson, Samuel L. Jackson

„An Bord eines Linienfluges geschmuggelte Schlangen sollen den Augenzeugen eines Mordes ausschalten. Kalkulierter Trash, der die Standards des Katastrophenfilms originell variiert. Als Popcornkino brillant.“ (Cinema) DEL, H, HB, HH, HL, OL

Superman Returns USA 2006, R: Bryan Singer, D: Brandon Routh, Kevin Spacey

„Alles andere als zum Gähnen ist das neue Abenteuer des Comic-Helden. Es menschelt aufs Schönste, die Konflikte sind nachvollziehbar, gleichzeitig kommt die Action voll zur Geltung. Der aufwendige und abwechslungsreich inszenierte Film überzeugt mit seiner visuellen Gestaltungskraft, seiner Medien-Ironie und seinem Tempo. Indem er sein Genre ernst nimmt, beflügelt er es und verblüfft sein Publikum.“ (Filmbewertungsstelle Wbn) HB, HH

T

Taxi Driver USA 1975, R: Martin Scorsese, D: Robert de Niro, Jodie Foster, Harvey Keitel / restaurierte Kopie

“Robert de Niro ist in fast jeder Einstellung von Martin Scorseses fieberndem, entsetzlich komischen Film über einen New Yorker Taxifahrer. Dieser grimmige, mächtige Film ist wie eine grobe, sensationslüsterne Version von Dantes Inferno. In einigen Szenen erreicht Scorsese eine trance-gleiche Wirkung, der ganze Film lässt die Zuschauer schwindeln.“ (Pauline Kael) HH

Thank You for Smoking USA 2005, R: Jason Reitman, D: Aaron Eckhart, Maria Bello

„Weniger der Tabakindustrie als den skrupellos wahrheitsverdrehenden ‚spin doctors‘ jeder Branche gilt diese brillante Satire. Aaron Eckhart verkörpert den aalglatten und wortgewandten Tabak-Lobbyisten Nick, der es mit krebskranken Teenagern ebenso aufnimmt wie mit politisch korrekten Senatoren, verführerischen Reporterinnen und einem bewaffneten Ex-‚Marlboro Man‘. In weiteren Rollen glänzen Robert Duvall, Maria Bello, William H. Macy und Katie Holmes. Jason Reitmans Adaption des Romans von Christopher Buckley ist ebenso bissig wie spassig, für Paffer genauso wie für Passivraucher.“ (Neue Zürcher Zeitung) H, HB, HH,OL

Trennung mit Hindernissen USA 2006 , R: Peyton Reed, D: Jennifer Aniston, Vince

„Eine ‚romantische Komödie‘, an der so gut wie nichts komisch oder romantisch ist: Nach kurzem Vorgeplänkel begibt sich das ungleiche und frisch zerstrittene Paar Brooke und Gary in einen melancholischen Stellungskrieg in der gemeinsamen Eigentumswohnung. Dabei reibt sich der Film zwischen vermutlich lustig gemeinten Klischees, albernen Nebenfiguren und der gar nicht einmal so unrealistischen Streitsituation des Paares langsam auf – doch die schwermütige Bitterkeit, die sich in dieser Komödie langsam breit macht, hat durchaus etwas.“ (tip) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

U

Urmel aus dem Eis Deutschland 2006, R: Holger Tappe, Reinhard Klooss

„‚Urmel aus dem Eis‘ ist ein aufgewecktes Dinosaurier-Baby, das auf einer Südseeinsel mit seinen tierischen Freunden und einem verschrobenen Sprachprofessor das Leben genießt, bis plötzlich ein Großwildjäger ins Paradies einfällt. Die temporeiche und gradlinige Leinwand-Adaption des Kinderbuch-Klassikers von Max Kruse erweckt die liebenswerten Charaktere der Vorlage, die 1969 durch einen TV-Vierteiler der Augsburger Puppenkiste legendär wurden, zu neuem digitalem Leben. Die Regisseure Holger Tappe und Reinhard Klooss verwandeln den Stoff in zeitgenössische kindgerechte Unterhaltung und verbreiten ungetrübt gute Laune.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, OL

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Volver – Zurückkehren Spanien 2006, R: Pedro Almodóvar, D: Penélope Cruz, Carmen Maura

