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Archiv-Artikel

Angriff auf Haus des jüdischen Gemeindevorsitzenden

ANSCHLAG Unbekannte attackieren das Haus von Michael Fürst in Hannover. Zeugen wollen Täter gesehen haben, die Polizei tappt noch im Dunkeln

Das Wohnhaus des Landesvorsitzenden der jüdischen Gemeinden von Niedersachsen, Michael Fürst, ist nach dessen Angaben von unbekannten Tätern mit Schüssen attackiert worden. Drei Fensterscheiben oberhalb und unterhalb seiner Wohnung in Hannover seien am Sonntagabend gegen 21 Uhr von Schüssen aus einem Luftgewehr oder einer Luftpistole getroffen worden, sagte Fürst. „An zwei Fensterscheiben gibt es Abdrücke von Projektilen“, fügte er hinzu. Alle drei Fensterscheiben seien allerdings nur beschädigt und nicht durchschlagen worden.

Von einem Anschlag auf seine Person wollte Fürst zunächst nicht sprechen. „Ich sehe das bislang als nicht gegen mich gerichtet an“, sagte 63-Jährige, der auch Vorsitzender der jüdischen Gemeinde in Hannover ist. Er sei am Sonntagabend zu Hause gewesen, habe selbst aber von den Schüssen nichts bemerkt. Nachbarn hätten ihn erst auf den Vorfall aufmerksam gemacht. „Ein Zeuge hat zur fraglichen Zeit in etwa 50 Meter Entfernung zwei junge Männer beobachtet“, sagte Fürst weiter. Einen davon habe er als etwa 20 Jahre alt und korpulent beschrieben.

Bei der hannoverschen Polizei übernahm der Staatsschutz die Ermittlungen wegen der Attacke. Durch die Beschädigung der Scheiben des Hauses sei um 20.59 Uhr ein Alarm ausgelöst worden, sagte Polizeisprecher Stefan Wittke. Ob tatsächlich Schüsse aus einer Waffe auf das Haus abgegeben worden seien, könne man allerdings noch nicht sagen. „Die Beschädigungen an den Scheiben können auch auf Steinwürfe oder Schüsse mit einer Steinschleuder zurückgehen“, sagte er. Durch die Attacke gegen die Scheiben sei niemand verletzt worden.

Konkrete Hinweise auf einen antisemitischen oder politischen Hintergrund des Anschlages liegen der Polizei bislang nicht vor. Es sei kein entsprechender Anruf oder auch kein Schreiben eingegangen und man habe in der Umgebung auch keine Parolen an Wänden gefunden, sagte Wittke. Anwohner erklärten in ersten Befragungen, zur fraglichen Zeit „laute Geräusche“ gehört zu haben. Patronenhülsen oder Ähnliches fand die Polizei zunächst nicht, obwohl sie einen Spürhund einsetzte.  (dpa)