DAS WIRD DER MONAT, DER WIRD (4/14)
: Hempels und Halunken

VORSCHAU Von Benzinblütlern, Edelsteindieben, famosen Flamen und – unser aller Uli Hoeneß

Augusta, 2. April: Gut eine Woche vor den US-Masters hat Martin Kaymer, in Vorzeiten einer der besten 50 Golfspieler der Welt, „erneut völlig den Schwung verloren“, wie er traurig mitteilt. Er suche überall, im Keller, auf dem Dachboden, bei Hempels und Hampels unterm Sofa, „durchaus schwungvoll übrigens“. Er habe auch schon ein Detektivbüro beauftragt, erfolglos. Kaymer verzichtet auf einen Start. „Ich wollt, ich wäre Tiger Woods, der ist wenigstens richtig verletzt.“

München, 4. April: In den Morgenstunden beginnen Bauarbeiter, im VIP-Bereich des Münchner Stadions einen grauen Schalensitz (Vorstandsloge 10, Reihe 4, Platz 1) abzumontieren.

Webwelthausen, 5. April: Auf Twitter ist der letzte Hoeneß-Scherz gemacht: „Pfui. Erst keine Steuern zahlen und jetzt auf Steuerzahlerkosten in Saus und Braus im Knast leben.“ Die Autofirma Sixt teilt mit, sie verzichte „aus Pietätsgründen“ auf eine Hoeneß-Werbung. Dabei wären nette Motive im Bereich Lenker und Steuer denkbar gewesen.

Brüssel, 6. April: Zwist in Belgien: Für endlose Debatten sorgt das Dekret des Königs, die traditionsreiche Flandern-Rundfahrt der Radler erstmals in der Wallonie auszutragen. Damit solle „mehr Chancengleichheit in unserem föderal-liberalen Land garantiert werden“. Die empörten Flamen verlangen stattdessen den Klassiker Lüttich–Bastogne–Lüttich zu Genk–Ostende–Genk zu machen. Die frankophone Gemeinschaft höhnt: „Könnt ihr haben: Aber das Rennen bleibt bei uns.“

Dortmund, 9. April: Nach dem erneuten Triumph in der Königsklasse gegen die Königlichen aus Madrid wünscht sich Jürgen Klopp mal einen Gegner von Format: „Real langweilt uns allmählich.“ Der BVB hatte das 0:2 im Hinspiel durch ein 4:1 wettgemacht. Alle fünf Tore erzielte Robert Lewandowski.

München, 12. April: Zum Bundesliga-Abendspiel gegen Borussia Dortmund wird der renovierte Schalensitz im Logenbereich mit einem feierlichen Staatsakt im Beisein von Horst Seehofer, Edmund Stoiber und Karl Valentin selig unter Absingen der Bayern-Hymne wiedereingesetzt. Der Sitz erstrahlt in rot-güldenem Glanz, im Rückenbereich ist mit einem Edelstein-Arrangement das Konterfei von Uli Hoeneß appliziert. „Es ist, als wäre er leibhaftig neben mir“, sagt Sitznachbar Karl-Heinz Rummenigge und versucht zu weinen. „Ein Kriminellenthron, auf den jeder andere Mafia-Boss stolz wäre“, analysiert die FAZ kühl. Für das Wort „andere“ setzt es eine Abmahnung.

Schanghai, 20. April: Die kreischenden Kreisel-Automobile („Formel 1“) sind noch flacher, lauter, durstiger und schneller denn je unterwegs. Beim großen Preis von China hopsen zwei Wagen krachend über die Bande. Chinesische DNA-Experten versuchen die Identität der Fahrer zu rekonstruieren. „Die hohen Benzinanteile im Blut der Opfer machen die Aufgabe nicht leicht“, klagen sie.

Berlin, 21. April: Eine Steuer-CD mit den Daten aller Subkonten des FC Bayern München bei der Vontobel-Bank ist überraschend im Berliner Finanzministerium eingetroffen. „Die Geschichte des deutschen Fußballs muss neu geschrieben werden“, wird ein Abteilungsleiter zitiert, „das übertrifft alles bislang Denkbare.“

Aachen/Dresden, 23. April: Die Außenseiterinnen Ladies in Black Aachen stehen nach einem 3:2 in Dresden sensationell im Volleyball-Finale um die Deutsche Meisterschaft. Der frühere Platzhirsch in Aachen, der insolvente Fußball-Viertligist Alemannia (70 Millionen Finanzvernichtung), hatte das Volleyball-Erstligateam im Sommer als Kostenfaktor an den Post SV entsorgt (und alle seine Schulden an den Steuerzahler). Den „Halunken der Alemannia“ (Oberbürgermeister) gelingt weiter nichts: Im März stimmte der neue Ehrenpräsident Leopold Chalupa, ein Ex-General der Nato, in der Mitgliederversammlung das „Hipp, hipp, hurra“ ohne „Hipp, hipp“ an.

München, 30. April: Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, der vorbestrafte Uhrenfreund, mopst in der Halbzeitpause des Spiels gegen den FC Barcelona ein paar Klunker vom Nebensitz. „Die papp ich auf meine Dubai-Rolex“, raunt er seinem Spezl Karl Hopfner zu. Das Finanzamt München ermittelt wegen Diebstahl und Steuerhinterziehung („geldwerter Vorteil“). Der Strafgefangene Hoeneß, dem die Mannschaft in einem Osterei einen neu entwickelten Sky-TV-Pager in die Landsberger Anstalt hatte einschmuggeln lassen, lässt Rummenigge wissen: „Ich versuche dir in meiner Doppelzelle ein Bett freizuhalten. Dann sitzen wir wieder beisammen, Kalle.“ BERND MÜLLENDER