off-kino
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

„Das zweite Leben des Monsieur Manesquier“ 25. 9. Arena Glashaus

Wie man einen historischen Film ohne viel Geld dreht, zeigt Ingmar Bergman in „Das siebente Siegel“ (1956): ein paar Kostüme, ein wenig Feld, Wald und Wiese als Schauplätze, alles schwarz-weiß fotografiert. Hätte man die Kamera ein wenig mehr nach rechts oder links gedreht, wäre statt Landschaft allerdings der moderne Antennenwald ins Bild gekommen, erzählte der schwedische Regisseur. Aber natürlich geht es in seinem metaphysischen Drama auch nicht um Schauwerte, sondern ums Ganze: Der Ritter Antonius (Max von Sydow) strebt angesichts der Schrecknisse von verheerenden Seuchen, Krieg und religiösem Wahn nach Gewissheit für die Existenz Gottes, trifft allerdings überall nur auf den Tod. Dem entkommt schließlich niemand, weder der Ritter noch sein atheistischer Knappe, weder die Lebenslustigen noch die Asketen: Am Ende müssen sie alle auf einer Düne im Totentanz hinter dem Sensenmann hertanzen – das bleibt die einzige Gewissheit des Lebens. Die alten Gewissheiten gehen auch dem Musiker-Ehepaar (Liv Ullmann, Max von Sydow) in Bergmans „Schande“ (1968) verloren, als es von einem fiktiven Krieg heimgesucht wird. Zwei Dinge hätten ihn an dieser Ausnahmesituation besonders interessiert, sagt Bergman: wie aus normalen Demokraten unter Druck und in Panik funktionierende Faschisten werden und dass man ohne feste Überzeugungen den Mächten einfach ausgeliefert ist.

„Geheimnisse einer Seele“ 22. 9. im Arsenal 1; „Spellbound“ (OF) 21. 9. im Arsenal 2

Mit der Psychoanalyse im Kino beschäftigt sich derzeit eine Filmreihe im Arsenal-Kino. Eines der ersten Filmwerke, das sich diesem Thema widmet, war G. W. Pabsts „Geheimnisse einer Seele“ (1926), für den zwei Mitarbeiter Sigmund Freuds am Drehbuch mitschrieben: Spektakulär sind hier vor allem die surrealistisch anmutenden Träume, die Werner Krauss, der einen Patienten mit einer Messer-Phobie verkörpert, immer wieder heimsuchen. Kameramann Guido Seeber erreichte den Effekt durch komplizierte Mehrfachbelichtungen in der Kamera. In den 1940er-Jahren kam die Psychoanalyse auch in Hollywood groß in Mode: In Alfred Hitchcocks „Spellbound“ spielt Ingrid Bergman eine Nervenärztin, die einen Mordverdächtigen mit Amnesie (Gregory Peck) therapieren muss. Hitchcock verbindet diesen Aspekt mit einer Variante der Geschichte vom unschuldig Verfolgten: Nur bei Gelingen der Analyse kann der wahre Täter entlarvt werden. Auch hier gibt es surreale Traumsequenzen, die allerdings weniger durch Kameratricks denn durch ein bizarres, von Salvador Dalí entworfenes Set-Design wirken.

Rollentausch: In „Das zweite Leben des Monsieur Manesquier“ lässt der französische Regisseur Patrice Leconte in einer Kleinstadt einen alternden Gangster (Johnny Hallyday) auf einen pensionierten Lehrer (Jean Rochefort) treffen. Und während Monsieur Manesquier, der in seinem Leben offenbar nicht allzu viel Aufregung hatte, alsbald davon träumt, dem kriminellen Fremden beim Ausrauben der Bank behilflich zu sein, entdeckt jener die Vorzüge des beschaulichen Lebens in Pantoffeln. LARS PENNING

„Das siebente Siegel“ 26. 9. im Arsenal; „Schande“ 27.9. im Lichtblick