Der falsche Nobelpreis

Der Preis, den Alfred Nobel nicht wollte

„Ich kann mir vorstellen, mit welchem Sarkasmus Alfred Nobel auf solche Preisträger reagiert hätte“, sagt Peter Nobel. Es geht um den „Preis für Wirtschaftswissenschaften der schwedischen Reichsbank in Gedenken an Alfred Nobel“, den „Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaft“, wie er oft – so auch in dieser Zeitung – fälschlicherweise genannt wird. Ein Preis, der mit Alfred Nobels Testament nichts zu tun hat. Und den Peter Nobel, sein Großneffe, als „irreführende Verletzung eines Warenzeichens und all dessen, für das es steht“, kritisiert.

Die Nobel-Familie distanziert sich mal wieder von dem Wirtschaftspreis, der ihrer Meinung nach von der Nobel-Stiftung unzulässigerweise wie ein „richtiger“ Nobelpreis vermarktet werde. Es ist nicht das erste Mal. Schon 2001 plädierten Nobel-Nachkommen dafür, dass man Alfred Nobels letzten Willen respektieren und keinen Preis in seinem Namen verleihen sollte, den dieser nie gewollt hätte.

Aus Briefen gehe hervor, dass Nobel von Wirtschaftswissenschaftlern absolut nichts gehalten habe. Der Preis solle als das bezeichnet werden, was er tatsächlich sei: ein Preis der schwedischen Reichsbank. Die auch für die Preissumme aufkommt.

In dieser Woche nahm Peter Nobel erneut Anlauf. Wenn schon „keine Macht der Welt Journalisten, Öffentlichkeit und Forscher daran hindern kann, vom „Wirtschaftsnobelpreis“ zu sprechen“, solle dieser „Bankpreis“ doch wenigstens nicht im zeitlichem Zusammenhang mit den „richtigen“ Nobelpreisen, also am 10. Dezember, dem „Nobeltag“, verliehen werden. Und er weist darauf hin, in welch zweifelhafter Form 1968 die „Genehmigung“ dieses Preises durch eine Unterschrift der 87-jährigen Martha Nobel zustandegekommen sei. Obwohl sich alle Nobel-Nachkommen ausdrücklich dagegen ausgesprochen hatten.

Es gebe auch noch einen zweiten Kritikpunkt, meint Peter Nobel: die konkrete Ausrichtung dieses Preises, mit der „einseitig westlich ausgerichtete Forschung und Theoriebildung“ belohnt werde. Die Mehrzahl der Preisträger seien US-Ökonomen und hier speziell der „Chicago-Schule“. Leute die an Aktienmärkten und in Optionen spekulierten: „Was nichts mit Alfred Nobels Ziel, einer Verbesserung der Conditio humana und unseres Überlebens zu tun hat – sondern tatsächlich genau mit dem Gegenteil.“ REINHARD WOLFF