WAS MACHEN EIGENTLICH ...… die WählerInnen? : Ihre Stimmzettel wegwerfen
Über das Wahlverhalten der BerlinerInnen bei den jüngsten Abgeordnetenhauswahlen ist viel geschrieben worden. Eine Gruppe tauchte in den Berichten trotzdem nie auf: die der Zetteldiebe.
Mit einem Taschenrechner kann man ihre Spur in der Statistik zurückverfolgen: Wenn man von der Zahl der Wähler (insgesamt 1.407.754) die Zahl der gültigen Zweitstimmen (1.377.355) abzieht, kommt man auf 30.399. Das müsste eigentlich den ungültigen Zweitstimmen entsprechen, die aber nur mit 28.241 verzeichnet sind. Fehlen 2.158 Stimmen. Wo sind die geblieben?
Sie wurden von den Wählern unterschlagen. Auf dem Weg von der Registrierung bis zur Abgabe der Stimmzettel liegt schließlich noch die Kabine, in der man die Papierbögen ungesehen in die Tasche stecken, zerknüllen, zerreißen oder aufessen kann. Und schon fehlt wieder eine Stimme in der Statistik.
Wahlleiter Andreas Schmidt von Puskás hat für dieses Verhalten auch eine Erklärung: „Die Differenz zeigt, dass die Wähler nicht so viel mit der jeweiligen Auswahl anfangen konnten“, sagt er. Weitere Rechenübungen bestätigen seine Vermutung: Bei der Erststimme, bei der oft wenig prominente Direktkandidaten zur Wahl standen, betrug die Zahl der Zetteldiebe 3.474. Die komplizierte Volksabstimmung verweigerten gar 18.845 Wähler.
Bei der Berliner Wahl 2001 warfen nur 1.275 Wähler ihre Erststimme weg, lediglich 976 verzichteten auf die Abgabe der Zweitstimme. Die Zetteldiebe sind also nicht nur viele. Sie werden auch mehr. ALL FOTO: AP