: „Gasprom will seinen Namen säubern“
Autor Jürgen Roth nennt Gasprom kriminell und befürchtet massive Einflussnahme auf die Schalker Vereinspolitik
taz: Herr Roth, warum interessiert sich Gasprom ausgerechnet für Schalke?
Jürgen Roth: Der Name Gasprom soll gesäubert werden. Der Konzern will sich für den deutschen Markt interessant machen. Er will über den unverdächtigen Fußball seine Reputation aufpolieren. Gasprom macht es anderen Oligarchen nach, die bereits in England oder anderen Ländern in Fußballvereine investiert haben.
Aber Schalke ist hoch verschuldet. Von einem guten Ruf kann aus wirtschaftlicher Sicht keine Rede sein.
Das macht die Sache viel einfacher. Die Einflussnahme des Sponsors steigt, je höher die Abhängigkeit des Vereins von den Millionen ist.
Die neuen Sponsoren sollen nach Angaben des Klubs weder einen Sitz im Vorstand noch im Aufsichtsrat erhalten.
Das kann ich mir kaum vorstellen. Wer so viel zahlt, der möchte auch die Vereinspolitik mitbestimmen. Roman Abramowitsch als Eigentümer von Chelsea London ist da ein schillerndes Beispiel.
Bei Chelsea ist er bislang noch nicht negativ aufgefallen.
Abramowitsch ist der saubere Strahlemann. Zur Herkunft seines Reichtums gibt es die wildesten Spekulationen. Nur mit seriösen Geschäften hat er seine Milliarden mit Sicherheit nicht angehäuft. Er ist der verlängerte Arm von Russlands Präsident Wladimir Putin. Gasprom hat vor zwei Jahren die Mehrheit an Abramowitschs Ölkonzern Sibneft übernommen. Putin lässt ihn dafür weiter unbehelligt.
Was werfen Sie Gasprom vor?
Gasprom ist ein wirtschaftspolitisches Erpressungsinstrument des Kreml. Das Gasprom-Imperium war und ist vermutlich auch noch über diverse Tochterfirmen eng mit kriminellen Strukturen verflochten. Das Erdgasgeschäft ist wenig transparent. Dadurch wird es für diese Strukturen interessant.
Macht sich Schalke zum Handlanger dieser Strukturen?
Wer hoch verschuldet ist, schaut nicht unbedingt auf die Herkunft des Geldes. Dennoch ist es zumindest moralisch bedenklich, wenn ein populärer Bundesligist einem zwielichtigen Unternehmen dabei hilft, auf dem deutschen und europäischen Markt Fuß zu fassen.
Was wird aus Schalke, wenn Gasprom keine Lust mehr hat?
Das ist reine Spekulation. Jedenfalls sollten BKA, LKA und Verfassungsschutz das Geschäft überprüfen.
INTERVIEW: HOLGER PAULER