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Archiv-Artikel

So mit Spruch-T-Shirt

ORTSTERMIN Computer-Nerds, Kinder und Cineasten beim Internationalen Trickfilmfestival

Es ist der Glutamat-Geruch von Nachos mit Salsa, der nicht so recht zu dieser Tageszeit passt, morgens 11 Uhr. In Stuttgart lässt man den sonnigen Tag hinter sich und steigt die gewundene Treppe zum Kino Metropol hinauf, um die Wettbewerbsbeiträge zum Internationalen Trickfilmfestival zu sehen. Hier werden Animationsfilme aller möglichen Macharten gezeigt: 2-D oder 3-D. Bunt wie in der „Sendung mit der Maus“ oder düster wie in „Sin City2. Realistisch oder abgedreht.

Das Festival ist in der 21. Auflage das größte seiner Art in Deutschland. Wo sich anfangs nur ein paar Experten, Studenten und Lehrende über Trickfilm unterhalten haben, wurden bis Sonntag um die 80.000 Besucher in Stuttgart erwartet. Animation ist durch Computerspiele und veränderte Sehgewohnheiten massentauglich geworden. Auf dem Schlossplatz steht eine Leinwand. Open Air laufen Animationsfilme, zwar längst bekannte wie „Keinohrhase und Zweiohrküken“ mit Til Schweigers Stimme. Familien, Parkbewohner mit Bierflaschendepot und Kinder schauen zu. Film verbindet. Oder Til Schweiger. Man weiß es nicht. Joost Lieuwma ist aus dem holländischen Utrecht nach Stuttgart gekommen. Sein Film „Leaving Home“ hat es in den Wettbewerb des Festivals geschafft, ein Kurzfilm wie alle Beiträge. In kindlich-naiver Comiczeichnung, 2-D, erzählt er die Geschichte eines jungen Mannes, der sich nicht von Zuhause trennen kann: Mal weht ihn ein heftiger Sturm zu den Eltern zurück, mal spült ihn eine Flut dorthin. Erst als die Mutter stirbt, muss er allein klarkommen.

Der Weg von der ersten Idee bis zu einer Geschichte, die berührt und zündet, sei schwer, sagt Joost. Beim Festival gibt es Drehbuchworkshops und Fachgespräche. Joost will in Stuttgart vor allem Kollegen kennenlernen. Wie er die unter den Besuchern erkennt? Die Nerds eben, mit verrückten Frisuren oder Bärten, sagt er, die T-Shirts mit lustigen Aufdrucken tragen. Joost schaut an sich herunter. Auf seinem Shirt: eine Katze in Blau-Orange. Auf dem seiner Begleiterin: ein winkender Roboter.

LENA MÜSSIGMANN, STUTTGART