DER RECHTE RAND WIE BAD NENNDORF MIT DEM AGNES-MIEGEL-DENKMAL UMGEHT : Umstrittene Dichterin
„Nichts als den Hass zu hassen“ steht auf dem Denkmal für Agnes Miegel im Bad Nenndorfer Kurpark. Die Zeile sollte eigentlich keine Aufregung auslösen. Doch die ostpreußische Dichterin ist umstritten, war sie bis zu ihrem Tod 1964 bekennende Nationalsozialistin.
Im vergangenen Jahr hat der Stadtrat beschlossen, das Denkmal zu entfernen. „Eine erfreuliche Entscheidung“, sagt Jürgen Uebel, Vorsitzender des Bündnisses gegen Rechtsextremismus „Bad Nenndorf ist bunt“. Doch noch ist nichts passiert und die „Agnes Miegel Gesellschaft“ hat ein Bürgerbegehren zum Erhalt des Denkmals gestartet. Mehr als 700 Unterschriften wollen sie gesammelt haben.
Am kommenden Mittwoch hat „Bad Nenndorf ist bunt“ um 19 Uhr zur Podiumsdiskussion „Agnes Miegel als Vorbild? Pro & Contra“ in die Wandelhalle geladen. Der Politikwissenschaftler Joachim Perels und die Historikerin Anke Sawahn sind da. Abgesagt hat die zweite Vorsitzende der „Agnes Miegel Gesellschaft“. Annemete von Vogel hätte für den Erhalt des Denkmals argumentiert. Doch sie hält die Fragestellung für falsch, Werk und Person müssten getrennt werden.
Miegel war Mitglied der NS-Frauenschaft und der NSDAP und schrieb etwa 1934: „Wir werden ein nationalsozialistischer Staat sein – oder wir werden nichts seien!“ und dichtete 1938 „Laß in deine Hand, Führer, uns vor aller Welt bekennen; Du und wir, nie mehr zu trennen stehen ein für unser deutsches Land.“ 1949 reimte sie: „Wir wandern, wir wandern, endloser Zug, Volk, das die Geißel des Krieges schlug.“ Der rechte Verlag Bublies hat letztes Jahr die CD „Ostpreußen – Es war ein Land“ veröffentlicht, auf der Miegel einige ihrer Gedichte vorträgt.
Miegels politische Aussagen stünden in keinen Verhältnis zu ihrem Werk, begründet Annemete von Vogel ihr Engagement für den Erhalt des Denkmals. Ihre Texte müssten im Kontext der Zeit gesehen werden.
ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland