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ESTHER SLEVOGT
Seit Dienstag läuft im Podewil das TUSCH-Festival. Ausgeschrieben heißt das: „Theater-und-Schule-Festival“. Was das ist? Ein Berliner Theater übernimmt eine Berliner Schule, und gemeinsam erarbeitet man ein Stück, das dann im Kontext des Festivals zu sehen ist. Diese Maßnahme könnte man unter dem Begriff „Audience-Developement“ zusammenfassen: also als Aktion des Theaters begreifen, Kinder und Jugendliche auf dem Weg der Partizipation für diese alte Kulturtechnik zu interessieren oder gar zu begeistern. (Und die Verwandten, die dann die Ergebnisse begucken kommen, gleich mit!) Aber die Inspiration von Theater und Schule kann man sehr gut auch als eine gegenseitige bezeichnen. Schließlich kennen die Kinder und Jugendlichen die Welt der Zukunft schon längst, die zu verstehen sich die älteren Theatermacherinnen und -macher immer wieder (und leider recht häufig auch vergeblich!) so sehr bemühen. So kennen die Kinder von heute die digitalisierte und multikulturelle Wirklichkeit von morgen schon. Denn sie leben darin schon jetzt! Die 26 Theaterproduktionen (mit mehr als 500 Mitwirkenden) gehen an fünf Tagen im Podewil über die Bretter: darunter klassische Schauspielansätze, Performance, Tanz-, Puppen- und Musiktheater. Theater total also. (Podewil: „TUSCH-Festival“, bis 29. 3. Alle Infos: tusch-berlin.de)
Ein anderes, neues und mutiges Format hat sich in den Uferhallen in Wedding unter der Überschrift „Ambigú“ etabliert. Das ist ein altes spanisches Wort für „Theaterkantine“ und labelt eine monatliche Reihe szenischer Lesungen von ungespielten oder (nach Ansicht der Macher) zu Unrecht vergessenen Stücken. Am Ende werden die entsprechenden Dramatiker (so sie noch am Leben und erreichbar sind) per Skype zum Autorengespräch dazugeschaltet. Am 27. März ist die kanadische Dramatikerin Geneviève Billette (*1971) an der Reihe beziehungsweise ihr Stück „Verbrechen gegen die Menschheit“, ein skurriles und böses Märchen über den Klassenkampf im 21. Jahrhundert. Unter den lesenden Schauspielern sind Hochkaräter wie Roman Kanonik vom Berliner Ensemble. (Alte Kantine Wedding – Uferhallen: Verbrechen gegen die Menschheit“, 27. 3., 19.30 Uhr – mehr Infos unter: ambigu.info)
Ansonsten könnte der beginnende Frühling wieder einmal einen Ausflug nach Potsdam rechtfertigen. Und wem das Wetter nicht reicht, kann auch die neue Produktion des Potsdamer Hans-Otto-Theaters als Argumentationshilfe hinzuziehen: dort nämlich hat Michael Talke Shakespeares „Was ihr wollt“ inszeniert. (Hans-Otto-Theater Potsdam: „Was ihr wollt“, Premiere am 28. 3., 19.30 Uhr)