„Wilde Gerüchte kursieren“

ENGAGEMENT Die Bremer Seniorenvertretung stellt sich in Gröpelingen älteren MigrantInnen vor

■ 53, ist Sozialwissenschaftlerin und Geschäftsführerin des Zentrums für Migranten und Interkulturelle Studien.

taz: Frau Münchmeyer-Elis, welche Interessen von älteren MigrantInnen müssen dringend stärker vertreten werden?

Gudrun Münchmeyer-Elis: Ein Gremium wie die Seniorenvertretung könnte erreichen, dass Projekte gefördert werden, die ältere Migranten über die Leistungen informieren, die ihnen zustehen. Denn da gibt es häufig Unsicherheit.

Wo zum Beispiel?

Etwa wenn es darum geht, eine Kur zu beantragen oder Pflegeleistungen in Anspruch zu nehmen. Da kursieren wilde Gerüchte, wie dass die Rente bei einer Kur gekürzt wird. Gesundheitsfragen gibt es in der ersten Generation Migranten – also den Älteren – oft. Sie haben häufig in Berufen mit starker körperlicher Belastung und geringem Lohn gearbeitet, Gesundheitsprobleme und Altersarmut sind bei ihnen heute verbreitet.

Kennen ältere MigrantInnen die Seniorenvertretung denn?

Bisher eher nicht – zumindest die, mit denen wir arbeiten. Niemand weiß so recht, was die Seniorenvertretung ist und was sie macht. Auch in der Vertretung selbst sind bislang keine Migranten engagiert.

Was hindert daran?

Wenn man sich engagieren möchte, muss man zunächst wissen, was es gibt. Es gibt viele Möglichkeiten zur politischen Beteiligung, im Wohnumfeld beispielsweise die Beiräte. Doch ältere Migranten sind auch dort nicht eingebunden. Vielen fehlt die Zeit oder sie engagieren sich eher gewerkschaftlich. Für den nächsten Gremienwechsel der Seniorenvertretung werden sich allerdings über die Wohlfahrtsverbände zwei Migrantinnen bewerben.

Wie ist die Offenheit?

Es gibt bei der Seniorenvertretung großes Interesse, dass sich Migranten engagieren. Man weiß aber bislang gegenseitig wenig voneinander. INT.: THA

15 Uhr, Stiftungsdorf Gröpelingen, Gröpelinger Heerstraße 228