: Zirkuskinder dürfen weiter auftreten
JUGENDARBEIT Der Kinderzirkus Cabuwazi hat einen neuen Besitzer. Vier Monate nach der Pleite ist der Trainingsbetrieb vorerst gesichert. Vom Tisch sind die finanziellen Probleme aber noch nicht
Der Kinder- und Jugendzirkus Cabuwazi ist vorerst gerettet. Der Verein Grenzkultur, der auch das zirkuspädagogische Projekt Shake am Ostbahnhof betreibt, hat den Kinder- und Jugendzirkus zum 1. Oktober übernommen.
„Ein Zauberer hat uns gerettet“, schwärmten die Zirkuskinder Sarah und Joseffa am Donnerstag bei der Vorstellung des neuen Besitzers. Er ist kein Unbekannter: Karl Köckenberger – Geschäftsführer von Grenzkultur – hatte den Cabuwazi 1993 mitbegründet, zog sich 2007 aber wegen Streitigkeiten aus dem Projekt zurück.
Davon will Köckenberger jetzt nichts mehr wissen. „Ich hänge am Cabuwazi und freue mich, dass die Arbeit nahtlos weitergehen kann“, sagte er der taz. Alle fünf Standplätze blieben erhalten, 26 der 32 Mitarbeiter behielten auch unter Grenzkultur ihren Job. „Voraussetzung ist, dass die Bezirke uns weiterhin fördern“, sagt Köckenberger. Außerdem müssten neue Projekte akquiriert und Spenden gesammelt werden. „Bis zum Jahresende ist absehbar, ob wir eine Zukunft haben“, sagt Köckenberger.
Mitte Juli hatte der Kinder- und Jugendzirkus Cabuwazi Insolvenz angemeldet. Der Grund: drohende Zahlungsunfähigkeit. Die damalige Geschäftsführung hatte versäumt, zwei Projekte zu verlängern – ein Fünftel des Budgets fehlte plötzlich.
Die Ursache für die finanzielle Misere reicht jedoch tiefer. „Der Cabuwazi hatte ein Organisationsproblem“, sagte Insolvenzverwalter Torsten Martini. „Es gab einfach niemanden, der sich um Anträge und Projekte gekümmert hat.“ Seit Juni hatte Martini nach einem neuen Träger für den Cabuwazi gesucht. „Aber wer die Zahlen sah, sprang meist schnell ab“. Einzig Grenzkultur sei bereit gewesen alle Mitarbeiter zu übernehmen.
Rund 700 Kinder im Alter von acht bis 16 Jahren nehmen jährlich an dem Zirkustraining teil. Es ist größtenteils kostenlos: Das Jahresbudget von 1,5 Millionen Euro speist sich aus einer Grundförderung der drei Bezirke, in denen die Zirkusarbeit stattfindet, Projektanträgen und Spenden.
Doch auch nach dem Verkauf steht die Liquidität des Cabuwazi auf der Kippe: Nur durch neue Fördergelder kann der Verein den Verlust der zwei Projekte im nächsten Jahr auffangen. Insolvenzverwalter Martini zeigte sich optimistisch: „Ich habe keinen Zweifel, dass er das schafft.“
ALEXANDRA ROJKOV