EVOLUTION: Rotwild orientiert sich am Eisernen Vorhang

PRAG | Elektrische Zäune aus der Zeit des Eisernen Vorhangs hindern Rotwild aus Tschechien nach wie vor am Überschreiten der Grenze zu Deutschland – obwohl sie bereits vor einem Vierteljahrhundert abgerissen wurden. Wie eine Siebenjahresstudie im tschechischen Nationalpark Böhmerwald (Sumava) zeigt, schreckt eine Spezies, der Rothirsch, immer noch vor dem Überschreiten der Linie zurück, die die kommunistische Welt ehemals vom Westen trennte. „Es ist faszinierend, zum ersten Mal zu realisieren, dass so etwas möglich ist“, sagte Projektleiter Pavel Sustr. Forschungsarbeiten auf deutscher Seite kämen zu ähnlichen Schlüssen. Weil die Tiere eine durchschnittliche Lebenserwartung von nur 15 Jahren hätten, habe keines von ihnen die Zeit des Eisernen Vorhangs miterlebt. „Trotzdem spielt die Grenze eine Rolle für sie und trennt zwei Populationen“, sagte Sustr. In Tschechien gab es drei parallel verlaufende elektrische Zäune. Knapp 500 Menschen starben beim Versuch zu flüchten. Auch Rotwild kam an der Grenze ums Leben. (ap)