: Eine demokratischere Struktur
GERECHTE VERTEILUNG Die Initiative Cultural Commons Collecting Society (C3S) will eine faire Alternative zur Gema gründen
Man nehme dreimal den Buchstaben C und ein S dazu, und langsam nähert man sich dem Motto einer Party am Samstagabend im Badehaus Szimpla in Friedrichshain. Dort hatte die Initiative C3S – eine Abkürzung für Cultural Commons Collecting Society – zum Public Affairs Festival geladen. C3S mag bisher noch den wenigsten etwas sagen, aber genau dafür war der Abend gedacht: um sich vorzustellen. Gestatten, wir sind es, Ihre neue Verwertungsgesellschaft.
Ganz so einfach ist es noch nicht, denn bisher ist C3S eine Genossenschaft in Gründung – aber als Verwertungsgesellschaft will sie der Gema vom kommenden Jahr an Konkurrenz machen. Der Düsseldorfer Verein, ins Leben gerufen von dem Musiker Meik Michalke und dem Medienberater Wolfgang Senges, will für jene Künstler da sein, die sich von der Gema nicht ausreichend vertreten fühlen oder denen die Anpassung der Gema an die digitale Ära schlicht zu lange dauert.
Die Party und das Konzert im Szimpla hätten gut noch ein prominenteres Zugpferd vertragen, denn mit den Berliner Künstlern wie der Elektropop-Interpretin Zoe.Leela, dem Rapper Tapete und der Indie-Band Leash sind am Samstag doch eher die kleineren Acts zu sehen.
Zwischen den Auftritten stellen sich C3S-Supporter in Videos vor. Etwa Danny Bruder, bekannt als ein Teil des Duos Bruder und Kronstädta, der erklärt, warum er die Gründung von C3S für wichtig hält: Insbesondere für Künstler, die frei entscheiden wollen, ob sie die Rechte von einigen Stücken freigeben und für Remixe zur Verfügung stellen möchten, könne die Verwertungsgesellschaft in spe Gold wert sein. Creative-Commons-Lizenzen, die jenes einfache Abtreten von Rechten ermöglichen, sind mit einer Gema-Mitgliedschaft nicht vereinbar.
Während der Rapper Tapete ein Set spielt, das nur aus „Love Songs“ besteht und das alles in allem recht mau ist, wissen im Laufe des Abends vor allem die DJs von den Blogrebellen im Szimpla zu überzeugen: Mit ihren Remixes und Mash-ups passen sie bestens zur Idee von C3s. Sie spielen etwa geremixte Versionen von Suzanne Vegas „Tom’s Diner“ oder Adeles „Rolling in the Deep“, bei denen man doch gleich denkt: Von diesen Songs kann es eigentlich gar nicht genug Neuinterpretationen geben.
Die danach folgenden Leash sind dagegen mit ihrem Placebo- oder The Killers-infizierten Pathossound eher lasch – und paradoxerweise zeigen sie, dass die zuvor gehörten Remixe originärer sein können als selbst komponierte Songs, die sich zu stark an Vorbildern (und nebenbei an Rockgesten) anlehnen. Zoe.Leela hat dann im Anschluss durchaus noch einige Elektropophits zu bieten – die richtig große Sause wird es aber für die etwa 100 Besucher nicht mehr.
Zoe.Leela, bürgerlich Zoe Pini, ist eine der bekannteren Berliner Unterstützerinnen der designierten Verwertungsgesellschaft und kritisiert insbesondere die Intransparenz und die undemokratische Struktur der Gema. „Ordentliches Mitglied“ und damit stimmberechtigt ist dort nur, wer über einen Zeitraum von fünf Jahren genug Ausschüttungen bekommen hat (30.000 Euro insgesamt oder 1.800 Euro jährlich in vier aufeinanderfolgenden Jahren laut Satzung).
Leela ist es wichtig, zu betonen, dass sie die Urheberrechte generell nicht infrage stellt: „Im Gegenteil, da können wir als Künstler ja nur von profitieren“, sagt sie, „freie Kultur heißt ja nicht gleich Kostenloskultur.“ Sie will dafür sorgen, dass C3S, die mit 200.000 Euro vom Land Nordrhein-Westfalen gefördert werden und einen ähnlich hohen Eigenanteil zur Gründung einbringen, bald nicht mehr einfach eine unbekannte Buchstaben-Zahlen-Reihung ist: „Derzeit ist das alles noch zu nischig“, sagt sie. JENS UTHOFF
■ Mehr Infos zu C3S: www.c3s.cc, Zoe Leela: www.zoeleela.com, Blogrebellen: blog.rebellen.info