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Archiv-Artikel

Der Pummel und die Robbe

FERNSEHEN Er war Praktikant und schaute sich Pornos an. Jetzt ist Stefan Raabs Wasserträger Elton Moderator des Kinderklassikers „1, 2 oder 3“ (ZDF, 8.25 Uhr)

Der Showpraktikant macht es wie sein Chef: „Er untergräbt die ARD, ich das ZDF. Irgendwann werden wir die Weltherrschaft übernehmen“, witzelt Elton auf der Pressekonferenz, auf der er als neuer Moderator der Kindersendung „1, 2 oder 3“ vorgestellt wird. Die Verantwortlichen aus Mainz freuen sich über den prominenten Neuzugang. Die Kinder, sagen sie, kennen ihn alle, und ins Herz geschlossen haben sie ihn auch.

Promis machen mit

Elton – Stefan Raabs Dauerpraktikant – ist der fünfte Moderator der Ratesendung, die vor 33 Jahren mit Michael Schanze auf Sendung ging. Dessen legendäres Ploppgeräusch wurde irgendwann abgeschafft und durch das mittlerweile nicht minder kultige „1, 2 oder 3 – letzte Chance – vorbei“ ersetzt. Auch mit Elton halten Neuerungen Einzug. Die Zahl der Fragen wurde von sieben auf fünf reduziert. Der Schwierigkeitsgrad jedoch steigt, die Gewinnpunkte auch, sodass die letzte Frage nochmal den ganzen Spielverlauf drehen kann.

Für die erste Frage geht Elton auf die Straße, dorthin, wo er bei Hamburg 1 in seiner Sendung „Elton Street“ Passanten veräppelnd die ersten Erfahrungen machte. Denen stellt er heute Wissensfragen durch ein Megafon, sodass sie vor (natürlich jeweils drei) zweckentfremdeten Dixi-Klos, Supermarktkassen und Bahnsteigen hin und her hüpfen. Man will ja so lange wie möglich verheimlichen, was man für die richtige Antwort hält. Die Kinder im Studio machen es genauso.

Unterstützt wird Elton von seinem Kumpel Piet Flosse, einer großen blauen Robbe, die im Studio und in Einspielern auftaucht. Mit Elton kommt eine Buzzer-Runde zu „1, 2 oder 3“, prominente Gäste schauen vorbei und stellen Quizfragen an die Kinder, und auch am Moderator selbst werden im Studio spannende Phänomene erklärt – die Fliehkraft beispielsweise. „Ob ihr wirklich richtig steht, seht ihr, wenn das Licht angeht“: Dieser Spruch verkündet die Auflösung, und ab Samstag ist es Eltons Spruch.

Für den hat er sich beworben. Nach dem Casting war er sich überhaupt nicht sicher: „Ich halte mich ganz im Ernst nicht für den allerbesten Moderator.“ Das war den Entscheidern offenbar genauso egal wie die Tatsache, dass Eltons bisheriges Fernsehschaffen nicht immer kindgerecht gewesen ist. Seit Stefan Raab ihn 2001 als Showpraktikant zu „TV Total“ holte, wird er erniedrigt. Seine Figur ist so angelegt, dass er ständig Schadenfreude, Demütigungen und Witze auf Kosten seines leichten Übergewichts über sich ergehen lassen muss. Bei „Elton vs. Simon“ darf er austeilen, doch dort sitzt man auch schon mal in Leggins auf dem Sofa und schaut schlechte Pornos. Verloren hat der, den zuerst die Erektion ereilt.

Ein bisschen Frieden

Im bürgerlichen Leben heißt Elton Alexander Duszat und ist Vater zweier Kinder. Was das Fernsehen angeht, gibt’s Regeln: Erst Hausaufgaben, dann Glotze – und zwar Kinderkanal. In seiner neuen Sendung soll es friedlich zugehen, allenfalls die Schadenfreude kann auftauchen, aber wenn, dann nur im Umgang mit der blauen Robbe Piet Flosse. Wenn man dem ZDF glauben darf, dann lieben die Kinder ihn. Und Elton schätzt sie für ihre Ehrlichkeit: „Kinder sagen immer direkt die Wahrheit. Sie lachen auch nicht aus Höflichkeit, wenn ein Witz schlecht ist.“

BENJAMIN WEBER