PRESS-SCHLAG
: Beine, Brüste und Probleme

WM 2011 Heute werden die Gruppen für das große Weltturnier ausgelost. An den Lostöpfen: ein ehemaliger Fußballtorwart und ein langbeiniges Supermodel. In einer Nebenrolle: der Frauenfußball

Es wird ernst. Die nächste WM im eigenen Land steht an. 2011 sollen die Frauen für märchenhafte Stimmung sorgen. In Frankfurt werden heute die Vorrundengruppen ausgelost. Die erste große Show des Frauenfußballs soll das werden. In einer der Hauptrollen: Oliver Kahn. Der Supermacho und Ego-Autobiograf („Ich, ich, ich und noch mal ich über mich, mich, mich und noch mal mich“). Ist der Mann nach den vielen Abenden mit Katrin Müller-Hohenstein im ZDF-Studio zum Frauenfußballversteher geworden? Er wird auf jeden Fall sagen, was man eben so sagt, wenn man auf die WM angesprochen wird: „Ich freu mich drauf.“

Bundestrainerin Silvia Neid freut sich natürlich auch. Am vergangenen Donnerstag machte sie indes einen äußerst mürrischen Eindruck. 8:0 hatte ihre Nationalmannschaft da gerade gegen Nigeria gewonnen. Für den Frauenfußball war das ein Scheißspiel, das da in Leverkusen stattgefunden hat. Gerade einmal 8.000 Zuschauer wollten sehen, wie ein völlig überforderter Afrikameister sich gegen einen nicht besonders engagierten Weltmeister blamiert hat. Nach so einem Spiel fällt es schwer, sich als Fußballfan auf die WM 2011 zu freuen. Denn der Frauenfußball hat ein Problem: Es gibt zu wenige Spitzenteams. Nigeria ist WM-Teilnehmer.

Doch das sind sportliche Probleme. Davon soll am Abend der feierlichen Auslosungszeremonie natürlich nicht die Rede sein. Da soll alles schön sein. Deshalb darf neben Oliver Kahn das Model mit den längsten Beinen der Welt (1,25 Meter), Adriana Karembeu, mit in die Lostöpfe greifen. Was die mit Fußball zu tun hat? Ihr Mann Christian wurde 1998 mit Frankreich Weltmeister. Außerdem ist sie seit ein paar Wochen Frauenbotschafterin des französischen Fußballverbands und hält als solche des Öfteren ihre Titten im Dienste der Entwicklung der Frauenfußballs in die Kameras. Das gefällt den Machern bei der Fifa. Die sind auch ganz stolz auf die Auslosungsstadt Frankfurt, die für den WM-Auftakt so schön plakatiert hat und so für die „feminine Seite des Sports“ wirbt.

Man hätte meinen mögen, die Fifa sei weiter. 2004 hat Präsident Sepp Blatter – ach ja, der hat übrigens abgesagt für die Gala am Montag – noch mächtig Ärger bekommen, weil er knappere Outfits für die Spielerinnen gefordert hat, um Sponsoren aus der Kosmetikbranche anlocken zu können. Heute schickt er statt einer gestandenen Kickerin ein Model an die Lostöpfe. „20Elf von seiner schönsten Seite“, so lautetet das offizielle Motto der WM. Bei der Auslosung wird das so umgesetzt: lange Beine, pralle Brüste, ein echter Fußballer und ein bisschen Frauensport. Freuen wir uns auf 2011!ANDREAS RÜTTENAUER