Als Tiger noch Kimonos trugen

NEUE BILDERBÜCHER Eitaro Oshima malt Gemälde für Vierjährige, bei Satoru Onishi und Katrin Wiehle gehen bei jungen Menschen die Suchaugen an

Am Ende wird sogar noch das Licht gelöscht, und 36 Augen sehen dich fragend aus der Dunkelheit an

VON EVA-CHRISTINA MEIER

Der japanische Zeichner Eitaro Oshima schafft wunderbare Bilder, die so dicht wie Gemälde sind. Sein Bilderbuch „Der Tiger und die Katze“ erzählt ein altes chinesisches Märchen auf sehr anrührende und witzige Art und Weise nach.

Die Geschichte handelt von einer Katze, die alles konnte, und einem Tiger, der ein rechter Tölpel war. Deshalb bat der Tiger die Katze flehentlich, ihm alles zum Jagen Notwendige beizubringen: das Anschleichen, das schnelle Rennen und den Sprung aus größter Höhe. Zum Glück aber hatte die Katze vergessen, ihm eine sehr entscheidende Sache beizubringen. Und das rettete ihr schließlich den Kopf.

Seit dieser Zeit leben Katzen lieber in den Häusern der Menschen. Der Tiger aber schleicht weiterhin allein durch die chinesischen Berge.

Zwei andere neue Bilderbücher sind für junge Menschen mit Suchaugen. „Wer versteckt sich“ von Satoru Onishi ist auf den ersten Blick ein sehr ungewöhnliches Bilderbuch. Es enthält fünfzehn fast identische Doppelseiten. Auf ihnen sind achtzehn sehr reduzierte, farbige Illustrationen von Tieren zu sehen. In immer der gleichen Reihenfolge: Hund, Tiger, Nilpferd, Zebra, Affe, Stier.

Schau genau!

Alle schauen zufrieden drein. Nein, ein Tier ist wütend. Welches ist es? Wo versteckt es sich? Das herauszufinden ist wirklich nicht einfach, denn die Unterschiede zwischen Lachen und Weinen, Schlafen und Wachen, An- und Abwesenheit sind manchmal nur minimal. Am Ende wird sogar noch das Licht gelöscht, und sechsunddreißig Augen sehen dich fragend aus der Dunkelheit an.

Trotzdem beantworten zu können, wer sich hier wo versteckt, das ist für Kinder nicht unmöglich, denn sie haben bekanntlich ein Gedächtnis wie ein Elefant. Für alle anderen gibt es die Antworten am Ende dieses schlichten, aber nicht simplen Rätselbuchs.

Auch in „Professor Pfeffers Tierisches Abenteuer“ muss man seine Suchaugen aufmachen, um die sich versteckenden Tiere zu entdecken. Die Aufforderung, genau hinzuschauen, verpackt die junge Illustratorin Katrin Wiehle in ihrem ersten aufwendig gestalteten Bilderbuch, anders als Satoru Onishi, klassisch in eine kleine Erzählung. Professor Pfeffer ist „Abenteurer“ und bereist die unterschiedlichsten Regionen der Welt. Überall, wo er hinkommt, beobachtet er Tiere und macht Fotos von ihnen – unter Wasser, am Nordpol, im Urwald. Doch in dem Gewimmel versteckt sich immer auch ein Tier, das in dieser Umgebung nicht heimisch ist.

Wären jene „verirrten Tiere“ nicht so verdammt schwer zu finden, die geschmackvollen Illustrationen und die etwas harmlose Geschichte um Professor Pfeffer allein würden schwerlich mitreißen. So aber schon.

Eitaro Oshima: „Der Tiger und die Katze“. Moritz Verlag, Frankfurt am Main 2010, 44 Seiten, 13,95 Euro. Ab 4 Jahren ■ Satoru Onishi: „Wer versteckt sich?“. Moritz Verlag, Frankfurt am Main 2010, 40 Seiten, 11,95 Euro. Ab 2 bis 3 Jahren ■ Katrin Wiehle: „Professor Pfeffers Tierische Abenteuer“. Beltz & Gelberg, Weinheim 2010, 32 Seiten, 14,95 Euro. Ab 3 Jahren