: Frau Doktorin ehrenhalber
WÜRDE Plagiatsvorwürfe – na und? Die Universität zu Kiel verleiht der Exbildungsministerin Annette Schavan einen Ehrendoktortitel für die Rettung der medizinischen Fakultät. AStA protestiert
KIEL taz | Seit zwei Jahren versucht die Universität zu Lübeck, einen Ehrendoktorhut zu verleihen – an diesem Freitag ist es so weit: Die Exbundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU), die im Februar 2013 wegen Plagiatsvorwürfen in ihrer Doktorarbeit zurücktreten musste, wird beim Jahresempfang ausgezeichnet.
Offiziell würdigt die Uni Schavans „besondere Verdienste um die medizinische Wissenschaft“. Vor allem aber bedankt sich Uni-Präsident Peter Dominiak für Schavans Rolle bei der Rettung der medizinischen Fakultät in Lübeck im Sommer 2010. Kritik kommt vom Studierendenausschuss: Die Aberkennung des Doktorgrads lasse sich nicht vom Ehrendoktor abkoppeln. Zudem habe Schavan im Streit über den Erhalt der Uni „schlicht auf den politischen Druck reagiert. Das hat sie eine Unterschrift und 25 Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt gekostet“, so der AStA. Wochenlang protestierten Studierende und Bevölkerung in Lübeck gegen die Pläne der schwarz-gelben Landesregierung, die medizinische Fakultät in Lübeck zu schließen. Im Juli 2010 versprach Schavan, dem Land über Umwege Bundesmittel zukommen zu lassen. Damit konnte die Regierung ihre Sparziele erreichen und die Uni erhalten, die künftig eine Stiftungsuniversität werden soll.
Bereits 2012 wollten die Lübecker Schavan auszeichnen. Die SPD protestierte gegen den Termin in der heißen Phase des Landtagswahlkampfs: „Amigos im Norden“, twitterte Landeschef Ralf Stegner. Kurz darauf tauchten die Plagiatsvorwürfe auf, die zum Rücktritt der Ministerin und der Aberkennung ihres Doktortitels führten.
Gegen diese Aberkennung will Schavan nun nicht mehr in Berufung vorgehen. Dies verbreitete die Rheinische Post am Donnerstag. Der Zeitung lag eine entsprechende Erklärung der Exministerin vor. ESTHER GEISSLINGER