: David Hasselhoff lässt schön grüßen
OFFENSIVE Bei der Soli-Pressekonferenz für den geschassten Staatssekretär Gothe war auch sein Nachfolger
Es ist noch nicht allzu lange her, da beehrte David Hasselhoff die Berliner Clubszene. Weil er für die East-Side-Gallery und gegen eine Bebauung mit Luxuswohnungen am Mauerstreifen war, griff der US-Schauspieler und Sänger bei einer Demo der Club-Commission, einem Zusammenschluss der Berliner Club- und Partyveranstalter, zum Mikro und mahnte zu mehr Sensibilität im Umgang mit Berliner Eigenheiten.
Das mit den Berliner Eigenheiten war auch ein Anliegen zahlreicher stadtpolitischer Initiativen, die auf dem ExRotaprint-Gelände im Wedding zu einer Pressekonferenz geladen hatten. „Entlassung von Staatssekretär Ephraim Gothe löst Irritation aus“, war die Einladung überschrieben – und das war eher noch untertrieben. Folgte man den Statements der Teilnehmer – von den Prinzessinnengärten bis zur Entwicklungsgenossenschaft Tempelhofer Feld – war Gothe der geniale Umschaltspieler, den jedes Team braucht, um von der Defensive in die Offensive zu kommen.
Eine Art East-Side-Gallery
Die enge Verzahnung eines Staatsekretärs mit der alternativen Projektentwicklungsszene ist also eine Art East-Side-Gallery der Liegenschaftspolitik – und seit Gothes Entlassung durch Bausenator Michael Müller (SPD) klafft da, so die Botschaft, eine große Lücke.
Aber die könnte womöglich bald wieder gestopft sein. Denn nicht nur Projektevertreter und Journalisten fanden am Dienstag den Weg in die „Glaskiste“, den Projektraum des ExRotaprint-Geländes, das Gothe bereits in seiner Zeit als Baustadtrat von Mitte unterstützt hatte. Als Zaun gast war auch Gothes Nachfolger als Staatssekretär, Engelbert Lütke Daldrup gekommen, unterstützt von Daniela Augenstein, der Sprecherin des Bausenators.
Was auf den ersten Blick nach einer faustdicken Überraschung aussah, war wohl aber eher aus der Not geboren. Als Befreiungsschlag sollte der fliegende Wechsel Gothe–Lütke Daldrup wahrgenommen werden. Endlich stehen die Weichen beim Wohnungsneubau auf Grün.
Tatsächlich aber nahm die öffentliche Meinung übel. Warum einen feuern, der sich bewährt hatte? Lütke Daldrups „David-Hasselhoff-Einlage“ im Wedding hielt deshalb vor allem eine Botschaft parat: „Ich stehe für Kontinuität.“
Die Initiativen hat’s gefreut. Aus dem Pressetermin wurde bei Kaffee und Croissants ein erstes Beschnuppern. Ob das Loch in der Mauer damit zu ist? wera
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