DIE WERBEPAUSE
: Deutsche, kauft deutsche Briketts!

Winterzeit ist Heizzeit. Und zumindest in Berlin-Nordneukölln ist Winterzeit auch Kohlezeit. An trockenen Tagen weht noch immer ein süßlicher Ofengeruch durch die Hinterhöfe und an den Türen der Mietshäuser preisen die Kohlenhändler ihre Waren an. Doch der Konkurrenzdruck ist hoch: dank fortschreitender gentrifikationsbedingter Durchsanierung schwindet der Kundenstamm. Längst trinkt die Hipsterschickeria ihr Bier in der Bar „Holz und Kohlen“ – in den Räumen eines untergegangenen Brennstoffhändlers.

Da muss man schon auffallen: der Brennstoffhandel Graf spielt die Deutschland-Karte: Explizit Deutsche Briketts werden angeboten. Denn nur Deutsche Kohle heizt auch mit Deutscher Zuverlässigkeit! Außerdem rettet man so die Arbeitsplätze deutscher Bergleute – wer hier an den plappernden Schimpansen denkt, der seit Ewigkeiten stolz im Fernsehen erzählt, dass die Bekleidungsfirma Trigema nur in Deutschland produziert, liegt richtig. Wer an Tucholskys „Deutsche, kauft deutsche Bananen“ denkt, auch. Dabei ist das gar nicht sooo speziell, im Privatheizbereich kommt immer noch ein guter Teil der Kohle aus deutschem Boden.

Aus Sorge, die eher links wählenden Nordneuköllner mit so viel nationalem Protektionismus abzuschrecken, hat Graf noch „Support your local dealer!“ an den Rand gebappt. Das impliziert dann nämlich Widerstand gegen das internationale Großkapital und nachhaltige lokale Wirtschaftskreisläufe. MBR