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Archiv-Artikel

NUR EIN BISSCHEN EXZELLENT

Hoffnungsträger Bremer Uni hat mit ihrem „Zukunftskonzept“ bei der Exzellenzinitiative von Bund und Ländern keinen Erfolg. Geld gibt’s nur für ein Graduiertenkolleg – immerhin. Rektor Wilfried Müller klagt: „Der Norden kam insgesamt schlecht weg“

aus Bremen Armin Simon

Die Frage stand nur noch pro Forma an der Wand: „Exzellenzinitiative – Sind wir dabei?“, hatten die Texter der Bremer Uni formuliert. Die Antwort, obgleich noch unverkündet, machte längst die Runde: nein. Die Bremer Uni, nach ihrem Sieg im Januar in der Vorrunde der Exzellenzinitiative von Bund und Ländern noch als neuer Stern bejubelt, ist durchgefallen. Zumindest zu drei Vierteln. Die Jury aus Deutscher Forschungsgemeinschaft und Wissenschaftsrat sprach gestern nur einem ihrer vier Projekte, der Graduiertenschule „Global Change in the Marine Realm“ die begehrten Bundesmittel zu – für fünf Jahre je eine Million Euro. Das „Zukunftskonzept“ dagegen, mit dem sich die Bremer Uni insgesamt als „Interdisziplinäre Forschungsuniversität“ qualifizieren wollte, reichte den Juroren nicht aus. Die Uni, so die Einschätzung der Gutachter, brauche noch Zeit, um genügend exzellente Wissenschaftsfelder zu etablieren.

„Natürlich bin ich enttäuscht“, kommentierte Uni-Rektor Wilfried Müller am Ende die Entscheidung. Schließlich hatte sich die Uni Hoffnungen auf jährlich 21 Millionen Euro gemacht. „Wenn man rational und ohne emotionale Betroffenheit darüber nachdenkt“, schob er nach, sei das Ergebnis dennoch „eigentlich ein großer Erfolg“.

Denn die einst als „rote Kaderschmiede“ verschrieene Wissenschaftseinrichtung darf sich immerhin zu dem Viertel der deutschen Hochschulen zählen, die überhaupt eine Graduiertenschule oder ein Exzellenz-Cluster vorweisen können. In Norddeutschland gibt es derer ganze vier: neben der Uni Bremen die Uni Kiel, die Medizinische Hochschule Hannover und die Uni Göttingen (siehe Kasten). „Der Norden hat insgesamt schlecht abgeschnitten“, resümierte Müller: „Im Verhältnis dazu ist Bremen exzellent.“ Applaus brandet auf – der erste an diesem Tag.

Durchgesetzt bei der DFG und dem Wissenschaftsrat hätten sich vor allem „die Schwergewichte“, so Müller, allen voran die beiden Münchner Universitäten: „Man kann ahnen, dass bei der Gesamtentscheidung sehr viel Reputation eine Rolle gespielt hat.“ Die norddeutschen Wissenschaftsinstitutionen müssten ihre Kooperationen deutlich ausbauen, um gegen diese Konkurrenz anstehen zu können, forderte er.

Ein Bremer Antrag auf eine weitere Graduiertenschule, ließ Müller durchblicken, sei „erst im Elfmeterschießen“ unterlegen. Die „Bremen International Graduate School of Social Sciences“ sei im Ranking auf Platz fünf gelandet – gefördert wurden aber nur die ersten vier Bewerber. Auch die Bewerbung des Forschungszentrums Ozeanränder um die Anerkennung als „Exzellenz-Cluster“ sei nur knapp gescheitert. Mit einem dieser beiden Projekte, ist Müller sicher, hätte Bremen auch als „Internationale Forschungsuniversität“ eine Chance gehabt: „Dann hätte man auch über uns reden müssen.“ Er kündigte an, man werde sich in der laufenden zweiten Staffel erneut bewerben. Dies sei eine „einzigartige Chance“.

Bremens Wissenschaftssenator Willi Lemke (SPD) beglückwünschte die Uni gestern zu ihrem „großartigen Erfolg“. „Natürlich hätten wir uns alle noch etwas mehr erhofft“, sagte er. Aber: „Wir sind als extreme Außenseiter bis an die bundesweite Spitze vorgestoßen – das hätte uns vor wenigen Jahren noch niemand zugetraut.“ Er sicherte der Uni und den anderen Wissenschaftsinstitutionen weiter „nachhaltige Unterstützung“ zu. Wie diese real aussieht, machte gestern die für Hochschulentwicklung zuständige Dezernentin der Uni und eine der Hauptautorinnen der Bewerbung, Heide Ahrens-Radlandski, deutlich. Dank des von Lemke verordneten Sparkurses muss die Bremer Uni – bei steigenden Studierendenzahlen – gegenüber dem 2004 vereinbarten Hoschulentwicklungsplan jährlich zehn Millionen Euro einsparen und die Zahl Ihrer ProfessorInnenstellen bis 2010 um 43 reduzieren. Mit der nun verfehlten Auszeichnung im Rücken, bedauert Ahrens-Radlanski, hätte man darüber „mit der Politik nochmal verhandeln können“.

Ähnlich drastisch schilderte der Rektor der Hochschule Bremen, Elmar Schreiber, die Situation. Und so ganz kann er die Aufregung um die – auf Forschung fixierte – Exzellenz-Initiative nicht verstehen: „Exzellenz in der Lehre“, betont er, „das findet an den Fachhochschulen statt.“ Den Achtungserfolg der Uni interpretiert er als „Signal für die Politik, im Wissenschaftsbereich zu klotzen“. Bisher kam das nicht an: „Die Kürzungen sind das Falscheste, was man machen kann.“