LESERINNENBRIEFE
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Miserable Arbeitsbedingungen

■ betr.: „Teure kranke Lehrer“, taz vom 24. 9. 10

Die Bilanz von Herrn Zöllner mag richtig sein oder nicht – das wäre aus meiner Erfahrung wohl die erste richtige Statistik die ich erlebe – es bleibt aber ein Kostenfaktor für die öffentliche Hand, dessen Ursache im System liegt.

An der ISS-Schule (Integrierte Sekundarschule), an der ich tätig bin, sind seit 2002 von ca. 13 KollegInnen nur ein oder zwei mit Erreichen der gesetzlichen Altersgrenze in den Ruhestand gegangen.

Es gibt hinreichend Studien (z. B. Schaarschmidt) zur Lehrergesundheit, die zeigen, dass LehrerInnen besonderen Stressfaktoren ausgesetzt sind. Die Studien bleiben nicht bei Analysen stehen, sie geben auch Anweisungen zur Verbesserungen der LehrerInnengesundheit, nur umgesetzt wurde seitens der zuständigen Senatsverwaltung bisher nichts. Die DV Gesundheit steht nur auf dem Papier, GesundheitskoordinatorInnen in den Regionen fehlen und von Gesundheitszirkeln, wie sie in anderen Verwaltungen längst üblich sind, kann man nur träumen.

Die Stressfaktoren werden durch fehlende Grundvoraussetzungen potenziert. So können selbst das natürliche Grundbedürfnis – Essen – weder SchülerInnen noch LehrerInnen mangels Mensa an unserer ISS im Ganztagsschulbetrieb hinreichend befriedigen. Für Ruheräume und Arbeitsplätze, die angesichts des Ganztagsschulbetriebs zwingend notwendig sind, habe ich jahrelang vergeblich gekämpft. Diese miserablen Arbeitsbedingungen werden durch Überschreitung der Einrichtungsfrequenz von höchstens 26 an unserer ISS noch zusätzlich verschärft.

Für vernünftige Arbeitsbedingungen sind Senatsverwaltung und Region zuständig. Es ist einfach, den schwarzen Peter hin und her zu schieben, nur die KollegInnen bleiben so mit ihrer Gesundheit auf der Strecke. DETLEF WULFF, Berlin