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Archiv-Artikel

berliner szenen Der Rembrandt-Effekt

Hauptsache, es flimmert

Heute will ich Bernd Krüerke treffen. Ich kenne ihn noch nicht, aber ich werde ihn leicht finden. Er wird mit seinem Stand unübersehbar auf dem Platz vor der Gemäldegalerie stehen. Bernd ist selbst Maler und nimmt die große Rembrandt-Ausstellung zum Anlass, darauf aufmerksam zu machen, dass wir das Wesen der Kunst besser erfassen können, wenn sie nicht als Massenevent mit schriller PR daherkommt.

„Der Rummel, die Aufmachung, die Lust am hohen Eintritt und am Schlangestehen, das Gefühl, dabei gewesen zu sein, wirken einer echten Begegnung zwischen Mensch und Kunst zuverlässig entgegen“, erklärt er mir, als ich ihn am Ende doch noch finde. Dass ich ihn erst mal komplett übersehen habe, lag wohl an den knalligen Neonfarben des Rembrandt-Logos.

„Hier geht’s rein“, kreischte es mich an und saugte mich wie von Zauberhand in den Eingangsbereich der Galerie. Obwohl ich doch wusste, dass ich Bernd dort bestimmt nicht finden würde.

„Ja, ja, auf diese Weise soll die Kunst einem kulturfernen Publikum nahegebracht werden!“ – Bernd winkt lachend ab, als ich endlich draußen neben ihm stehe. Er bietet schöne Handzeichnungen für acht Euro an und lässt dazu Klassik aus einem Ghettoblaster laufen. Er erzählt mir von einer Art Rembrandt-Darkroom in der Galerie, in dem zum Zwecke des Kunst-Nahebringens ein Werk geschickt angestrahlt wird, einfach, um den typischen Rembrandt-Lichteffekt noch stärker hervorzuheben.

Unter den Linden werden gerade die Weihnachtslichterketten an die Bäume gebastelt. Um auch hier wieder rechtzeitig den Inhalt hinter der Form verschwinden zu lassen? Ach egal. Hauptsache, es flimmert.

KATHARINA HEIN