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Archiv-Artikel

Feuerwehr-Pädagogik in Niedersachsen

Bei der Unterrichts-Versorgung an niedersächsischen Gymnasien wird es eng – trotz einer rechnerischen Unterrichtsversorgung von 100 Prozent. Minister Busemann: „Es gibt einen gewissen Handlungsbedarf“

Trotz einer rechnerischen Unterrichtsversorgung von landesweit 100 Prozent hat Niedersachsens Kultusminister Bernd Busemann (CDU) Schwierigkeiten an manchen Schulen eingeräumt. „An Gymnasien wird es eng“, sagte er gestern in Hannover bei der Vorstellung der Schulstatistik für das Schuljahr 2006/2007. „Da gibt es einen gewissen Handlungsbedarf.“ Bei einer Versorgung von 97 Prozent sei der Pflichtunterricht aber noch sichergestellt. Die Grünen im Landtag kritisierten: „Der Kultusminister ist mit seinem Versprechen einer gesicherten Unterrichtsversorgung endgültig gescheitert“. Allerdings gebe es „Feuerwehr-Lehrkräfte“, die bei Problemen einspringen könnten, sagte Busemann. „Es ist Geld da.“

Schulen mit Engpässen sollten diese Lehrkräfte beantragen. Von einem Gesamtetat in diesem Jahr in Höhe von 22,8 Millionen Euro für die „Feuerwehr“- Pädagogen stehen bis Ende Dezember noch fast 5,3 Millionen Euro zur Verfügung.

Spitzenreiter beim Wechsel der Kinder in weiterführende Schulen bleiben die Gymnasien. Dabei gibt es deutliche regionale Unterschiede. Außerdem folgen viele Eltern teils nicht den Empfehlungen der Lehrer, welche Schulform für das Kind die Richtige ist. „Der Elternwille ist ein hohes Gut“, sagte Busemann. Für die Hauptschule wurden landesweit 24,8 Prozent der Kinder empfohlen, aber nur knapp 15 wechselten dann tatsächlich in diese Schulen.

Die stellvertretende Vorsitzende der Grünen-Fraktion, Ina Korter, sagte, die Hauptschule stecke in einer Krise. Die Zahl der Hauptschul-Anmeldungen sei erneut um ein Zehntel zurückgegangen. Der Minister könne sich der Diskussion über die Zukunft dieser Schulform nicht länger entziehen.

Busemann sprach sich dafür aus, bei Lücken in bestimmten Fächern auch auf Kräfte außerhalb der üblichen Lehrerschaft zurückzugreifen. „Wir kaufen uns da und dort noch Fachkräfte ein“, sagte er. So könnten Schulen pensionierte Lehrer für einige Stunden einstellen oder Musiker für den Unterricht einsetzen.

Der Landesvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Eberhard Brandt, erneuerte die Kritik seiner Organisation an der Unterrichtsversorgung der niedersächsischen Schulen. „Durch noch soviel Rhetorik wird aus einer viel zu knappen Unterrichtsversorgung keine gute.“ Es fehle an Ressourcen, zum Beispiel für individuelle Fördermaßnahmen, für Sprachförderung und Vertretungsunterricht. DPA/TAZ