„Jemand, der anführt?“

Musikalisches Theater über die Masse

■ 28, studiert Musiktheaterregie in Hamburg. Sie arbeitet für Theaterprojekte und hat ein Buch geschrieben. FOTO: OLIVER FANTITSCH

taz: Frau Steeb, ist es Ihr erstes Stück, das heute Premiere hat?

Kerstin Steeb: Ja. Es ist schon lange in Arbeit. Aber die Chorsänger sind Laiensänger und nebenher berufstätig. Deswegen konnten wir nur einmal die Woche abends proben.

Das Stück besteht hauptsächlich aus einem Konzert. Warum ist Ihnen Musik so wichtig?

Da ich Operngesang studiere, habe ich ständig mit Chören zu tun. Wenn viele Menschen auf einmal etwas singen, habe ich das Gefühl einer Gänsehaut. Und was ist das Thema Ihres Stücks?

Die zentrale Frage ist die Gegenüberstellung von Individuum und Masse. Viele Gruppen ähneln sich, sie sind immer aus Prototypen zusammengesetzt. Braucht es in der Masse jemanden, der anführt? Das ist immer auch ein politisches Thema. Wir versuchen, da mit Humor dranzugehen. Uns geht es hauptsächlich um den Gesang. Es geht darum, zu genießen.

Was ist für Sie ein gutes Theaterstück?

Ein gutes Stück ist eines, das mich berührt und bewegt und bei dem ich Kurzweile empfinde.

Wenn das Publikum heute Nacht aus der Premiere kommt: Was soll es denken?

Dass es ungewöhnlich und unerwartet war. Und dass die Schauspieler eine Präsenz hatten, obwohl es Laien sind.INTERVIEW: NORA LASSAHN

„Mensch.Masse“, Überlebensprobe mit Chorgesang von Kerstin Steeb, beim Festival junger Regisseure „Kiezstürmer“: 23 Uhr, St.-Pauli-Theater, Spielbudenplatz 29-30