: Aus Transrapid wird S-Bahn
Der als Metrorapid-Ersatz geplante Rhein-Ruhr-Express droht zu scheitern: Das angebliche „Premiumprodukt“ mutiert zur besseren S-Bahn. FDP-Politiker: „Bund muss Versprechen halten“
VON ANDREAS WYPUTTA
Ausgerechnet Nordrhein-Westfalens ehemaliger SPD-Ministerpräsident Peer Steinbrück verschleppt nach Ansicht der Liberalen den Bau des Rhein-Ruhr-Express (RRX). Steinbrück habe 2002 die Magnetschwebebahn Metrorapid „beerdigt“ und als Ersatz eine schnelle herkömmliche Bahnverbindung für Rhein und Ruhr „versprochen“, klagt der verkehrspolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Christoph Rasche. „Langsam wird es Zeit, dass der heutige Bundesfinanzminister Steinbrück seine Zusagen einlöst“, so der Liberale. „Eigentlich sollte der Rhein-Ruhr-Express schon zur Fußball-WM fahren.“
Doch ob der vorab als „Premiumprodukt“ gefeierte RRX jemals zwischen Dortmund und Köln pendeln wird, bleibt weiter unklar. Bund, Land und der Bahn als Betreiber dürfte schlicht das Geld fehlen. Zwar verweist das vom Christdemokraten Oliver Wittke geführte Düsseldorfer Verkehrsministerium weiterhin auf eine „Realisierungsstudie“ des Bundes, die „in Kürze“ veröffentlicht werde. Inhaltlich wollen sich Wittkes Beamte aber nicht festlegen. Dabei gilt es in Düsseldorf als offenes Geheimnis, dass der RRX zumindest bis zur Unkenntlichkeit abgespeckt werden muss. „Der Bau einer neuen Trasse ist im Ballungsraum Rhein-Ruhr technisch kaum zu realisieren“, räumen Verkehrspolitiker im Landtag ein – „von den Kosten ganz zu schweigen.“
Von der Vision der Magnetschwebebahn Metrorapid, der nach den Träumen der Verkehrsexperten von SPD, CDU und FDP mit einem Spitzentempo von über 400 Stundenkilometer durch das Ruhrgebiet nach Köln rasen sollte, bleibt damit bestenfalls eine bessere S-Bahn. Die geplante Taktfrequenz dürfte von zehn auf 20 Minuten gestreckt, die Höchstgeschwindigkeit von 200 auf 160 Stundenkilometer gesenkt werden. Selbst bei den Zügen selbst dürfte gespart werden – der neue Superzug RRX könnte aus alten Waggons bestehen.
Die Düsseldorfer Opposition sieht deshalb Landesverkehrsminister Wittke im Wort. Der Christdemokrat müsse den Druck auf die Bundesregierung erhöhen, fordert der SPD-Verkehrsexperte Dieter Hilser – und übersieht dabei geflissentlich, dass im großkoalitionären Berlin neben Steinbrück mit Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee ein weiter Sozialdemokrat für das ehemalige Prestigeprojekt RRX verantwortlich zeichnet.
Wenig Hoffnung macht den Fahrgästen auch der grüne Verkehrsexperte Oliver Keymis: „Pünktlich und schnell wird der RRX nur auf einer eigenen Trasse.“ Das mögliche Scheitern des RRX sei nur eine Folge der „völlig verfehlten Verkehrspolitik“ des Christdemokraten Wittke – weg von der rot-grünen „Schienenvorrangpolitik“, hin zu mehr Individual- und Luftverkehr (siehe unten). „Wittkes Politik ist kontraproduktiv“, schimpft der Grüne Keymis: „Das Motto lautet Straße vor Schiene, privat vor Staat.“
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