Keiner traut keinem

WIRD DER Flughafen JE FERTIG?

Das größte Problem ist die Entrauchungsanlage, die intern „das Monster“ heißt

Das hat es noch nicht gegeben. Weil sie ihrem Flughafenchef Hartmut Mehdorn nicht mehr trauen, haben Berlin, Brandenburg und der Bund Vertreter der Firma Siemens in den Aufsichtsrat geladen. Auf der Sitzung des Kontrollgremiums am Freitag sollten die Spezialisten über den Stand des Umbaus der Entrauchungsanlage berichten, die im BER-Slang längst „das Monster“ heißt. Im Gegenzug wollte Mehdorn einen renommierten Anwalt mitbringen – und dem Aufsichtsrat klarmachen, dass das operative Geschäft allein seine, Mehdorns, Sache sei.

Da fahren also wieder einmal zwei Züge aufeinander zu beim BER – beziehungsweise sind zwei Flugzeuge auf Kollisionskurs. Aber es war auch nicht anders zu erwarten. Bislang steht Mehdorn, der alte Haudegen, mit leeren Händen da. Die Nordpier wird nicht eröffnet, die alte Süd- und künftige Nordbahn nicht vorzeitig saniert, die Idee vom Testbetrieb mit ein paar Billigairlines war ebenso ein Sturm im Wasserglas wie die der Offenhaltung von Tegel, mit der Mehdorn seinen Posten als Flughafenchef antrat. Nicht einmal einen Kostenplan und einen neuen Eröffnungstermin gibt es. Wohl aber will Mehdorn mehr Geld. Ohne zusätzliche 1,1 Milliarden könne am BER nicht weitergebaut werden, ließ er diese Woche wissen. Die Flughafenbaustelle kommt damit nun schon auf 5,4 Milliarden Euro.

Doch das Hauptproblem ist und bleibt das „Monster“. 18 Monate lang, heißt es, brauche Siemens für den Quasineubau der Entrauchungsanlage. Zuletzt ließ Mehdorn die Öffentlichkeit im Glauben, die Arbeiten hätten schon begonnen. Tatsächlich aber hat seine Flughafengesellschaft noch nicht einmal alle Baupläne geliefert. Und ohne die beginnt Siemens – zu Recht – nicht mit dem Bau.

Es kann also knapp werden, denn bald beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. Im Herbst 2016 erlischt die Baugenehmigung für das Terminal. Wenn bis dahin nicht alles fertig ist, muss neu genehmigt werden – nach strengeren Richtlinien als bisher. Weil vor Inbetriebnahme noch ein halbes Jahr Probelauf geplant ist, muss der Neubau des „Monsters“ also in diesen Wochen beginnen.

Über so knifflige Sachen bespricht man wohl wirklich besser mit Siemens als mit Hartmut Mehdorn. UWE RADA