„Es sind keine schrillen Weiber am Rand des Nervenzusammenbruchs, die Pedro Almodóvar hier inszeniert, sondern Frauen, die mitten im Leben stehen, lebende und höchst lebendige Tote. ‚Surrealistischen Naturalismus‘ nennt der Spanier sein Stilprinzip, das ihm erlaubt, mühelos zwischen der Welt der Lebenden und derjenigen der Toten zu wechseln und sein großartiges Frauenensemble durch eine Geschichte zu dirigieren, in der sich Witz und unvermittelter Ernst, Komik und plötzliche Beklemmung auf bezaubernde Weise die Hand reichen. Das kulminiert in den Szenen, in denen die tote Mutter (Carmen Maura) den Schwestern Sole (Lola Dueñas) und Raimunda erscheint, letztere verkörpert von einer hinreißend schönen Penélope Cruz, der der Regisseur auf erotische Weise huldigt.“ (Neue Zürcher Zeitung) H, HB, HH, OL

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Water Kanada/Indien 2005, R: Deepa Mehta, D: Lisa Ray, Seema Biswas

„Ein achtjähriges indisches Mädchen, das von den Eltern zwangsverheiratet wurde, wird nach dem Tod des Ehemanns nach hinduistischem Brauch in einen Ashram für Witwen gesteckt. Hier trifft es Frauen, die ihr Schicksal teilen, vor allem aber eine Leidensgefährtin, die als Prostituierte für die Finanzierung des Ashrams sorgen muss. Gegen Ende der 1930er-Jahre in Benares spielender Abschluss der ‚Elemente‘-Trilogie von Deepa Mehta über das Schicksal indischer Frauen. Der subtil inszenierte, detailreich ausgestattete Film erzählt von einer traditionellen Form der Unterdrükkung; die zwischen Trauer und Hoffung, Melancholie und Romantik pendelnde Geschichte wird durch den märchenhaften Schluss aufgebrochen.“ (filmdienst) H, HL

What the Bleep do we (K)now? USA 2004, R: Betsy Chasse, Mark Vincente, William Arntz

“Ver....., was wissen wir eigentlich?“, könnte der sinngemäß übersetzte deutsche Titel dieses seltsamen Films sein, in dem sich 13 Wissenschaftler und ein 35 000 Jahre altes Bewusstsein vom verschwundenen Kontinent Atlantis eben diese Frage nach dem Leben, dem Universum und allem stellen. Doch die drei Filmemacher konnten sich nicht auf eine Stilform einigen, mit der sie ihre Geschichte erzählen wollten, und so inszenierte jeder von ihnen ein Drittel des Films, ohne sich weiter darum zu kümmern, ob die drei Erzählebenen irgendwie zusammenpassen. Und so fragt sich der Zuschauer leider zu oft in diesem Film „What the Bleep are they doing?“ (hip) HH

Wie sehr liebst du mich? Frankreich 2005, R: Bertrand Blier, D: Monica Bellucci, Bernard Campan

„Die laszive Daniela wird in einer Nachtbar am Pigalle von den Männern umschwärmt, wie das Licht von den Motten. In der Überzeugung, er habe beim Lotto gewonnen, bietet Francois der Schönen der Nacht an, gegen Bezahlung zu ihm zu ziehen. Daniela willigt ein und folgt ihm in seine Wohnung. Aber so leicht kann man eine Nutte nicht ans häusliche Leben gewöhnen, zumal ihr Zuhälter Charlie die Entwicklung alles andere als lustig findet. Nach der eher unsäglichen Altherrenfantasie ‚Les cotelettes‘ findet der ewige Agent provocateur Bertrand Blier (‚Die Ausgebufften‘) mit einer abermaligen Variation seiner Lieblingsthemen (Sex, Unterwerfung, Macht) zu alter Form zurück und setzt Monica Bellucci endgültig ein Denkmal als Vollweib des neuen Jahrtausends.“ (Blickpunkt:Film) HH

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Zum Glück geküsst USA 2006, R: Donald M. Petrie, D: Lindsay Lohan, Chris Pine

„Ashley ist ein wahrer Glückspilz: Smart, gut aussehend und erfolgreich als Managerin einer Boyband, schwebt sie geradezu durchs Leben. Das Gegenteil ist bei Jake der Fall, der sich als Hausmeister durchschlägt, sich vergebens müht, für die Band McFly einen Plattenvertrag zu ergattern, und vom Pech geradezu verfolgt wird. Auf einem Maskenball kommen sich Ashley und Jake näher, und die Pole von Glück und Pech scheinen sich zu vertauschen, was Lindsays perfektes Leben ganz schön auf den Kopf stellt. Die solide und romantische Fantasy-Komödie mit Slapstick-Elementen bedingt viele Klischees und bleibt an der Oberfläche, kann aber mit spielfreudigen Darstellern trumpfen.“ (Rheinischer Merkur)H, HB, HH