: Vier Beispiele – vier leere Versprechungen
Von Vaillant bis Allianz – wie Nordrhein-Westfalens Politiker große Firmenkrisen für sich ausschlachten
■ VAILLANT
Der Fall: Die Firma mit dem Hasen wollte Nummer Eins in Europa werden – die 243 Arbeitsplätze der Gelsenkirchener Heizungsfabriken sollten nach Osteuropa hoppeln.
Das Versprechen: „Das ist Profitgier, das ist nicht mehr gesund, und dagegen müssen wir uns wehren.“ Wollte CDU-Oberbürgermeister Oliver Wittke die Planwirtschaft?
Das Ergebnis: Erst wurde die Belegschaft mit Versprechen auf Teilabbau hingehalten, dann verschwanden immer mehr Stellen – bis auf 60. Schlecht für Gelsenkirchen, gesunde Sache für Vaillant: saftige Rekordumsätze. Auch Wittke geht‘s gut: Er ist NRW-Minister für Bau und Verkehr.
■ OPEL
Der Fall: Die bekannte Problematik – Produktion zu teuer, auf nach Billigistan. Etwa 10.000 Menschen in Bochum bangen um den Job.
Das Versprechen: „Die Beschäftigen können sicher sein, dass die Landesregierung zum Standort Bochum steht, wir sind in direktem Kontakt mit der Werksleitung“, sagte NRW-Wirtschafts- und Arbeitsminister Harald Schartau (SPD). Klang sehr wichtig.
Das Ergebnis: Alles halb so schlimm – nur 4.000 Plätze weg. Zunächst einmal. Dank Schartau? Wohl kaum, aber Bochum verdankt ihm ein Kompetenzcenter, das den Ex-Opelanern die schlechten Berufs-Aussichten klarmacht.
■ Babcock
Der Fall: Seit den 90ern kriselt der Oberhausener Anlagenbauer – die geplante Sanierung scheiterte. Dann 2002 der Todesstoß: Verkauf der HDW-Werft-Aktien. Fast 800 Millionen Euro fehlen. In NRW stehen 8.600 auf dem Spiel.
Das Versprechen: SPD-Ministerpräsident Clement verspricht Rettungsbürgschaften. Unterstützung gibt‘s vom Chef-Krisenmanager Gerd Schröder aus Berlin – allerdings mit Vorbehalt: kein Clinch mit den führenden Banken.
Das Ergebnis: Die Banken wollten nicht mehr, im Juli 2002 muss Babcock Insolvenz anmelden: der Konzern wird zerlegt – immerhin: 2.600 Arbeitsplätze bleiben.
■ ALLIANZ
Der Fall: Gott sei Dank allianzversichtert! Auch wenn der Konzern schwarze Zahlen schreibt, sorgt er für magere Jahre vor. Umbau für mehr Wettbewerbsfähigeit – heißt auf deutsch: Abbau von rund 2.000 Arbeitsplätzen in NRW.
Das Versprechen: NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU): „Insgesamt wird die Landesregierung alles tun, um den traditionsreichen Versicherungsstandort Köln zu stärken.“
Das Ergebnis: 200 Stellen bleiben, brüstet sich Thoben. Zu Unrecht: die 200 Stellen gehören zu einem Tochterunternehmen und waren sowieso nicht betroffen. Der Standort Köln macht trotzdem dicht.
A. HERRBERG, S. KARSTEN