PILOTENSTREIK: Schein-Storm
„Mit einem 50-Euro-Schein in der Hand sitzt ein Pilot der Lufthansa im Flughafen […] und wartet darauf, seine Rechnung bezahlen zu können“, so untertitelt das Magazin Focus ein Foto am zweiten Tag des Pilotenstreiks. Insgesamt drei Tage weigerten sich die Piloten zu fliegen. Rund 3.800 Verbindungen mit 425.000 betroffenen Fluggästen wurden abgesagt. Das Verständnis der Fluggäste für den Streik hielt sich angesichts der relativ guten Bezahlung der Piloten in Grenzen. Darauf spielt auch die Bildunterschrift bei Focus an.
Ein eher billiger Kommentar, findet dagegen die Gewerkschaft Cockpit, in der die Piloten organisiert sind. Denn bei dem Streik gehe es nicht nur um Gehaltssteigerungen, sondern vor allem um das Vorhaben der Lufthansa, die Übergangsregelung zu kippen, die sowohl dem Kabinen- als auch dem Cockpitpersonal erlaubt, mit 55 Jahren in Rente zu gehen. Auch die Gewerkschaft des Kabinenpersonals UFO zeigt sich solidarisch mit den Piloten. Zu der Gehaltserhöhung schweigen sie höflich, setzen aber der Dämonisierung und der als einseitig empfundenen Berichterstattung auf ihrer internen Facebook-Seite – der auch einige Piloten angehören – einen „Schein-Storm“ entgegen.
Auf mittlerweile mehr als hundert Fotos persiflieren sie das Bild der vermeintlich raffgierigen Piloten. Eine Pilotin zündet sich mit einem brennenden 50-Euro-Schein ihre Zigarre an, eine Barbie-Familie ist in Hunderter gehüllt, Lesezeichen wurden durch große Scheine ersetzt.JUDITH POPPE
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