Autozulieferer ZF stellt Entlassene wieder ein

Nichtregierungsorganisationen gründen Netzwerk. Sie wollen kontrollieren, ob Unternehmen verantwortlich handeln

BERLIN taz ■ Der deutsche Automobil-Zulieferer ZF Lemförder hat gekündigte Beschäftigte im türkischen Izmir wieder eingestellt. Die Arbeiter der ZF-Niederlassung seien im März wegen gewerkschaftlicher Tätigkeit entlassen worden, berichtete die türkische Metallgewerkschaft. Zwei Beschäftigte konnten inzwischen an ihre Arbeitsplätze zurückkehren, bestätigte ZF gestern. Weitere vier hätten Abfindungen vorgezogen.

ZF stellt Antriebs- und Fahrtechnik her und beschäftigt rund 53.500 Mitarbeiter an 119 Standorten in 25 Ländern. Die taz hatte den Fall im Mai diesen Jahres publik gemacht. ZF-Sprecher Alexander Hesselbarth erklärte stets, die Entlassungen seien nicht auf Gewerkschaftsaktivitäten, sondern auf schlechte Leistung der Beschäftigten zurückzuführen. Kündigungen wegen gewerkschaftlicher Betätigung widersprechen internationalem Wirtschaftsrecht.

Die türkische Metallgewerkschaft Birlesik Metal-Is schloss bei ZF in Izmir einen Haustarifvertrag ab, der Lohnerhöhungen und bessere Sozialleistungen beinhaltet. Die deutsche IG Metall hatte die türkische Gewerkschaft während der Auseinandersetzung unterstützt.

Damit Fälle wie dieser in Zukunft seltener vorkommen, haben verschiedene Organisationen gestern in Berlin das „Netzwerk für Unternehmensverantwortung“ gegründet. Es soll darauf achten, dass Unternehmen ihre sozialen, ökologischen und politischen Zusagen und Verpflichtungen im In- und Ausland einhalten. Die Gründungserklärung haben unter anderem der Evangelische Entwicklungsdienst, Greenpeace, die Antikorruptionsorganisation Transparency International, die Gewerkschaft Ver.di und der Bundesverband der Verbraucherzentralen unterschrieben.

„Verantwortung kommt bei vielen Unternehmen nur in homöopathischen Dosen vor“, sagte Brigitte Behrens, Geschäftsführerin von Greenpeace. So würden sich die Automobilkonzerne theoretisch zum Klimaschutz bekennen, praktisch stellten sie aber Geländewagen mit 20 Liter Spritverbrauch pro 100 Kilometer her. Die durch den Autoverkehr verursachte Klimabelastung nimmt ständig zu statt ab. „Unternehmensverantwortung ist oft nur ein Feigenblatt“, so Behrens.

Das Netzwerk will den Druck auf die Unternehmen erhöhen, indem es die Verbraucher über die Herstellungsbedingungen und die sozial-ökologische Qualität von Produkten informiert. „Die Konsumenten sind bereit, nachhaltige Produkte zu kaufen“, sagte Patrick von Braunmühl, Vorstandsmitglied beim Bundesverband der Verbraucherzentralen. Als Beispiel nannte er die sinkenden Verkaufszahlen bei Käfig-Eiern. Im ersten Halbjahr 2004 hatten noch 57 Prozent der in Deutschland verkauften Eier aus Batteriehaltung gestammt, im zweiten Halbjahr 2005 seien es nur noch 43 Prozent gewesen.

Im Gespräch mit der Bundesregierung will das Netzwerk darauf hinwirken, dass unverbindliche Empfehlungen für das Verhalten von Unternehmen durch verbindliche Regeln ergänzt oder ersetzt werden.

HANNES KOCH

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