: „Den Leuten zumuten, die Bahn zu nehmen“
München sperrt die Innenstadt für alte Diesel. Ein Vorbild für NRW, sagt Umweltamtsleiter Günther Wegrampf
taz: Welche Autos dürfen nicht in die Münchner Innenstadt?
Günther Wegrampf: Zum 1. Oktober 2007 sollen alle Fahrzeuge der Schadstoffklasse Euro 1 und schlechter ausgeschlossen werden. Das sind ältere Diesel und Benziner ohne geregelten Katalysator. In einer zweiten Stufe ab 2008 werden auch Autos der Schadstoffklasse Euro 2 ausgeschlossen.
Wie viele Autofahrer betrifft das?
In München haben 20 bis 30 Prozent ein Auto mit Schadstoffklasse 1. Wir haben zusätzlich 500.000 Pendler, bei denen wir die Klasse nicht kennen.
Welche Probleme gab es bei der Durchsetzung der Umweltzone?
Der ADAC und die Industrie- und Handelskammer hatten natürlich Vorbehalte, vor allem auch was den Wirtschaftsverkehr angeht. Die Akzeptanz der Bürger kann man aber erst beurteilen, wenn die Umweltzone tatsächlich umgesetzt wird. Wichtig ist, dass die Bürger genug Zeit haben, sich darauf einzustellen.
Was bedeutet die Regelung für Leute, die in den Umweltzonen wohnen?
Für die gilt dasselbe wie für Pendler. Wenn sie ein Auto der Schadstoffklasse Euro 1 haben, müssen sie einen Rußfilter nachrüsten, oder auf ein neues umsteigen.
Alte Autos fahren vor allem Leute mit weniger Geld. Schließen sie diese mit der geplanten Regelung aus der Stadt nicht aus?
Nein. Wir wollen bei Ausnahmetatbeständen auf soziale Härtefälle Rücksicht nehmen, wenn jemand zwingend auf das Auto angewiesen ist, etwa aus gesundheitlichen Gründen. Die Tatsache, dass jemand alt und arm ist, ist für uns aber nicht ausschlaggebend. Wir haben in München ein optimal ausgebautes Nahverkehrssystem. Im Regelfall kann man den Leuten zumuten, mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Stadt zu fahren.
Reichen die Fahrverbote aus, um die Feinstaub-Richtlinie einzuhalten?
Nein. Neben der Umweltzone planen wir noch ein Transitverbot für LKW. Die dürfen in Zukunft nicht mehr durch die Innenstadt. Aber auch das wird nicht reichen. Trotzdem gibt es Gerichtsurteile, die die Maßnahmen als verhältnismäßig und vernünftig bezeichnen.
Was raten sie anderen Städten, um ihre Feinstaub-Probleme zu bekämpfen?
Die Einrichtung von Umweltzonen. Dadurch werden auch Anreize geschaffen, auf umweltfreundliche Verkehrsmittel umzusteigen. Sinnvoll wäre es, wenn sich alle Städte auf gleiche Richtlinien einigen, damit ich als Autofahrer weiß: Was hier in München gilt, gilt auch in anderen Städten.
INTERVIEW: MANFRED GÖTZKE