: Sparen auf Kosten der Wehrlosen
Nach Kevins Tod behauptete Bürgermeister Jens Böhrnsen, die fachlichen Entscheidungen im Amt für Soziale Dienste seien nicht unter dem Druck finanzieller Sparvorgaben getroffen worden. Das steht im Widerspruch zu dem, was Mitarbeiter des Amtes für Soziale Dienste berichten: Ganz ausdrücklich hätten „Casemanager“ mit dem Hinweis auf die Sparvorgaben in konkreten Fällen erklärt, ein Kind könne nicht aus der Familie herausgenommen werden.
Jedes Sozialzentrum hat am Anfang des Jahres „Zielzahlen“ für alle kostenintensiven Bereiche, eben auch die „Fremdplatzierungen“ von Kindern, bekommen. Hat ein Sozialzentrum diese Zahlen nicht eingehalten, gab es „Vier-Augen-Gespräche“ mit dem mittlerweile aus dem Dienst entfernten Leiter des Amtes für soziale Dienste, Jürgen Hartwig.Nach der letzten Verwaltungsreform gab es kein eigenes Jugendamt mit eigenem Leiter mehr. Diese Funktion hatte der Sozialamtsleiter Hartwig mit zu übernehmen – ohne allerdings über die bei früheren Jugendamtsleitern vorhandene fachliche Qualifikation zu verfügen. Fachliche Debatten mit dem Jugendamtsleiter gab es nicht. Hartwig, so berichten Insider, sah seine Aufgabe darin, den „Knüppel des Sparens“ zu schwingen. Er hatte zuvor als Controller der Sozialausgaben im Finanzressort gearbeitet – zuständig für Soziales. Hartwigs Ehrgeiz habe erkennbar darin gelegen, dass die Sozialzentren die Zielzahlen einhalten. kawe