: Die Faust soll in der Tasche bleiben
Seit letztem Jahr geht das Deutsche Rote Kreuz verstärkt gerichtlich gegen die Verwendung des Logos der Demo-Sanitäter vor. Auch das linke Informationsportal nadir ist bedroht. Heute Abend gibt es deshalb eine Soliparty
Wer in den letzten Jahren gegen den Castor, die Räumung eines Wohnprojektes oder für ein uneingeschränktes Bleiberecht für Flüchtlinge auf die Straße gegangen ist, kennt das Symbol. Ein rotes Kreuz, aus dessen Balken eine geballte Faust ragt. An ihm lassen sich im Ernstfall die autonomen Demo-Sanitäter erkennen. Wird jemand verletzt, sind sie so schnell zur Stelle und können helfen.
Gegründet haben die Demo-Sani-Gruppen sich, als in den Achtzigern deutlich wurde, dass die auf Protestaktionen anwesenden HelferInnen des Deutschen Roten Kreuzes nicht ausreichend auf die auf Demonstrationen typisch vorkommenden Verletzungen vorbereitet waren – etwa durch Tränengas, Schlagstöcke, Hundebisse oder Fesseln. 1983 stellte sich die Gruppe Rettungsorganisationen und Bürgerinitiativen in einem offenen Brief vor. Darin machten die autonomen Sanis deutlich, dass sie sich nicht als „alternatives Rotes Kreuz“ verstehen, sondern „in erster Linie als Demonstranten. Wir sind deshalb parteilich, nicht politisch neutral.“
Die bewusste Abgrenzung vom Deutschen Roten Kreuz ist jenem allerdings ein Dorn im Auge. Zum verwechseln ähnlich sehe das Symbol der Demo-Sanis dem eigenen Markenzeichen – einem roten Kreuz auf weißem Grund. Außerdem laufe die geballte Faust als „Zeichen der Gewalt“ dem Sinngehalt des völkerrechtlichen Schutzzeichens zuwider. Der Wohlfahrtsverband fordert deshalb von mehreren linken Initiativen – unter anderem der „Roten Hilfe“, der „Castor-Nix-Da-Kampagne“ und dem „Bündnis für Freilassung“ – Schadenersatz und die Unterzeichnung einer Unterlassungserklärung.
Ins Visier der Anwälte ist dabei auch das linke Informationsportal nadir geraten, das sich seit 13 Jahren um die Vernetzung der undogmatischen Linken kümmert und die Internetseiten der Demo-Sanis hostet. Die drastische Unterlassungsklage, die am 13.10. vor dem Hamburger Landgericht verhandelt wird, droht das Projekt finanziell in die Knie zu zwingen. Heute Abend laden die MedienaktivistInnen deshalb zur Soli-Party ins Störtebeker und in den Buttclub. Live gibt es dann unter anderem „GladbeckCityBombing“ und „xrfarflight“ zu hören, dazu alles, was eine zünftige Party braucht.ROBERT MATTHIES