PETER GERDES, WUT UND WELLEN
: Explosive Marmelade

Kein wirklich packender Krimi – eher ein Wiedertreffen mit alten Bekannten, die man so sehr gar nicht vermisste

Das Marketing mancher Verlage hat dem Regionalkrimi zu einiger Verbreitung verholfen – und zu einem zweifelhaften Ruf. Sind Regionalkrimis wirklich so provinziell? Das will diese Serie in loser Folge ergründen.

Bereits zum zehnten Mal ermittelt Hauptkommissar Stahnke in Peter Gerdes neuem Krimi „Wut und Wellen“. Ein alter Bekannter also, der etwas dröge Herr Stahnke, der gutes Essen schätzt und dessen kriminalistische Arbeitsweise am ehesten mit „In der Ruhe liegt die Kraft“ zu beschreiben ist.

In seinem aktuellen Fall geht es zunächst um Mord. Der Chef einer Zeitarbeitsfirma, der offenbar auf großem Fuß lebte und das auf dem Rücken seiner Mitarbeiter, wird im Bingumer Jachthafen tot aufgefunden. Und es sieht nicht so aus, als wäre er nur einem Bootsdieb in die Quere gekommen, sondern als sei hier jemand wirklich wütend auf ihn gewesen.

Während Stahnke also die Ermittlungen aufnimmt, werden auf Langeoog gleich serienweise Sprengstoff- und Giftanschläge verübt. Hier explodiert eine Gasflasche und dort melden sich Besucher bei der Polizei, denen es nach einem Frühstücksbrötchen mit inseleigener Sanddornmarmelade schlecht geht. Die hier stationierten Polizisten Lüppo Buss und Insa Ukena, von den Festlandkollegen geringschätzig „Inselpolizisten“ genannt, versuchen die Anschlagsserie aufzuklären, treten aber auf der Stelle – bis Stahnke selbst eingreift.

Auch wieder mit dabei sind Stahnkes Freundin Sina Gersema, die derzeit auf Langeoog wohnt und arbeitet, und ihr Ex-Freund, der Journalist Marian Godehau, der schon in den allerersten Stahnke-Fall verwickelt war und der gerade auf die Insel strafversetzt wurde.

Seine erste Geschichte schreibt er über vier alte Männer, die er bei seiner Ankunft auf der Insel am Bahnhof trifft und die ihre Zeit damit verbringen, über die Touristen zu schimpfen. Er tauft sie die „Viererbande“, und bald geraten die Männer in Verdacht.

Der 54-jährige Gerdes ist in Emden geboren und lebt mit seiner Familie im ostfriesischen Leer, wo auch sein Hauptkommissar Stahnke eine Weile wohnte. Mit 16 fuhr Gerdes zur See, wurde Marinefunker, bevor er Germanistik und Anglistik studierte und eine Weile als Journalist arbeitete.

Viele Stationen seiner Biografie finden sich skizzenhaft in seinen Krimis wieder. So wählt er beispielsweise als Kulisse für die Handlung nur Orte aus, an denen er sich auskennt und Typen, die er glaubwürdig einbinden kann. Heraus kommen dann Charaktere, wie in einem ostfriesischen Regionalkrimi zu erwarten – gern ein wenig tumb, aber mit Sinn fürs Geschäft, angewiesen auf Touristen, aber lieber unter sich bleibend.

Gerdes gelingt es, seinen Protagonisten Leben einzuhauchen. Die Handlung wirkt dagegen sprunghaft, so als würde er sich von spontanen Einfällen statt von einem klaren Ziel leiten lassen.

Ein wirklich packender Krimi ist dann auch nicht dabei herausgekommen, eher ein Wiedersehen mit alten Bekannten – die man so sehr gar nicht vermisste.

ILKA KREUTZTRÄGER

Peter Gerdes, Wut und Wellen, Leda, 320 S., 9,90 Euro