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Archiv-Artikel

Kämpfen und Siegen

Die Schiedsrichter in der Siegener Kreisklasse wollen am Wochenende streiken. Der Grund sind prügelnde Spieler

In Siegen ist es ungemütlich. Der Regen fällt ausdauernder und heftiger als in anderen Landesteilen, die Grenze zu Hessen ist nah und auf den Fußballplätzen geht es auch hoch her – besonders auf den Plätzen der Kreisliga Siegen-Wittgenstein. In der laufenden Saison kam es bereits bei neun Spielen zu Ausschreitungen. Am vergangenen Wochenende musste ein Schiedsrichter ins Krankenhaus eingeliefert werden. Den Verantwortlichen des Kreises 28 reicht‘s: Für das kommende Wochenende wurden alle Spiele in den heimischen Kreisligen abgesagt. „Als Zeichen gegen die Gewalt und Brutalität insbesondere gegenüber Schiedsrichtern“, heißt es in einer Erklärung.

Insgesamt sei auf den nordhein-westfälischen Fußballplätzen eine Zunahme an Gewalt zu erkennen, sagt Gisbert Gondolf, Schiedsrichter-Obmann des westfälischen Fußballverbandes. Eine Eskalation wie in Siegen sei allerdings ein „Novum“.

Die Chronik des Fußballkreises liest sich beeindruckend. 10. September: Die Wittgensteiner Wochenpost fiel nach dem Spiel SV Feudingen gegen den FC Laasphe in einem Artikel „über einen langjährigen, verdienten Schiedsrichter her und erniedrigt ihn“. 13. September: Vor dem Spiel SV Schameder gegen den TuS Diedenhausen liegt ein Drohbrief in der Schiedsrichter-Kabine. Der Unparteiische soll für die heimische Mannschaft pfeifen, „ansonsten erfolge körperliche Gewalt“. Die Eskalation erfolgte dann am vergangenen Wochenende: Nach Ende der Partie Siegener SC gegen Anadolu Neunkirchen wird dem Schiedsrichter von einem „nicht neutralen Schiedsrichter-Assistenten“ mit der Fahne in den Unterleib gestochen. Der Schiedsrichter erlitt eine Hodenquetschung.

Der Vereinsvorsitzende von Anadolu Neunkirchen hat sich in aller Öffentlichkeit entschuldigt. Doch das ging den Verantwortlichen des Fußballkreises nicht weit genug: „Das hört sich zunächst edel an, aber etwas ganz entscheidendes fehlt: dass der betreffende Spieler sofort aus dem Verein ausgeschlossen wird und somit überhaupt keine Möglichkeit mehr erhält, seine offensichtlich vorhandene Gewaltbereitschaft auf Sportplätzen auszutoben.“ Die Siegener haben dabei besonders die „ausländischen“ Vereine im Visier: Hier bedürfe es einer „straffen und geordneten Vereinsführung“. Die angesprochenen Kicker von Anadolu Neunkirchen waren allerdings nur an einem Drittel der Fälle beteiligt. HOLGER PAULER